Biographie

Blobel, Günter

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Biochemiker, Mediziner
* 21. Mai 1936 in Waltersdorf
† 18. Februar 2018 in New York

Günter Blobel wurde am 21. Mai 1936 als fünftes Kind im schlesischen Waltersdorf geboren. Der Ort Waltersdorf (poln. Niegosławice) im Kreis Sprottau war eine kleine Ortschaft mit ca. 1100 Einwohnern. 1945 musste die Familie Blobel – wie viele tausend andere Familien auch – aus ihrer angestammten Heimat fliehen. Die Eltern fanden in einem Dorf in der Nähe vom damals noch unzerstörten Dresden Zuflucht, von wo aus sie die Zerstörung, die Bombardierung Dresdens, durch die britische und amerikanische Luftwaffe, aus 40 Kilometern Entfernung, miterleben mussten. 80 Prozent der eleganten Stadt, ein Zentrum der Kunst und Architektur wurden am 13. Februar 1945 zerstört. „Ich habe als Achtjähriger Dresden in seinen letzten Tagen des Glanzes gesehen“, sagte der Forscher einmal. Das menschliche Drama wurde erst durch die Erinnerungen von Günter Blobel offenbar: „Ich sah die Zerstörung, das hinterließ einen schrecklichen Eindruck bei mir“. Später siedelte die Familie nach Freiberg in Sachsen über, wo Günter Blobel aufwuchs und am Geschwister-Scholl-Gymnasium 1954 das Abitur ablegte. Alle Kinder der Familie machten das Abitur, der „Günter“ hatte einen Einser-Durchschnitt. Er war Mutters Liebling. Wegen seiner bürgerlichen Herkunft – der Vater war Tierarzt – durfte Günter in der DDR nicht Medizin studieren, deshalb ging er in die Bundesrepublik. Nach dem dann nach und nach fast alle Kinder auch in den Westen gezogen waren, wurden die Eltern für die DDR untragbar. So zog die Familie noch vor dem Bauer der Mauer nach Hamburg.

Günther Blobel studierte dann Medizin in Frankfurt am Main, München und Kiel. Sein Examen machte er in Tübingen, ebenso seine medizinische Doktorarbeit. Später studierte er in den U.S.A. Chemie und promovierte ein zweites Mal. Er wechselte an die renommierte Rockefeller University, wo er 1967 seine wissenschaftliche Karriere mit einem Forschungsaufenthalt startete. Dort lernte er die Kunsthistorikerin und Restaurant-Betreiberin Laura Maioglio kennen – seine spätere Ehefrau.

Blobel war Mitglied der National Academy of Sciences der U.S.A. und anderer angesehener Wissenschaftsgesellschaften. 1987 nahm der gebürtige Schlesier die amerikanische Staatsbürgerschaft an und betonte: „Ich fühle mich weiter als Deutscher“ und blieb so mit seiner Heimat verbunden. Er bekam das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Eine Reihe Auszeichnungen wurden ihm zuteil, so bekam er u.a. 1992 den Max-Planck-Forschungspreis, 1993 den Albert Lasker-Preis. Seine größte Auszeichnung erhielt er 1999, als er mit dem Nobelpreis der Medizin für seine Erforschung von Erbkrankheiten ausgezeichnet wurde. In jahrelanger Forschung fand er die Lösung eines medizinisch interessanten Transportproblems heraus, dass die Hoffnung auf neue Therapien gibt. Blobel formulierte die so genannte Signalhypothese, wonach Proteine (Eiweiß) eine Aminosäuresequenz besitzen, die sie, ähnlich wie eine Postleitzahl, zu den Membranen dirigiert und auch zum Ziel hilft. Damit kann der Mechanismus von Erbkrankheiten erklärt werden, die auf fehlerhaften Transport von Proteinen beruhen. So trug Günter Blobel entscheidend dazu bei, die ständige Selbsterneuerung des Lebens in Zellen besser zu verstehen. Er wird schmerzlich vermisst werden“, hieß es in einer Mitteilung des Präsidenten der New Yorker Universität, Richard Lifton. Blobel sei eine Wissenschaftsikone, die einen außerordentlichen Beitrag für die Grundlagen der Zellbiologie und Biochemie geleistet habe.

Blobel liebte klassische Musik, vor allem aber Mozart und Bach. Die Bilder des lebendigen, historischen Dresdens ließen ihn nie wieder los. Trotz seiner knappen Freizeit zählte er zu den engagiertesten Förderern des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche. Als Präsident des von ihm 1995 gegründeten Vereins „Friends of Dresden“ (Freunde von Dresden) mit Sitz in New York warb er in der US-Öffentlichkeit um Unterstützung für die kostspielige Rekonstruktion der im Krieg zerstörten Frauenkirche. Als ihm der Nobelpreis zuteilwurde, spendete er 820.000 Euro vom Preisgeld für den Wiederaufbau. Im Jahr 2000 wurde Blobel Ehrensenator der Technischen Universität Dresdens und bekam das Ehrenbürgerrecht das der Stadt Freiberg verliehen, 2001 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Seit dem 10. Mai 2004 trägt ein Gebäude der TÜV-Schule in Görlitz seinen Namen, somit wird wenigstens eine Erinnerung an Schlesien in Schlesien wachgehalten.

Wissenschaftler in aller Welt, aber auch Schlesier und besonders die Landsmannschaft Schlesien trauern um Günter Blobel. Der aus Schlesien stammende Forscher und Nobelpreisträger starb nach schwerem Krebsleiden im Alter von 81 Jahren in New York.

Bild: Zewail City

Weblink: https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Blobel

Michael Ferber