Friedrich Bergius wurde am 11. Oktober 1884 in Goldschmieden bei Breslau geboren. Die Familie hatte früher einmal Berg geheißen, und aus ihr war nicht nur der Hofprediger des Großen Kurfürsten, sondern waren in der Folgezeit Offiziere und Beamte im preußischen Staatsdienst, sowie Theologen und Kaufleute hervorgegangen. Sein Vater Heinrich, Sohn des Regierungsrates und Professors der Staatswissenschaften an der Universität in Breslau, Carl Julius Bergius, hatte 1880 die chemische Fabrik Goldschmieden erworben. So wurde damit der Grund für seine spätere Laufbahn gelegt.
Friedrich Bergius war Schüler des Realgymnasiums am Zwinger in Breslau und ging nach seiner Reifeprüfung als Volontär in die Friedrich-Wilhelm-Hütte nach Mülheim/Ruhr. 1903 begann er sein Studium der Chemie bei Prof. Ladenburg an der Breslauer Universität, bis er 1905 zu Prof. Hantzsch nach Leipzig überwechselte, bei dem er seine Doktorarbeit „Über absolute Schwefelsäure als Lösungsmittel“ vorbereitete. Fertiggestellt hat er sie bei Prof. Abegg in Breslau und 1907 in Leipzig promoviert.
Der väterliche Betrieb in Goldschmieden war noch vor dem Tode seines Vaters veräußert worden, und damit stand seiner wissenschaftlichen Laufbahn nichts mehr im Wege. Er arbeitete bei Prof. Nernst in Berlin und bei Prof. Haber in Karlsruhe, wo gerade die Arbeiten zur Synthese von Ammoniak unter hohem Druck bei hoher Temperatur vorgenommen wurden. Schließlich ging er zur Habilitation an die Technische Hochschule nach Hannover, wo er nun seinen ständigen Wohnsitz genommen hatte.
Von seiner Vaterstadt Breslau sagte er einmal vor einem Hörerkreis: „Die alte Stadt, mit der mich tausend Erinnerungen aus meiner ersten Jugend und der Zeit des Heranwachsens verbinden, hat ihre starke Anziehungskraft auf mich nie verloren, und in mehrjährigen Abständen habe ich immer wieder kürzere Zeit in ihren Mauern geweilt.“
Friedrich Bergius gelang es in seinem Laboratorium Apparate zu konstruieren, die trotz vieler Verschlußstellen längere Zeit hindurch bei Temperaturen von über 300° einen Druck von 150 atü konstant hielten. Das versetzte ihn in die Lage, seinen Hörern Hochdruckversuche zu demonstrieren. Bei seinen Arbeiten zur Herstellung von Wasserstoff kam er zu sehr wesentlichen Entdeckungen, die zu einem seiner ersten Patente führten, dem späterhin noch zahlreiche folgten, wie das der Kohlehydrierung bzw. „Kohleverflüssigung“, das auf den 9. August 1913 datiert ist. Damit hatte er ein Verfahren entwickelt, um die großen Kohlevorräte der Erde zur Herstellung von Treibstoff verwenden zu können.
Das brachte ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg 1927, der Technischen Hochschule Hannover 1931 und der Harvard Universität 1936 ein. Die Verleihung des Nobelpreises für Chemie 1931, den er gemeinsam mit Carl Bosch erhielt, war schließlich die höchste Auszeichnung. In der Begründung zur Verleihung hieß es u. a.: „Sie haben eine Aufgabe in Angriff genommen, die hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Menschheit mit der Lösung der Stickstoffrage verglichen werden kann. Sie haben gezeigt, wie man zu flüssigen Brennstoffen gelangen kann. Sie haben dadurch die Gefahr abgelenkt, die durch die früher oder später erwartete Erschöpfung der Erdölvorkommnisse drohte. Auf der Grundlage Ihrer Arbeit ist schon eine gewaltige Industrie entstanden.“ Seines bisherigen Arbeitsgebietes hatten sich entsprechende Unternehmen angenommen, und so griff er ein anderes Problem auf, das ihn schon seit 1916 beschäftigte, die Gewinnung von Zucker aus Zellulose. Es dauerte Jahre, bis die Holzverzuckerung industriell ausgewertet werden konnte, die Produkte wie Traubenzucker, Alkohol und Hefe hervorbrachten. Die Verdienste seiner Mitarbeiter würdigte er einmal so: „Diese Arbeiten sind ein typisches Beispiel dafür, daß ein technisches Verfahren nicht auf einer Erfindung beruht, sondern aus einer Reihe von teils neuen, teils übernommenen chemisch-technisch-physikalischen Ideen aufgebaut werden muß …“. Zur Zeit des Nationalsozialismus genoß er nicht immer die Anerkennung, die ihm für die Bedeutung seiner Arbeit für die Wirtschaftspolitik zugestanden hätte. Nach dem Kriegsende waren außer von Amerika und Rußland Bergius auch Angebote aus der Schweiz, Spanien, Italien und der Türkei gemacht worden, denen er nicht nachkam. 1947 folgte er einem Ruf nach Südamerika und leitete in Buenos Aires das nach ihm benannte Institut für chemische Forschung. Aus dieser Arbeit wurde er durch seinen Tod am 30. März 1949 abberufen.
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Bergius
Konrad Werner