Biographie

Born, Max

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Physiker
* 11. Dezember 1882 in Breslau
† 5. Januar 1970 in Göttingen

„Max Born ist ein klar denkender, kenntnisreicher, seiner Wissenschaft und ihrem Fortschritt mit frischer Begeisterung ergebener theoretischer Physiker“, so heißt es in einem Gutachten Max Plancks für die Berufung des jungen Physikers an die Berliner Universität, an der dieser von 1915 bis 1919 lehrte. Bekannt wurde er als Rufer zur politischen Vernunft und zu richtigen Einschätzung der gefährlichen Möglichkeiten, die die neu entfesselten Naturkräfte bieten.

Max Born wurde als Sohn von Professor Gustav Born, Anatom und Embryologe an der Universität Breslau, und seiner Frau Margarete, geborene Kauffmann, geboren. Seine Mutter, die aus einer bekannten Industriellenfamilie stammte, starb, als er vier Jahre alt war. Dennoch wuchs er in einer für einen angehenden Wissenschaftler als exemplarisch zu bezeichnenden Umgebung auf, welche Urbanität mit der Liebe zur Natur, Intellektualität mit einem Hang zur Musik verband.

Zu seinem Vater hatte er eine enge Beziehung. Born liebte es, wie er einmal schrieb, „den faszinierenden Geschichten meines Vaters über die Wunder des Lebens zuzuhören, die winzigen Wesen zu betrachten, die sich in einem schmutzigen Tropfen Teichwassers befanden, und die er uns unter seinem Mikroskop zeigte“.

Nach dem Besuch des humanistischen König-Wilhelm-Gymnasiums studierte Max Born ab 1901 in Breslau (u.a. Mathematik bei J. Rosanes und F. London), Heidelberg, Zürich, Cambridge und Göttingen zuerst Rechtswissenschaften und Moralphilosophie, später Mathematik, Physik und Astronomie. An der Universität Breslau erwachte Born das Interesse für Mathematik und Physik, die Geometrie stand zunächst an erster Stelle. Ab 1904 studierte er an der Universität Göttingen unter dem Physiker Hermann Minkowski und dem Mathematiker David Hilbert, dessen Privatassistent er 1905 wurde. Born beschäftigte sich mit erfolglosen Versuchen, den „Äther“ zu entdecken, den hypothetischen Stoff, von dem man glaubte, dass er für die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen verantwortlich sei, allerdings wies kurze Zeit später Albert Einstein nach, dass er überflüssig ist.

Als Max Born 1907 promovierte, hatte sich sein Interesse endgültig der theoretischen Physik zugewandt. 1908 als er an der Universität Breslau wirkte, hörte er von Einsteins Relativitätstheorie, die seine Interessensgebiete der Elektrodynamik und Optik berührte.

Er kehrte nach Göttingen zurück, wo er die Arbeit mit Hermann Minkowski wiederaufnehmen wollte. Kurz nach seiner Ankunft allerdings starb Minkowski. Born führte dessen Forschungen über die Relativität und Elektrodynamik fort und wurde 1915 an die Universität Berlin zum Professor für theoretische Physik berufen. Seine Fakultät unterstand der Leitung von Max Planck, und hier lernte er auch Albert Einstein kennen. Bereits 1912 begründete er zusammen mit Theodore von Karmann die Quantentheorie der spezifischen Wärme.

Born beschäftigte sich unter anderem mit den Folgen der Relativitätstheorie seines Physiker-Kollegen Einstein für die Physik fester Körper und mit der Theorie atomarer Kristallgitter. So machte er sich einen Namen mit seinen Untersuchungen zur Struktur und den Eigenschaften von Kristallen, die die Grundlage für die späteren Entwicklungen in der Festkörperphysik legten. Hierüber veröffentlicht er 1915 das Buch: Dynamik der Kristallgitter.

1921 wurde Born Direktor des Instituts für theoretische Physik an der Universität Göttingen. Sein Interesse verlagerte sich von den Kristallen zur Quantenphysik, ein logischer und notwendiger Schritt, nachdem die Quantentheorie der Atome in eine Sackgasse geraten war.

