Biographie

Bollé, Hermann

Herkunft: Donaugebiet, Galizien u. Bukowina
Beruf: Architekt
* 18. September 1845 in Köln
† 17. Juli 1926 in Agram (Zagreb)

Der Kölner Hermann Bollé stammte aus einer französisch-deutschen Familie und gilt als einer der wichtigsten Architekten und Baumeister Kroatiens, wo er in vielen Publikationen des Landes fast inflationär als kroatischer Architekt verherrlicht wird, er das heutige Stadtbild der kroatischen Hauptstadt prägte. In Köln besuchte er die Schule für Bauwesen und war dann Planzeichner für Sakralbauten im Atelier des Kölner Architekten Heinrich Wiethase. Als Schüler von Otto Wagner studierte er seit 1872 Architektur in Wien, wo er beim Dombaumeister Freiherr Friedrich von Schmidt arbeitete und sich so seinen Lebensunterhalt verdiente. Schmidt hatte nicht nur das Wiener Rathaus und weitere Profanbauten errichtet, sondern schuf bis zu seinem Tode 1891 in Wien zahlreiche Kirchen in Österreich und Ungarn. Bollés Italienaufenthalte in den Jahren 1875 und 1876 waren entscheidend für sein späteres Schaffen, denn in Rom lernte er den Bischof von Djakowar (Djakovo) Josef Georg Stroßmayer kennen, dessen Eltern beide aus Linz stammten und der heute als einer der größten Kroaten gilt. Der Bischof machte Bollé das Angebot, den angefangenen Bau der Kathedrale im slawonischen Djakovo zu übernehmen, die der Nuntius von Ankara, Erzbischof Giuseppe Roncalli (später Papst Johannes XXIII.) als schönste Kirche zwischen Venedig und Konstantinopel bezeichnete. Die Fertigstellung der Kathedrale machte Bollé berühmt, so dass er eine Fülle von Aufträgen erhielt, zunächst in Agram und dann ein halbes Jahrhundert in Kroatien und Ungarn; nach dem Ersten Weltkrieg im neuen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das erst 1929 den Namen Jugoslawien annahm.

Seit 1878 hatte Bollé seinen Wohnsitz in Agram, wo er die Markuskirche in der Oberstadt restaurierte und nach dem Erdbeben von 1880 auch den Dom. Danach wurde er zum Hauptrestaurator für die sakralen und profanen Bauwerke und Denkmäler in der kroatischen Hauptstadt ernannt, wo er mit seinen Plänen das noch heutige Stadtbild entscheidend prägte. Im Geiste der Romantik erneuerte er nicht nur die Kathedrale, den Bischofssitz und die Kurie, sondern auch zahlreiche Gebäude urbanen Lebens wie das Museum für Kunst und Gewerbe, die Berufsbildende Schule und den Friedhof Mirogoj. In Kreutz (Križevci) gestaltete er die griechisch-katholische Kathedrale der Heiligsten Dreifaltigkeit; in Maria Bistrica sind die Kreuzgänge des größten Wallfahrtsortes Kroatiens ebenfalls sein Werk. Zu nennen ist auch die Kirche in Remete bei Agram, wo Maria als Advocata Croatiae verehrt wird, sowie die griechisch-katholische Kirche in der Oberstadt von Agram. In der Vojvodina, die heute zur Serbien gehört, schuf er Sommerresidenzen und serbisch-orthodoxe Kirchen wie in Ruma. Auch die Neugestaltung der Wallfahrtskirche Maria Schnee bei Peterwardein und die Kirche bei Semlin (Zemun) sowie orthodoxe Klöster in Syrmien sind zu nennen, die zu den Kulturgütern Serbiens gehören. Darüber hinaus war Bollé auch Innenarchitekt, der Möbel, Glaskunst, Schmuck und Geschirr entwarf. 32 Jahre lang leitete er die von ihm ins Leben gerufene Schule für Bauwesen in Agram, wo er auch das Museum für Kunst und Gewerbe gegründet hatte. Bei internationalen Ausstellungen wie in Triest 1882, Budapest 1885 und 1886 und in Paris 1900 erhielt er Preise und Auszeichnungen.

Lit.: Hermann Bollé – veliki hrvatski graditel i pedagog (Hermamm Bollé – Der große kroatische Baumeister und Pädagoge), in: Gradevinar 57, 2005, S. 801-807.

Bild: Wikipedia gemeinfrei.

Rudolf Grulich