Elisabet Boehm wurde als Tochter des Domänenpächters und Reichstagsabgeordneten Hermann Steppuhn in Rastenburg geboren. Sie wandte sich schon früh sozialen und erzieherischen Aufaben für die Landbevölkerung zu. 1880 heiratete sie den Gutsbesitzer Otto Boehm. Als ihr Lebensziel erstrebte Sie die Anerkennung der hauswirtschaftlichen Arbeit, besonders von Frauen auf dem Lande, als Beruf. Sie begann mit der Verwirklichung ihrer Pläne 1898 mit der Gründung des ersten örtlichen Landfrauenvereins in ihrem Geburtsort. 1916 entstand unter ihrer Leitung der „Reichsverband landwirtschaftlicher Hausfrauenvereine“ als damals bedeutendste Vereinigung der ländlichen Hausfrauen im Deutschen Reich. Er umfasste 1933 25 Landes- und Provinzialverbände und 2458 Kreis- und Ortsvereine mit über 100.000 Mitgliedern. Der Verband widmete sich der landwirtschaftlichen Schulung seiner Mitglieder, dem Ausbau des ländlichen Lehrlingswesens, der Hebung des ländlichen Schulwesens, der Mitarbeit an der Lösung wirtschafts- und sozialpolitischer Fragen. Er unterhielt Musterwirtschaften in Sachsen und Schlesien. Sein Organ war die Zeitschrift „Land und Frau“ (seit 1917). 1934 wurde die Organisation in den Reichsnährstand überführt, um sich dann nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges neu zu organisieren.
Heute besteht der Deutsche Landfrauenverband aus 22 Landesverbänden, die jeweils in Kreis- und Ortsvereine gegliedert sind. Insgesamt sind ca. 550.000 Frauen in ihm organisiert.
Elisabet Boehm setzte sich ferner für das aktive und passive Wahlrecht von Frauen zu den Landwirtschaftskammern ein. Von 1905 bis 1921 war sie Schriftleiterin der Fachzeitschrift „Die deutsche Frauenarbeit“. Sie verfasste Beiträge für die Tagespresse und veröffentlichte das Buch Die deutsche Landfrau und ihr Wirken in Haus und Vaterland (Berlin 1924), das 1928 eine zweite Auflage erlebte. Es enthält eine Vielzahl von Hinweisen und Empfehlungen für Haus und Hof, u.a. zur Geflügelzucht, der Imkerei, dem Obstbau, dem Reinemachen, der Gastlichkeit, Nachbarschaftspflege, der sozialen Arbeit.
Elisabet Boehm starb in Halle und wurde auf dem Boehmschen Familiengut in Glaubiten/ Ostpreußen beigesetzt. Auf dem Grabstein befindet sich die Inschrift Ihr Leben waren Arbeit und Liebe, Erfolg undf Glück. 1929 wurde sie als erste Frau Ehrenbürgerin der Stadt Königsberg. Die Deutsche Bundespost ehrte sie mit einer Briefmarke der Dauerserie „Frauen der deutschen Geschichte.“
Werke: Die deutsche Landfrau und ihr Wirken in Haus und Vaterland, Berlin 1924. – Die Berufsorganisation der Landfrauen, Berlin 1928. – Wie ich dazu kam, Berlin 1941.
Lit.: Christina Schwarz, Elisabet Boehm und der landwirtschaftliche Hausfrauenverein. Im Zeichen der Biene, Hamburg: Landsmannschaft Ostpreußen, Abteilung Kultur, 1991. – Eva Wodarz-Eichner, „Ich will wirken in dieser Zeit …“ Bedeutende Frauen aus acht Jahrhunderten. 52 Kurzbiographien, 2. Auflage Bonn 2008. S. 263-268.
Bild: Archiv der Kulturstiftung.
Harro Kieser