Biographie

Bolzano, Bernard

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Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Theologe, Philosoph, Mathematiker
* 5. Oktober 1781 in Prag
† 18. Dezember 1848 in Prag

Bernhard Bolzano wirkte seit dem Jahre 1805 als Professor der Religionsphilosophie an der Prager Universität. Wegen seiner freimütigen Vorträge und Predigten und infolge einer Denunziation seitens der Jesuiten, wurde eine Untersuchung angeordnet, und da Bolzano den Widerruf einiger als ketzerisch bezeichneter Punkte verweigerte, wurde er (1820) vom Lehramt suspendiert. Er lebte seitdem nur noch seinen Studien und der Abfassung seiner zahlreichen Werke. Wegen der in Österreich herrschenden Zensur wurden diese teils gar nicht, teils ohne Nennung seines Namens von Freunden herausgegeben. Die Hauptwerke von Bolzano, dessen Philosophie im Gegensatz zur Philosophie Kants und der idealistischen Lehre steht, sind sein vierbändiges „Lehrbuch der Religionswissenschaft" (1834), das in unserem Jahrhundert teilweise neu herausgegeben worden ist, und seine „Wissenschaftslehre. Versuch einer neuen Darstellung der Logik" (4 Bände, 1837). Das Hauptgewicht Bolzanos liegt in seiner Ausgestaltung des logischen Denkens. Neue Wege schlug er auch in der Mathematik ein. Durch seinen Versuch, eine reine Mathematik zu begründen, wurde er zu einem Vorläufer moderner mathematischer Theorien. Bolzano hat fast alle Gebiete der Philosophie selbständig durchgearbeitet, wobei seine Ästhetik von besonderem Reiz ist. In seiner Zeit genoß er, auch bei seinen Gegnern, hohe Achtung als Lehrer, Priester und Mensch.

Bibl.: Götz von Seile: Ostdeutsche Biographien. Würzburg 1955.