Biographie

Behrend, Paul Gerhard

Herkunft: Danzig
Beruf: Agrikulturchemiker
* 24. Mai 1853 in Danzig
† 2. April 1905 in Danzig-Langfuhr

Da der Vater Heinrich Theodor Behrend (1817-1893) als preußischer Landespolitiker mehrfach umzog, bevor er sich auf sein Gut bei Danzig zurückzog, kam Paul erst zum Abschluß seiner Schulzeit ab 1870 an das Gymnasium in Elbing, das er Ostern 1872 mit dem Reifezeugnis verließ. Anschließend begann er Chemie an der Universität Heidelberg zu studieren, wo er Schüler der berühmten Chemiker Robert Wilhelm Bunsen (1811-1899) und Gustav Robert Kirchhoff (1824-1887) war. Nach seinem Wechsel an die Universität Leipzig (1873) wandte er sich der Agrikulturchemie zu und wurde dort im Dezember 1876 unter Vorlage der Dissertation „Über Sulfurylchlorid und sein Verhalten gegen Alkohole“ zum Dr. phil. promoviert. Danach arbeitete er 1876-1882 als Assistent an der Agrikulturchemischen Versuchsstation der Universität Halle, wo er Prof. Max Maercker beim Entstehen von dessen Arbeiten auf dem Gebiet der Spiritusfabrikation unterstützte. In Halle habilitierte sich Behrend am 23. November 1881, wofür er die Arbeit „Studien über die Einwirkung der wichtigsten Pflanzennährstoffe auf das Leben einiger Culturpflanzen nach Versuchen von Lawes und Gilbert in England“ vorlegte, die Teil seiner Schrift „Die Resultate der hauptsächlichsten Felddüngungsversuche von Lawes und Gilbert in England und ihre Bedeutung für die deutsche Landwirtschaft“ (1881) war.

Schon 1881 erhielt er einen Ruf an die Landwirtschaftliche Hochschule Komaba bei Tokio, den er aber ablehnte. Einen Ruf auf die ordentliche Professur für allgemeine Chemie und landwirtschaftliche Technologie an der Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim bei Stuttgart nahm er 1882 an. Schnell legte Behrend hier die veraltete Zuckerfabrik still, da Zuckerfabrikation damals schon aus dem Bereich der Landwirtschaft herausgewachsen und eine eigene Industrie geworden war. Er erweiterte die bisherige Technische Werkstätte zu einem Landwirtschaftlich-Technologischen Institut, das u. a. über eine Brennerei und eine Brauerei verfügte, die beide als Versuchsbetriebe dienten und von Behrend modernisiert wurden. Im Zuge der Umwandlungen gründete er 1889 eine Versuchsstation für Gärungsgewerbe, die eine chemische und eine hefephysiologisch-bakteriologische Abteilung besaß, ferner eine Hefezuchtanstalt und eine Untersuchungsstelle zur bakteriologischen und mikroskopischen Überprüfung von Milch und Molkereiprodukten. Nach seiner Ernennung zum Kollegialmitglied der Kgl. Württembergischen Zentralstelle für Gewerbe und Handel wurde Behrend Referent für alle chemisch-technischen Angelegenheiten in dieser Behörde. 1899 lehnte er einen Ruf an die Technische Hochschule Braunschweig ab, nahm aber 1904 die Berufung an die entstehende Technische Hochschule in Danzig an, wo er bis zur Wahl des ersten Rektors Hans von Mangoldt (1854-1925) auch die Rektoratsgeschäfte führte.

In seiner wissenschaftlichen Arbeit hatte Behrend in Halle Vorlesungen besonders zur Agrikulturchemie gehalten unter Einbeziehung der wissenschaftlichen Versuchstätigkeit der Landwirte. In Hohenheim beschäftigte er sich besonders mit organischer Experimentalchemie sowie mit der Technologie der Gärungsgewerbe, des Zuckers und des Wassers. Seine besondere Leistung bestand in der schnellen Modernisierung und Erweiterung der ihm anvertrauten Institute. Leider starb der ideenreiche Hochschullehrer schon früh und konnte in Danzig nur am Aufbau der Technischen Hochschule mitwirken.

Lit.: Nachweise bei: Klaus Bürger, Behrend, Paul Gerhard, in: Altpreußische Biographie, Bd. V, 2. Lieferung, Marburg/Lahn 2007, S. 1753f. (im Druck).

Bild: Geistige Welt, ca. 1905, benutzt in: Dt. Biogr. Archiv II, Fiche G 7, Feld 20.

Klaus Bürger