Biographie

Bode, Adolph Friedrich

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Herkunft: Rußland (Wolga- u. Schwarzmeer)
Beruf: Pionier des Forstwesens Russlands
* 17. Februar 1807 in Berlin
† 1. Januar 1864 in Nishni-Nowgorod

Nicht nur der moderne russische Staat wurde unter Zar Peter I. (1672-1725) – genannt der Große – überwiegend von Deutschen gestaltet, nicht nur die Erschließung der reichen landwirtschaftlichen Flächen des Wolgagebietes durch deutsche Bauern und Handwerker im Auftrag der Zarin Katharina II. (1729-1796) bewerkstelligt, sondern auch die Entstehung einer russischen Forstwirtschaft und Forstwissenschaft ist dem Pioniergeist deutscher Forstmänner zu verdanken (siehe Ostdeutsche Gedenktage 1999).

Da das Schiffbauholz in den Kronswäldern durch starke Übernutzung immer seltener wurde, sah sich Peter I. veranlasst, zwecks Verbesserung dieser Lage deutsche Forstmeister in den russischen Dienst zu nehmen; die ersten waren F.G. Vockel, M. Selger und J. Valentin. Zu den zahlreichen deutschen Forstleuten, welche anschließend im 19. Jh. erfolgreich in Russland wirkten, gehörte auch Adolph Friedrich Bode.

Auf einer Reise seiner Mecklenburg-Schwerinischen Eltern wurde der Knabe Adolph Friedrich am 17. Februar 1807 in Berlin geboren. Nach der damals üblichen schulischen Ausbildung trat er bereits mit 14 Jahren (1821) seine forstliche Lehre bei dem Oberförster G. Leubert in Ludwigshut (Mecklenburg) an. Anschließend vervollkommnete er 1823 bis 1825 seine Fachkenntnisse an der Forstlehranstalt Remplin, um ab Ostern 1825 die Königliche Forstakademie in Berlin zu besuchen, wo er als Lehrer den bedeutenden forstlichen Klassiker Prof. Dr. F.W.L. Pfeil (1783-1859) hatte. Seinem Studium folgte ab Ostern 1827 bis 1828 eine forstpraktische Ausbildung in Testorf (dem späteren Forstamt Schildfeld). Mit hohen Empfehlungen ging der junge Forstmann nach Russland (1828), wo er als Oberförster in die Dienste des Reichsgrafen von Medem auf Altautz in Kurland trat. Schon 1829 wurde er mit verschiedenen forstlichen Kommissionen vom Kurländischen Oberforstmeister von Manteuffel beauftragt, um – nach einem Feldzug als Freiwilliger gegen Litauen – 1832 zum Kron-Torfinspektor ernannt zu werden. Nun veröffentlichte er auch grundlegende Arbeiten zur Torf- und Forstwirtschaft, wie: Hypothesen über die Entstehung des Torfes (1832), sowie das Standardwerk der Torfgewinnung dieses GroßraumesAnleitung zum Torfbetriebe in den Ostseeprovinzen Russlands (1833; 1837 auch in russischer Sprache erschienen; 1846 erschien die 2. Auflage); es folgtenÜber das Vorkommen der Eiche in den Ostseeprovinzen(1834) u.a.m. In dieser Zeit wirkte er auch als Kaiserlich Russischer Oberlehrer der Forstwissenschaft an der neu errichteten Forstklasse des Gymnasiums in Mitau (Jelgava, heute Landwirtschaftshochschule). Dank seiner beruflichen Erfolge wurde Bode 1840 als Lehrkraft an das Forstinstitut St. Petersburg mit dem Range eines ordentlichen Professors an der Universität berufen und erhieltzugleich den Titel eines Kaiserlich Russischen Staatsrates; hier las er Forsttaxation (Ertrags- bzw. Nachhaltigkeitslehre), Staatsforstwirtschaftslehre und Waldbau. Leider litt seine Lehrtätigkeit unter dem Umstand, dass er die russische Sprache damals nur unvollkommen beherrschte. Er veröffentlichte u.a. das Handbuch zur Bewirtschaftung der Forsten in den deutschen Ostseeprovinzen Russlands (1840).

