Biographie

Below, Georg von

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Historiker
* 19. Januar 1858 in Königsberg i.Pr
† 20. Oktober 1927 in Badenweiler

Georg von Below stammte aus einer preußischen Offiziers- und Beamtenfamilie. Er studierte von 1878 bis 1883 in Königsberg, Bonn und Berlin Geschichte und Staatswissenschaften und wurde 1883 in Bonn promoviert. 1886 habilitierte er sich in Marburg für das Fach Geschichte. 1889 wurde er in Königsberg zum ao. Professor ernannt. Weitere Stationen seiner akademischen Laufbahn waren Ordinariate in Münster (1891), Marburg (1897), Tübingen (1901) und Freiburg i.Br. (1905), wo er bis zu seiner Emeritierung 1924 lehrte.

Ausgangspunkt seiner verfassungsgeschichtlichen Forschungen war die Herausgabe der Landtagsakten von Jülich-Berg (2 Bde., 1895/1907). Ergänzend dazu schrieb er Die landständische Verfassung von Jülich und Berg (2 Bde., 1885/1886) und Geschichte der direkten Staatssteuern in Jülich und Berg (2 Bde., 1890/1891). Ein weiterer Schwerpunkt seiner Forschungen war die Geschichte der mittelalterlichen Städteverfassung. Hier sind zu nennen Die Entstehung der deutschen Stadtgemeinde(1889),Der Ursprung der deutschen Stadtverfassung(1892),Das ältere deutsche Städtewesen(1898),Territorium und Stadt(1900) und Die mittelalterliche Stadtwirtschaft und die gegenwärtige Kriegswirtschaft(1917). Zur Verfassungsgeschichte veröffentlichte er Der deutsche Staat des Mittelalters (Bd. 1, 1914). Er wollte in diesem, nicht vollendeten Werk den staatlichen Charakter des deutschen Reiches im Mittelalter nachweisen und wandte sich dabei gegen Auffassungen von Johannes Haller und Otto von Gierke.

Below äußerte sich auch zu Fragen der Methoden der Geschichtsschreibung, u.a. in seiner gegen Karl Lamprecht gerichteten Schrift Die neue historische Methode (1898). Sein letztes Werk war Die italienische Kaiserpolitik des deutschen Mittelalters (1927), in dem er nochmals dezidiert den Standpunkt Heinrich von Sybels gegen Julius Ficker verfocht, wonach die Italien- und Kaiserpolitik der deutschen Herrscher des Mittelalters verhängnisvoll gewesen sei, da sie die Herausbildung eines deutschen Nationalstaates verhindert habe.

Below gab die Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (1903ff.) und mit Friedrich Meinecke dasHandbuch der mittleren und neueren Geschichte (1903ff.) heraus. Kleinere Arbeiten enthalten die Bände Probleme der Wirtschaftsgeschichte (1920) und Vom Mittelalter zur Neuzeit (1924). Posthum erschien seine Geschichte der deutschen Landwirtschaft des Mittelalters in ihren Grundzügen. Aus den hinterlassenen Papieren hrsg. von F. Lütge (1937).

Politisch engagierte er sich für den Freikonservativismus, publizistisch als einer der Begründer der Zeitschrift Deutschlands Erneuerung (mit H.St. Chamberlain u.a.) und der Schriftenreihe Herdflamme (mit Othmar Spann). Below war mit Minna geb. Wiebel verheiratet; dieser Ehe entstammten fünf Kinder. Minna von Below veröffentlichte nach seinem Tod die Biographie Georg von Below. Ein Lebensbild für seine Freunde (1930).

Georg von Below gilt aufgrund seiner fundierten Forschungen als der führende Verfassungs- und Sozialhistoriker seiner Zeit.

Lit.: Neue Deutsche Biographie, Bd. II. – Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte, Bd. 1. – Georg von Below, in: Ostdeutsche Gedenktage 1977. – Notker Hammerstein (Hrsg.), Deutsche Geschichtswissenschaft um 1900, 1988. – Luise Schorn-Schütte, in: Historikerlexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart, hrsg. v. Rüdiger vom Bruch und Rainer A. Müller, 22002.

Bild: Historisches Seminar der Universität Bonn.

Harro Kieser