Biographie

Bierbaum, Otto Julius (Ps. Martin Möbius)

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Dichter, Schriftsteller
* 28. Juni 1865 in Grünberg/Schlesien
† 1. Februar 1910 in Kötzschenbroda/Dresden

Als Buchautor und Lyriker gehörte Otto Julius Bierbaum seinerzeit zu den angesehensten Dichtern Deutschlands. Er versuchte, in allen Bereichen Vorbildliches zu leisten. Aber er steckte auch derart voller neuer Pläne, dass er häufig seine Vorhaben wechselte.

Schon sein Lebenslauf verlief nicht gradlinig: Otto Julius Bierbaum erblickte das Licht der Welt am 25. Juni 1865 in der niederschlesischen Kreisstadt Grünberg als eines von vielen Kindern eines eingeborenen Konditors und einer sächsischen Bergmannstochter. Er wuchs er in Leipzig auf, wohin der Vater bald nach der Geburt des Sohnes zog und eine Gastwirtschaft, die zugleich auch Studentenkneipe, betrieb. Nach dem Besuch der Thomasschule in Leipzig, den Schulbesuchen in Dresden und Wurzen studierte Otto Julius Bierbaum in Leipzig – hier war er beim Corps Thuringia aktiv –, sodann in Berlin und Zürich Jura, Geschichte und Chinesisch. Der wirtschaftliche Zusammenbruch seines Vaters zwang ihn, 1889 sein Studium aufzugeben und in einem praktischen Beruf Geld zu verdienen, um seine Eltern zu unterstützen. Fortan verlief sein Leben bis zu seinem frühen Tod mit häufigen Ortswechseln.

Bierbaum begann zunächst mit journalistischer Kunstkritik und widmete sich dann der Schriftstellerei. Ab 1887 schrieb er Rezensionen und Feuilletons für verschiedene Zeitungen. Als er 1889 nach München ging, arbeitete er an naturalistischen Blättern mit und gab Texte zeitgenössischer Dichter heraus, etwa im „Modernen Musenalmanach. Ein Sammelband deutscher Kunst“. Auch die eigene Gedichtsammlung Erlebte Gedichte erschien in dieser Zeit. Bis 1893 lebte er in München und Dießen in Oberbayern, dann in Berlin, Italien, Südtirol, und Wien, von 1900 bis 1909 wieder in München und schließlich in Dresden. Er konnte sein Geld nie zusammenhalten, war er doch den Annehmlichkeiten des Lebens sehr zugetan, zumal die häufige Einrichtung einer neuen Wohnung dazu beitrug, dass er mit seinen Einnahmen nie auskam.

Als Nachfolger von Julius Hart übernahm er die Leitung der Zeitschrift „Freie Bühne“. Es war das Heft des gleichnamigen Vereins, der 1889 von einigen Naturalisten wie Otto Brahm, dem Verleger Samuel Fischer, Wilhelm Bölsche und Bruno Wille gegründet worden war, um in geschlossenen Aufführungen, also unter Umgehung der Zensur, moderne Dramen auf die Bühne bringen zu können, wie etwa Gerhart Hauptmanns Vor Sonnenaufgang.

Bierbaums literarisches Schaffen war äußerst variantenreich, hier wurde er auch unter dem Pseudonym Martin Möbius bekannt. Er wusste sich in unterschiedlichen Stilrichtungen gut zu bewegen. Als Lyriker benutzte er neben den Formen des Minnesangs auch die der Anakreontik, sowie des einfachen Volksliedes. In seinen Gedichten experimentierte Bierbaum mit der Gegenüberstellung verschiedener Sprachebenen wie Hochsprache und Mundart, verwandte er verschiedene Schimpfwörtern und versuchte er den Ton von Minnesang und Volkslied zu treffen. <p >Birnbaum wirkte verbessernd auf die Buchkultur ein und regte mit dem 1897 veröffentlichten Roman Stilpe, die Gründung deutscher Kleinkunstbühnen an, was Freiherr Ernst von Wolzogen 1901 mit Gründung des Kabaretts „Überbrettl“ in Berlin aufgriff. Drei Jahre später spottete Bierbaum über Stefan George und seinen Kreis: „Feierlich sein ist alles! Sei dumm wie ein Thunfisch, temperamentlos wie eine Qualle, stier besessen wie ein narkotisierter Frosch, aber sei feierlich, und du wirst plötzlich Leute um dich sehen, die vor Bewunderung nicht mehr mäh sagen können.“

Hatte sich Bierbaum in seinen ersten Jahren dafür eingesetzt, die neueste Literatur zu veröffentlichen, und dadurch den Jugendstil gefördert, so beschäftigte er sich in seinen letzten Lebensjahren immer stärker mit älterer Literatur. Sehr beachtet wurden seine „Goethe-Kalender“, die er von 1905 bis zu seinem Tode herausgab.

Die Reise nach Italien hatte Bierbaum mit seiner zweiten Frau Gemma, einer Italienerin aus Florenz, von ihm selbst und allen, die sie kannten, als große Schönheit gepriesen, unternommen, und es wurde von den zeitgenössischen Literaten vermerkt: „Die schönen Frauen muss man den phantasielosen Männern überlassen. Dieser Bierbaum, der Schurke, hat immer Glück mit Häusern und Weibern“. Wer Bierbaum schildern und erklären will, muss gerade diese Art des Lebensstils als Ausdruck der Persönlichkeit und der Zeit begreifen.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Julius_Bierbaum

Michael Ferber