Biographie

Binkowski, Johannes

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Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Verleger, Publizist
* 27. November 1908 in Neisse/Oberschlesien
† 22. März 1996 in Stuttgart

In der aktuellen Auseinandersetzung um den Zugang der Zeitungen zu den elektronischen Medien, mit dem er die publizistische Existenz der Presse auch in Zukunft sichergestellt wissen will, ist der Verleger und Publizist Professor Dr. Johannes Birikowski schon frühzeitig als ein nicht immer bequemer Wortführer hervorgetreten. Die Strukturwandlungen im Medienbereich, wie sie durch die Einführung neuer Technologien im Pressewesen eingeleitet wurden, hat er als langjähriger Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger ebenso wie als Mitglied des ZDF-Fernsehrates und Vorsitzender des Richtlinien- und Koordinierungs-Ausschusses des ZDF mit mancherlei fördernden, aber mitunter auch streitbaren Anregungen beobachtet und begleitet.

Johannes A. Joseph Binkowski, am 27. November 1908 in Neisse in Oberschlesien geboren, entstammt einer von der katholischen Arbeiterbewegung der Jahrhundertwende bestimmten Familie. Sein Vater, Emil Binkowski, war Arbeiter- und Volksvereinssekretär und gründete 1907 die „Ostdeutsche Arbeiterzeitung“, deren erster Chefredakteur er war. Dem Sohn war von hierher der künftige Lebensweg weitgehend vorgezeichnet. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums Carolinum in Neisse studierte er an den Universitäten Breslau und Köln Theologie, Philosophie und Pädagogik und promovierte 1935 in Köln zum Dr. phil. Anschließend ging er als Dozent zum Caritas-Verband.

Seine publizistische Tätigkeit führte 1937 zum Verbot seines Buches über „Religiöse Erwachsenenbildung“ wie überhaupt zu einem allgemeinen Schreibverbot. Nach Teilnahme am Zweiten Weltkrieg von 1940 bis 1945 und anschließender amerikanischer Gefangenschaft kam Binkowski, dem die Rückkehr in seine inzwischen polnisch verwaltete Heimat verwehrt war, nach Württemberg. Hier nun begann sein Weg zum alsbald profilierten Vertreter des deutschen Presseverlagswesens und schließlich zum Wortführer in mehreren in- und ausländischen Standes- und Interessenvertretungen. Zunächst gründete er im württembergischen Aalen die „Schwäbische Post“, für die er 1948 als Mitverleger und Chefredakteur die Lizenz erhielt. Bald danach schuf er für die nunmehr allmählich entstehenden Kreis- und Heimatzeitungen in Nordwürttemberg einen Verbund durch Bildung des „Südwestdeutschen Zeitungsverbandes“ mit gemeinsamer Chefredaktion in Stuttgart unter Beibehaltung der jeweiligen verlegerischen Selbständigkeit der Mitgliedsverlage. Bei der im Jahre 1954 erfolgten Gründung stand ihm als Mitgesellschafter Dr. Konrad Theiss (geb. am 19. Dezember 1905 im Glashüttendorf Döbern in der Niederlausitz) zur Seite, der – ebenfalls aus der Caritas-Bewegung kommend – nach dem Kriege zunächst Verwaltungsdirektor des Württembergischen Caritas-Verbandes war. Gemeinsam mit ihm schuf Binkowski die „Katholische Volksbildungsstätte Mariatann“ in Wolfsegg bei Ravensburg. Binkowski war 1959 auch Gründer der „Gmünder Tagespost“ in Schwäbisch Gmünd und nach dem weiteren Verbund mit der Ulmer „Südwest Presse“ auch Mitglied der dortigen Chefredaktion.

Von hier aus fand er bald auch den Weg zur verbandspolitischen Vertretung der Interessen der Zeitungsverleger bei der Diskussion um die Rechtsnatur und die medienpolitischen Konsequenzen der neuen elektronischen Medien. Im Oktober 1970 wurde er zum Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Zeitungsverleger gewählt, dessen Ehrenmitglied im Präsidium ihm im April 1980 nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Verbandsführung verliehen wurde. Daneben war oder ist er geschäftsführender Vorsitzender im Verein Südwestdeutscher Zeitungsverleger, Mitglied des Kuratoriums der Stiftervereinigung der Presse und des Theodor-Wolff-Preises für Journalisten, von 1966 an auch Mitglied des Deutschen Presserates, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit seit 1968, Mitglied des Präsidiums der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände seit 1974, schließlich Vizepräsident der „Federation Internationale des Editeurs des Journaux et Publications“.

Im April 1970 erhielt Binkowski das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1978 den Stern dazu. Die Landesregierung von Baden-Württemberg verlieh ihm im Januar 1980 den Titel Professor. Die Liste seiner Publikationen enthält Titel wie z. B. „Wertlehre des Duns scotus“, „Erwachsenenbildung“, „Christlicher Alltag“, „Der Mensch am Scheideweg“, „Mit den Massenmedien leben“, „Tyrannei der Sprache“ und „Pressefreiheit ist Bürgerfreiheit“.

Lit.: Munziger-Archiv,  Internat.  Biograph. Archiv, Ravensburg, 4/79 und 31/80. – Johannes Binkowski: Wege und Ziel. Lebenserinnerungen eines Verlegers und Publizisten, Stuttgart/Düsseldorf 1981. – Gertraude Steindl: Publizistik aus Profession. Festschrift für Johannes Binkowski aus Anlaß der Vollendung seines 70. Lebensjahres, Düsseldorf 1978. – Rolf Terheyden: Beruf und Berufung. Zweite Festschrift für Johannes Binkowski, Mainz 1988.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Binkowski

Heinz-Rudolf Fritsche