Biographie

Bonin, Eduard von

Herkunft: Pommern
Beruf: preußischer General, Kriegsminister
* 12. März 1793 in Stolp/Pommern
† 13. März 1865 in Koblenz

Eduard von Bonin entstammte einer bereits seit dem 13. Jahrhundert bezeugten pommerschen Adelsfamilie. Schon als Dreizehnjähriger kam er mit dem Ernst des Krieges in Berührung; während des Rückzugs Blüchers auf Lübeck im Gefolge der preußischen Niederlage vom Oktober 1806 geriet er in französische Gefangenschaft, wurde aber auf Ehrenwort wieder freigelassen. Nach der Absolvierung des Gymnasiums an seinem Garnisonsort Prenzlau und der Beförderung zum Leutnant (1810) nahm er als Adjutant an den Feldzügen 1813 und 1814 teil und bekam vor Paris das Eiserne Kreuz erster Klasse verliehen. 1842 wurde er Oberst und 1848 Kommandeur einer Infanteriebrigade. Eine historisch bedeutsame Rolle spielte Bonin erstmals im Kampf um Schleswig-Holstein 1848 bis 1850. Im März des Revolutionsjahres 1848 hatten sich die vereinigten schleswig-holsteinischen Stände nach Ankündigung einer Einverleibung Schleswigs in den dänischen Staat von Dänemark losgesagt und eine provisorische Regierung gebildet, die von Preußen vor allem durch Bereitstellung eines Observationskorps in Holstein unterstützt und vom Deutschen Bund anerkannt wurde. Am 10. April 1848 überschritten preußische Truppen unter General Wrangel (in der Funktion eines Bundesfeldherrn) und Bonin, der das Kommando der Linienbrigade innehatte, die Eider und schlugen am 23. desselben Monats die Dänen am Danewerk und bei Schleswig. Bonin wurde General. Nachdem Preußen unter dem Druck Englands und Rußlands, bevollmächtigt durch die Frankfurter Zentralgewalt zu Unterhandlungen mit Dänemark, mit diesem am 26. August 1848 den Waffenstillstand von Malmö hatte abschließen müssen, übernahm Bonin den Oberbefehl des schleswig-holsteinischen Heeres, das er im Winter 1848/49 reorganisierte und auf die Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht stellte. Auf der Seite der Patrioten im Lande, drängte er im Gegensatz zu Berlin und Frankfurt auf einen neuen Kampf.

Der Krieg wurde am 3. April 1849 fortgesetzt, nachdem die Friedensverhandlungen gescheitert waren; Reichs- und preußische Truppen traten den schleswig-holsteinischen zur Seite. Die Schleswig-Holsteiner siegten noch im selben Monat unter Bonin bei Kolding an der Ostküste Jütlands gegen die Dänen, während diese im Juli aber die von Bonin eingeschlossene Festung Friedericia entsetzen konnten. Kein Jahr nach dem Abschluß eines von den großen Mächten erzwungenen zweiten Waffenstillstands, im April 1850, legte Bonin sein Kommando nieder und trat in die preußische Armee zurück, wurde Kommandant von Berlin und darauf Divisionskommandeur.