Als im Domänenministerium ein Wechsel stattfand, verabschiedete der neue Minister Murawieff den Kaiserlich Russischen Staatsrat und Professor Bode, versorgt mit entsprechender Pension. Dieser zog zunächst nach Dorpat (Tartu), um später nach Nishni-Nowgorod überzusiedeln. Hier beschäftigte er sich mit Inspektionsreisen in Privatwaldungen. Auf einer dieser Reisen erlag er schließlich den hohen Strapazen im Jahre 1864 oder 1865 in Nishni-Nowgorod; die letzte Ruhe fand dieser emsige Forstmann in Pernau (Pärnu) in Estland.

Die zahlreich gesammelten Daten anlässlich seiner unzähligen Reisen, veröffentlicht Bode Verbreitungsgrenzen der wichtigsten Holzgewächse des europäischen Russlands. Beitrag zur Würdigung der Forstwirtschaft in Russland (1851). Allein für dieses dendrologisch-geographische Werk (Arealkunde) durchforschte er einen Raum, der größer ist als Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und die Schweiz zusammengenommen; es folgtenNotizen, gesammelt auf einer Forstreise durch einen Theil des Europäischen Russlands, St. Petersburg, 1854, 399 Seiten. Unter diesen Bedingungen in den großen, forstlich überwiegend noch undurchforschten Gebieten, ist es nicht zu verwundern, dass sich auch Versehen eingeschlichen haben. Doch Bode hat nicht bloß einzelne Tadler gefunden, sondern ihm wurde von damals bedeutenden Wissenschaftlern Anerkennung gezollt, so von K.E. von Baer (1792-1876, siehe auch Ostdeutsche Gedenktage 1992), J.F. Brandt (1802-1879), A.Th. von Middendorff (1815-1894, siehe auch Ostdeutsche Gedenktage 1994), H.M. Willkomm (1821-?) u.a.m. Die einstigen Neider und Widersacher, die Bode seinerzeit sowohl das Berufs- als auch das Privatleben erschwerten, fanden keinen Einlass in die Forstgeschichte Russlands. Die erhaltenen Ehrenbezeugungen weisen Bode als einen geschätzten, weil verdienstvollen Forstmann aus. So überreichte ihm 1832 der Zar als Anerkennung der Leistungen für die russische Forstwirtschaft einen wertvollen Brillantring. Die Gesellschaft zur Förderung der Forstwirtschaft in Russland, deren Petersburger Mitglied er war, würdigte ihn mit der großen Goldmedaille; er war aktives Mitglied der Kurländischen Gesellschaft für Literatur und Kunst, sowie auch der Kurländischen Ökonomischen Gesellschaft, deren Sekretärposten er längere Zeit innehatte.

Abschließend seien die kurzen, von Dr. H. Geistefeld 1999 jedoch voll zutreffend gefundenen Worte zur Würdigung dieses Forstpioniers Russlands zitiert: „Bode hat nach seinen Kräften und mit seinen Fähigkeiten zum Nutzen des russischen Waldes und Volkes gewirkt“.

Lit.: H. Geistefeld, Adolph Friedrich Bode (1807-1865), in: Forstliche Biographien aus Mecklenburg-Vorpommern, Greifswald, 1999, S. 53-55. – K. Hasel u. E. Schwartz, Forstgeschichte, Remagen 2. Aufl. 2002, 394 S. – R. Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner, Berlin 1885, S. 28-29. – H. Neuschäffer, Kleine Wald- und Forstgeschichte des Baltikums. Lettland und Estland. Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn 1991, 129 S. – J.T.C. Ratzeburg, Forstwissenschaftliches Schriftsteller-Lexikon, Berlin 1874, S. 55-58. – G.I. Redjko u. A.A. Korotaev, Deutsche Forstmeister in Russland, in: Forstarchiv 62. Jg., 2, 1991, S.77-78. – R. Rösler, Beiträge zur Kenntnis der Pionierarbeit deutscher Forstleute in Osteuropa, in: Forstliche Forschungsberichte, Universität München, 137, 1994, S. 34-52. – R. Rösler, Über die Pionierarbeit deutscher Forstleute in Osteuropa, in: Forst u. Holz, 50. Jg., 7, Alfeld-Hannover, 1995. S. 210-213. – R. Rösler, Neuorganisation der russischen Forstwirtschaft durch deutsche Forstpioniere vor 250 Jahren. OGT 1999, Bonn, 1998, S. 388-394. – G.W. Frhr. v. Wedekind, Verzeichnis bemerkenswerther jetztlebender Forstmänner, in: Neue Jahrbücher zur Forstkunde, Darmstadt, 21, 1841, S. 81-82 u. Anlage F.

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Rudolf Rösler