Born stellte sich die Aufgabe der Erklärung und der Berechnung von mechanischen, elektrischen und optischen Eigenschaften der Körper aus ihrem Aufbau aus Atomen. Bald grundsätzlichen Fragen der Quantentheorie zugewandt, gelang ihm 1925 mit seinen Schülern Werner Heisenberg (1901-1976) und Pascual Jordan (1902-1980) die mathematische Ausgestaltung der von Heisenberg entworfenen ersten Fassung einer strengen Quantenmechanik. Seine Deutung gewisser, in einer zweiten, anderen Fassung auftretenden Größen als Wahrscheinlichkeiten trug wesentlich zum raschen physikalischen Verständnis der zunächst in abstrakter mathematischer Form entstandenen Theorie bei. Kennzeichnend für ihn war die Forderung der mathematischen Folgerichtigkeit und die Skepsis gegen noch unklare frühe Entwürfe.

Auf der Höhe seines Wirkens, von 1921 bis 1933, war Born Professor der Physik an der Göttinger Universität und trug somit zur damaligen Weltgeltung bei. Das fast tägliche wissenschaftliche Gespräch bei einer großen Schar von Schülern und von weither zu einem längeren Aufenthalt angereisten jungen, begabten Forschern haben ein einzigartige, wohl kaum wiederholbare Atmosphäre geschaffen, in der Talente reifen konnten.

Die glücklichen Jahre fanden ihr Ende, als Born 1933 die Göttinger Universität wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner pazifistischen Einstellung verlassen musste. 1936 wurde ihm auch die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. Er konnte nach England emigrieren und hatte zunächst ab 1934 eine Professur in Cambridge, fand dann ab 1936 an der Universität von Edinburgh, wo er als Dozent arbeitete, die Möglichkeit, seine Forschung fortzusetzen. 1953 kehrte Born nach Deutschland zurück. Er und Pascual Jordan vertraten unterschiedliche Positionen zur Frage der atomaren Rüstung.

Neben seinen physikalischen Untersuchungen hat sich Max Born immer wieder mit Reden zu philosophischen und gesellschaftspolitischen Themen Gehör zu verschaffen gesucht. So war er 1957 Mitinitiator und Unterzeichner des Göttinger Manifestes, das sich gegen die atomare Aufrüstung der Bundeswehr wandte. In diesem Zusammenhang hat er wiederholt auf die wichtige Rolle hingewiesen, die seine Frau Hedwig für die Herausbildung und Überprüfung seiner eigenen Standpunkte spielte. Mit ihr zusammen verfasste er unter anderem das Buch Der Luxus des Gewissens – Erlebnisse und Einsichten im Atomzeitalter (1958). Noch in seinen letzten Lebensjahren warnte er vor der Einführung der Notstandsgesetze und dem Aufleben antidemokratischer Tendenzen in der Bundesrepublik.

Mit Albert Einstein verband Born eine lebenslange enge Freundschaft, auch wenn Einstein die Arbeiten Borns zu Quantentheorie skeptisch betrachtete. Sein Briefwechsel mit Einstein, der unter anderem für die Geschichte der Interpretation der Quantenmechanik interessant ist, wurde in Buchform veröffentlicht. Max Born beschäftigte sich auch mit theoretischer Optik, über die er mit Emil Wolf ein heute noch bedeutendes Lehrbuch geschrieben hat.

Born war ein strenger Mathematiker, nicht ohne geisteswissenschaftliche Bildung und von liberaler Geisteshaltung. „Born’s Arbeit“, so schreibt John Gribbin, „zeichnete sich durch mathematische Strenge aus – ganz im Gegensatz zu Bohrs zusammengestoppeltem theoretischen Gebäude für das neue Atomverständnis waren diese beiden Spielarten des Genies wesentlich von Bedeutung.“

Max Born entwickelte die statistische Interpretation der Wellenfunktion, die später als Kopenhagener Deutung bekannt wurde und für die er 1954 den Nobelpreis für Physik erhielt. Bereits 1948 wurde ihm die Max-Planck-Medaille verliehen, 1950 die Hughes-Medaille. 1953 wurde er zum Ehrenbürger von Göttingen ernannt, wo man später auch eine Straße nach ihm benannte. In Göttingen befindet sich auch sein Grab, obwohl er zuletzt nicht in Göttingen selbst, sondern in dem nicht weit entfernten Bad Pyrmont lebte. Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde er 1982 zusammen mit dem Nobelpreisträger James Franck auf einer Sonderbriefmarke geehrt.

Lit.: Nancy Thorndike Greenspan: Max Born – Baumeister der Quantenwelt. Eine Biographie. 2005. Spektrum Akademischer Verlag.

Bild: Archiv der Kulturstiftung.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Born

Michael Ferber