Im März 1852 berief König Friedrich Wilhelm IV. Eduard von Bonin als Kandidat des Prinzen Wilhelm, des späteren Kaisers, in das Amt des Kriegsministers. Bonin war sich über die Reformbedürftigkeit der preußischen Armee, namentlich der Landwehr, im klaren, die er enger mit der Linie zu verbinden suchte, scheiterte aber aus politischen Gründen. Als Preußen im Krimkrieg, dem Konflikt Englands und Frankreichs (und schließlich auch Österreichs) mit Rußland, neutral blieb, wurde Bonin als Hasser Rußlands und einer der Befürworter einer westlichen Option, zu denen vor allem Prinz Wilhelm und Angehörige der gemäßigt liberalen „Wochenblattpartei“ gehörten, Anfang Mai 1854 entlassen. Besonders hatte es den König empört, daß sich der Minister vor der Kreditkommission des Landtags im Sinne seiner außenpolitischen Konfessionen geäußert hatte. Von seiner militärischen Umgebung war dem König seine Entscheidung erleichtert worden, indem sie den ihr wenig genehmen General mit liberalen Neigungen als für sein Amt ungeeignet bezeichnet hatte. Der Sturz Bonins aber, den Prinz Wilhelm gegen sich gerichtet betrachtete, löste einen tiefgreifenden Konflikt zwischen dem Thronfolger, der der Prinz ja war, und dem König aus. Bonin wurde abermals Divisionskommandeur (in Neiße) und 1856 Vizegouverneur der Bundesfeste Mainz. Aber noch einmal sollte Bonin eine politische Rolle spielen. Als Prinzregent Wilhelm 1858 sein Kabinett der „Neuen Ära“ berief, kehrte Bonin in das Kriegsministerium zurück. Denn dem Prinzen lag schon seit längerem eine Heeresreform am Herzen – und füreine solche mußte Bonin, der ja längst um die Mängel der Armee, insbesondere die Gebrechen der Organisation der Landwehr wußte und sich einst um ihre Milderung bemüht hatte, als der rechte Mann erscheinen. Er stimmte mit Prinzregent Wilhelm darin überein, daß die Landwehr nicht mehr integrierender Bestandteil des Feldheeres sein solle, da sie den Anforderungen, die an eine aktive Kampftruppe gestellt werden mußten, nicht genügen könne. Mochte Bonin über die Stellung des Kriegsministers, der ja für den Teil des Militärwesens verantwortlich zeichnete, der der Zustimmung des Landtags unterworfen war, mit dem Prinzregenten und noch mehr mit dem Chef des Militärkabinetts, Edwin von Manteuffel, in manchem nicht einig sein, die den Bereich der der Mitsprache des Parlaments entzogenen Kommandogewalt möglichst weit gesteckt sehen wollten – ausschlaggebend für Bonins Ausscheiden aus seinem Amte Ende November 1859 waren solche Divergenzen nicht. Zum Bruch zwischen dem Prinzen und seinem Minister kam es über die Frage, wie die Reform mit einer Beschränkung des Militärbudgets verbunden werden könne. Auf eine solche hatte Bonin gedrungen, um die auszuarbeitende Militärvorlage für den Landtag annehmbar zu machen. Aber Prinz Wihelm war unnachgiebig geblieben. „Der Friede selbst, ohne welchen keine Wohlfahrt, weder des Ganzen noch des einzelnen, zu denken wäre, würde durch eine Beschränkung der inneren Tüchtigkeit und Schlagfertigkeit der Armee gefährdet werden“, hatte er Bonin kurz vor dessen Entlassung geschrieben.

Das Ausscheiden Bonins, dessen liberale wie konstitutionelle Gesinnung bekannt war, und seine Ersetzung durch den streng konservativen Albrecht von Roon haben die parlamentarische Behandlung der Heeresreform, die in einen Heereskonflikt und schließlich sogar in einen Verfassungskonflikt hineintreiben sollte, wesentlich erschwert. Der abgelöste Minister beendete seine Laufbahn als kommandierender General des 8. Armeekorps in Koblenz. Obwohl tüchtig und militärisch erfahren, auch persönlich liebenswürdig, ist Eduard von Bonin zweimal als Minister glücklos gewesen. Das lag im tieferen daran, daß er in den militärischen wie den zivilen Führungszirkeln Haß auf sich zog, weil, wie es Roon in seinen Erinnerungen ausdrückt, „er der Popularitätshascherei und des Liebäugelns mit dem Liberalismus beschuldigt wurde“.

Lit.: Walter Bußmann: Zwischen Preußen und Deutschland. Friedrich Wilhelm IV., Berlin 1990. – Rudolf Schmidt-Bückeburg: Das Militärkabinett der preußischen Könige und deutschen Kaiser. Seine geschichtliche Entwicklung und staatsrechtliche Stellung. 1787-1918, Berlin 1933. – Heinrich Otto Meisner: Der Kriegsminister. 1814-1914. Ein Beitrag zur militärischen Verfassungsgeschichte, Berlin 1940. – Eberhard Kessel: Moltke, Stuttgart 1957. – Hans Branig: Eduard Wilhelm Ludwig von Bonin, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 447 (mit weiterer Literatur).

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_von_Bonin

Peter Mast