Biographie

Bismarck, Philipp Wolfram von

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Herkunft: Pommern
Beruf: Politiker
* 19. August 1913 in Jarchlin, Kr. Naugard/Pommern
† 20. Juli 2006 in Obernholz

Der bekannte pommersche Politiker Dr. Philipp v. Bismarck wurde als Sohn von Gottfried Ferdinand Ernst v. Bismarck und seiner Frau, geborene Koehn, am 19. August 1913 in Jarchlin, eines der Bismarckschen Güter im hinterpommerschen Kreise Naugard, geboren. Er stammt aus der „Linie Schönhausen“ und ist der Urenkel vom älteren Bruder Bernhard des Altreichskanzlers Otto v. Bismarck. Er wuchs als Zweitältester von sechs Geschwistern auf. Mit vierzehn Jahren verlor er seinen Vater. Die Mutter hat daher eine stark prägende Wirkung auf ihn ausgeübt, besonders ihr Spruch: „Wenn du nicht weißt, welches der richtige Weg ist, gehe den schwereren!“ 1931 legte er am Humanistischen Gymnasium in Bad Doberan/ Mecklenburg die Reifeprüfung ab und unterzog sich anschließend einer vierjährigen landwirtschaftlichen Ausbildung, da er das Bismarcksche Gut in Külz, Kreis Naugard, erben sollte. Nach einer Wehrdienstausbildung nahm er als Infanterie-Offizier am Zweiten Weltkrieg teil und geriet als Major i.G. in einjährige Gefangenschaft. Er hatte am 14.4.1939 Ebba Wendelstedt, die Tochter eines Industriellen, geheiratet, die ihm vier Töchter und zwei Söhne schenkte. Bereits als mehrfacher Familienvater nahm er 1946 das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Freiburg auf und legte 1948 sein erstes juristisches Staatsexamen ab. 1950 provomierte er bei Prof. Walter Eucken zum Dr. rer. pol. Im Herbst 1950 trat er in die Kali-Chemie AG, Hannover, ein, die ihn 1957 für einen einjährigen Studienaufenthalt in USA mit Spezialausbildung in Unternehmensführung an der Harvard Universität beurlaubte. Von 1960 bis zum 31.12.1978 war er ordentliches Vorstandsmitglied der Kali-Chemie AG. In dieser Zeit unternahm er weltweite Geschäftsreisen. Von 1967 bis 1971 wirkte er als Präsident der Industrie- und Handelskammer Hannover, zugleich als Vorsitzender der Kammervereinigung Niedersachsen und als Mitglied des Vorstandes des Deutschen Industrie-und Handelstages.

Bereits in der Gefangenschaft und gleich danach zählte Philipp v. Bismarck zu dem Kreis, der die Neugründung einer christlich-liberalen Partei im restlichen, freien Teil seines deutschen Vaterlandes für notwendig hielt. So trat der Sohn eines liberal eingestellten Vaters und einer christlich-sozial tätigen Mutter der Christlich-Demokratischen Union bei; sein erstes Amt war der Vorsitz in deren Evangelischem Arbeitskreis Hannover. Von da aus wurde er in den Vorstand der CDU Niedersachsen gewählt. Von 1969 bis 1979 war Philipp v. Bismarck Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis Gifhorn, in dem er sich eine alte Mühle mit kleinem Landbesitz wohnlich gemacht hatte. Seit November 1978 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments. Der überzeugte Vertreter der Sozialen Marktwirtschaft ist seit längerer Zeit Vorsitzender des „Wirtschaftsrates der CDU e.V.“ und als solcher Mitglied des Bundesvorstandes der CDU. Zudem war er von September 1979 bis Februar 1982 Sprecher der Europäischen Volkspartei im Ausschuß für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments. Seit Februar 1982 ist er als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wirtschaft des Europaparlaments tätig. Seinem christlichen und seinem allgemeinen Bildungsinteresse entspricht es, daß er Mitglied im Vorstand des Evangelischen Arbeitskreises der CDU und Mitglied des Vorstandes der Hermann-Ehlers-Stiftung in Kiel ist.

Der Vorsitzende des Bismarckschen Gesamtfamilienverbandes hat sich seiner ostdeutschen Heimat Pommern stets tief verbunden gefühlt. 1970 wurde Philipp v. Bismarck zum Sprecher der Pommerschen Landsmannschaft gewählt, deren erster Sprecher ab 1948 sein Großonkel Herbert v. Bismarck war, der für die Pommern die Charta der Heimatvertriebenen unterschrieb. Dr. Philipp v. Bismarck, dessen älterer Bruder Klaus viele Jahre Intendant des Westdeutschen Rundfunks war und später Leiter der deutschen Goethe-Institute wurde, hat sich in vielen Jahren eindringlich mit dem deutsch-polnischen Nachbarverhältnis befaßt. Von ihm stammt das Motto „Aussöhnung durch Wahrheit“, unter dem er seit seinem ersten Besuch in der Heimat Pommern 1970 offene Gespräche mit polnischen Partnern mühsam und geduldig führt und auf dem auch das unter seiner Leitung im Mai 1973 herausgegebene „Manifest der Pommern“ gründet.

Lit.: Amtliches Handbuch des Deutschen Bundestages, 3. Ergänzungslieferung zur 8. Wahlperiode; Willy Zirngibl: „Philipp von Bismarck“, Berto Verlag, Bonn, in Reihe „In Bonn am Ball“ (1971).

Rose-Maria von Randow