Biographie

Bondy, Ottilie

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Frauenrechtlerin
* 26. Juli 1832 in Brünn/ Mähren
† 5. Dezember 1921 in München

Als Avantgardistin für Frauenrechte in Österreich leistete Ottilie Bondy vielseitige Lebensarbeit: politisch, journalistisch, organisatorisch, pädagogisch. Bereits im Kindergarten erzog sie ihr Geschlecht zu erwerbsfähiger Lebenstüchtigkeit und ebnete Hausfrauen den Weg dahin.

Ottilies Mutter Johanna, geb. Brüll, kam aus kinderreicher Familie und heiratete in zweiter Ehe den bedeutenden jüdischen Arzt, Schriftsteller und Redakteur der „Brünner Zeitung“ Alois Isidor Jeitteles, der aus hoch angesehener Gelehrtenfamilie kam und mit Grillparzer, Goethe und Tieck bekannt war.

Ottilie wurde am 26. Juli 1832 in Brünn geboren. Nach einer Familienüberlieferung erhielt sie ihren Namen in Erinnerung an Goethe, der kurz vor ihrer Geburt gestorben war. Wegen für Mädchen unzureichender Bildungsangebote genoss sie als begabtes Kind universellen Privatunterricht. Früh verwertete sie ihre außerordentlichen Sprachkenntnisse literarisch. Durch ihre 1856 erfolgte Heirat mit dem Prager Kaufmann Israel Bondy kam sie nach Wien und hatte mit ihm zwei Söhne und eine Tochter.

Mit gefestigter Persönlichkeit widmete sie sich dann der Frauenbewegung in Österreich und wurde zusammen mit Marianne Hainisch und Johanna Meynert zur Führungspersönlichkeit. 1872 bis 1878 gehörte sie dem Vorstand der Israelitischen Kinderbewahrungsanstalt an und war Leiterin des israelitischen Mädchen-Waisenhauses in Wien. Mit anderen gründete sie 1875 den Wiener Hausfrauenverein, dessen Präsidentin sie von 1879 bis 1909 war und den sie durch eine unentgeltliche Stellenvermittlung sowie eine Koch- und Haushaltungsschule bereicherte. Dieser Verein mit seinen Zweigstellen wurde erst in der Inflationszeit geschlossen. Sie engagierte sich für den Fröbelschen Kindergarten und förderte die später entstandene „1. Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen in Wien“. Bei der Weltausstellung in Chicago 1893 vertrat sie den Wiener Verein für Kindergartenwesen. Eng verknüpft ist ihr Name auch mit Entstehung und Entwicklung des Schulvereins für Beamtentöchter. Sie war Vorsitzende des Vereins „Caritas“ und leitete das Dienstbotenasyl in Favoriten, war Mitglied des Verbandes der auswärtigen Presse sowie des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien.

Ab 1883 hielt sie Vorträge im Wiener Volksbildungsverein und setzte sich für Frauenfragen in einer Reihe von Publikationen ein, war Mitarbeiterin etlicher Zeitschriften und bereiste als Journalistin zahlreiche Länder. 1894 erhielt sie das Verdienstkreuz mit der Krone. Gemeinsam mit ihrer Tochter Helene, die als erste österreichische Lehrerin die Fachprüfung für den Blindenunterricht absolviert hatte, arbeitete sie am „Deutschen Schulverein“ mit. Im Jahr 1902 ließ sie sich taufen. Zu ihrem 70. Geburtstag wurde vom Wiener Hausfrauenverein eine Stiftung auf ihren Namen errichtet. 1909 legte sie ihre Ämter nieder, zog zu ihrer Tochter nach München und betreute ihre fünf Enkel­kinder, publizierte jedoch weiterhin über Entwicklungen deutscher Frauenvereine. Die fürsorgliche Kämpferin für Gleichberechtigung starb am 5. Dezember 1921 in München.

Weblinks: https://www.geni.com/people/Ottilie-Bondy/600000001433 5802722. – https://de.wikipedia.org/wiki/Ottilie_Bondy. – https:// www.univie.ac.at/biografiA/daten/text/bio/bondy_o.htm. – https://www. geschichte wiki.wien.gv.at/Ottilie_Bondy

Stefan P. Teppert