Aloys Bernatzky besuchte bis 1929 ein humanistisches Gymnasium im oberschlesischen Leobschütz. Im Jahre 1930 ist dann seine Familie in die Kleinstadt Wünschelburg im Glatzer Land verzogen. Den ersten Studien der Theologie und Philosophie in Breslau folgte ein Studium an der TH Berlin auf den Gebieten Gartenarchitektur, Landschaftspflege und Städte- und Hochbau, welches 1938 abschloss. Dabei hörte er Vorlesungen vom damals führenden Landschaftsarchitekten Heinrich Friedrich Wiepking-Jürgensmann, die sein späteres Schaffen sehr beeinflussten.
Zum Zeitpunkt der Vertreibung der deutschen Bevölkerung hielt er sich in der oberschlesischen Kleinstadt Katscher auf und fand danach von 1946 bis 1972 Arbeit in Frankfurt/a.M., im städtischen Gartenamt. Nach weiteren Studien auf den Gebieten Botanik, Geografie und Völkerkunde an der Goethe-Universität Frankfurt/a.M. erlangte er 1959 den akademischen Grad als Doktor der Naturwissenschaften.
Zuerst nur in der Stadt und von 1961 bis 1974 im Regierungsbezirk Wiesbaden (später = Darmstadt) fand seine regionale Arbeit als 1. Beauftragter für Naturschutz viel Anerkennung. Er war Mitbegründer und Redakteur des Fachmagazin „Baumzeitung“ sowie seit 1953 Mitglied an der Akademie für Raumforschung und Landespflege (heute: Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung) und im Bund Deutscher Landschaftsarchitekten.
In den schwierigen Nachkriegszeiten erkannte er die Notwendigkeit und Bedeutung der Gestaltung von Naturflächen in urbanen Räumen, wirkte in diesem Sinne in den kommunalen Bereichen und erwarb sich überregional einen Namen als Fachmann für Naturschutz, Stadt- und Landschaftsgestaltung und besonders für Baumpflege.
Maßgeblich war er an der Schaffung und Kommentierung gesetzlicher Grundlagen für die Landschaftsplanung und Landespflege beteiligt. Er mahnte stets eine moderne, naturnahe, lebenswerte Gestaltung unserer Welt an. Immer wieder standen dabei das Thema „Baum und Umwelt“ sowie Beziehungen der Menschen zu Bäumen im Mittelpunkt der Betrachtungen.
Ausführlich beschäftigte ihn die Umwandlung mittelalterlicher Wallflächen in den Städten in Grün- und Parkanlagen sowie deren Einfluss auf Stadtklima und Stadtökologie. Auf Gebieten der Gartenkunst und Landschaftspflege und Landschaftsgestaltung ist seine Verbundenheit mit Grundsätzen und Traditionen deutlich, wie sie vom bekannten deutschen Gärtner, Staudenzüchter, Garten-Schriftsteller und Garten-Philosophen Karl Foerster vertreten wurden.
Die Ergebnisse seiner Betrachtungen publizierte er in zahlreichen Büchern, Sammelwerken und 193 Artikeln mit hohen Auflagen. Seine fünf Gartenbücher erreichten eine Gesamtauflagenzahl von 500.000 und einige wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Auch übertrug er selbst Fachliteratur des US-ameri-kanischen Forstwissenschaftlers Alex L. Shigo in die deutsche Sprache. Das politische Magazin „Der Spiegel“ bezeichnete Bernatzky 1981/Nr. 48 als Nestor der deutschen Gartenarchitekten.
In Verbundenheit zur früheren Heimat wurde er Mitbegründer der Schlesischen Landsmannschaft in Hessen und war Mitglied der Heimatgruppe Grafschaft Glatz. Neben den Veröffentlichungen zu seinen eigentlichen Fachthemen, stammen aus seiner Feder auch einige, bemerkenswerte Veröffentlichungen mit landeskundlichen Themen zur Bewahrung des deutschen, schlesischen kulturellen Erbes.
Seine Tätigkeiten beim Frankfurter Gartenamt und im Regierungsbezirk Wiesbaden/Darmstadt fanden mit der Ehrenplakette in Silber des Hessischen Umweltministeriums eine angemessene, öffentliche Würdigung. Auf Vorschlag der Universität Bonn erhielt er für seine Wissenschaftliche Arbeit 1984 die von der Alfred-Toepfer-Stiftung F. V. S. vergebene Alexander-von-Humboldt-Medaille in Silber.
Werke (Auswahl): Die Umwandlung bastionärer Befestigungsanlagen deutscher Städte in Grünanlagen. – Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung zu den Wallgrünflächen von heute. – Gärten für uns. Ihre Anlage und Gestaltung. – Praktischer Gartenkalender. Ein Ratgeber für das ganze Jahr. – Ein Garten entsteht von heute auf morgen. – Grünplanung in Baugebieten. – Baum und Mensch. – Kramer, Unser Garten, neu angelegt. – Baumchirurgie, Baumpflege. – Der Gartenratgeber. – Leben mit Bäumen. – Lexikon der Grafschaft Glatz. – Landeskunde der Grafschaft Glatz. – Aufgaben und Probleme des Naturschutz Darmstadt
Bild: Zeitschrift „Der Naturarzt“ 11/86
Helmut Steinhoff