Biographie

Brandenburg-Ansbach, Albrecht von

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Herzog von Preußen, Hochmeister des Deutschen Ordens
* 17. Mai 1490 in Ansbach
† 20. März 1568 in Tapiau

Albrecht von Brandenburg-Ansbach wurde am 17. Mai 1490 in Ansbach als achtes Kind und dritter Sohn des Markgrafen Friedrich V. und seiner Frau Sophia, einer Tochter des polnischen Königs Kasimir IV., geboren. Er erhielt einen der hohenzollernschen Leitnamen wie sein gleichaltriger Vetter, der spätere Erzbischof von Magdeburg und Mainz sowie Kardinal. Sie trugen damit den Rufnamen ihres Großvaters väterlicherseits Albrecht Achilles. Den Rufnamen des Großvaters mütterlicherseits, also des polnischen Königs, hatte schon Albrechts ältester Bruder Kasimir erhalten. Aus Versorgungsgründen wurde Albrecht wie viele seiner jüngeren Brüder für eine geistliche Laufbahn bestimmt. Für seine spätere geistige und geistliche Entwicklung wurde vor allem bedeutsam, dass er im Alter von elf Jahren (Sommer 1501) an den Hof des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Hermann Landgraf von Hessen gelangte, bei dem er 1506 eine Domherrenpfründe bekam. Dieser Erzbischof war wegen seiner persönlichen Frömmigkeit bekannt, so hat er in vorbildlicher Weise seine geistlichen Amtspflichten wahrgenommen. Das wird Albrecht sehr beeindruckt haben. Der Wunsch nach einem Universitätsstudium in Italien ließ sich nicht verwirklichen, wohl weil der Erzbischof zu sehr um das Wohl seines Schützlings besorgt war, so dass dieser nach sechs Jahren 1507 wieder in seine fränkische Heimat zurückkehrte.

In den folgenden Jahren hatte er Gelegenheit, sich mit Problemen der Kriegsführung zu beschäftigen. Zeitlebens hat ihn die Möglichkeit von Kriegen gegen die Türken zur Verteidigung der christlichen Welt bewegt. Zum Verfassen von Kriegsordnungen ist er erst nach vielen Jahrzehnten gekommen, als er längst ein erfahrener Landesherr war. Doch zunächst, nachdem ihm die Laufbahn eines Kölner Domherrn verwehrt worden war, hatte er bald eine Aufgabe in der großen Politik zu übernehmen – und das lebenslänglich. Als im Jahre 1510 der Tod des Hochmeisters des Deutschen Ordens, Friedrich Herzog von Sachsen, bevorstand, haben die Landesherren von Sachsen und Ansbach-Bayreuth Verhandlungen aufgenommen, um eine Nachfolge durch den noch sehr jungen Markgrafensohn Al­brecht zu ermöglichen. Dazu waren zahlreiche politische Absicherungen nötig, indem nicht nur beim Orden, sondern besonders bei Kaiser, Papst und Polen Zustimmungen eingeholt wurden. Daraufhin wurde Albrecht am 13. Februar 1511 mit der Zusage seiner künftigen Wahl zum Hochmeister in der sächsischen Deutschordenskommende Zschillen als Ritterbruder in den Orden aufgenommen. Die förmliche Wahl durch die Gebietiger des Ordens erfolgte trotz seiner Abwesenheit bereits am 6. Juli 1511 in Königsberg.

Für Albrechts weiteres Leben wurde es besonders bedeutsam, dass er sich im Feldlager Kaiser Maximilians in Oberitalien mit dem sächsischen Adeligen Georg von Polentz so intensiv angefreundet hatte, dass dieser 1511 sich mit ihm zusammen in den Orden aufnehmen ließ. Sie blieben noch eine längere Zeit im Reich, um zu versuchen, die Übernahme des Amtes außenpolitisch vorzubereiten. Erst im Herbst 1512 ist Albrecht in Begleitung seines älteren Bruders Kasimir nach Preußen aufgebrochen. Als sein Amtsvorgänger bereits 1507 das Land verlassen hatte, hat er dieses einem vierköpfigen Regimentsrat überlassen. Dazu gehörten die beiden Bischöfe von Pomesanien und Samland, Günther von Bünau und Hiob von Dobeneck. Al­brecht gelang es nicht, den König von Polen zu einem Verzicht auf den Treueid zu bewegen, dem sein Vorgänger schließlich nur durch das Verlassen des Ordenslandes entgangen ist. Kaiser und Reich waren nicht als Verbündete zu gewinnen. Auch der Bündnisvertrag mit dem russischen Zaren 1517 hatte letztlich keinen durchschlagenden Erfolg. Daher zog König Sigismund, als er im Osten für sein Reich keine Bedrohungen mehr sah, mit einem großen Heer gegen Preußen. Um die Jahreswende 1519/20 wurde der Krieg begonnen. Obwohl der junge Hochmeister etwa mit der Besetzung des ermländischen Braunsberg gewisse Anfangserfolge erzielte, waren im Ganzen die polnischen Truppen stärker, was sich in der Verwüstung des Landes zeigte. Im weiteren Verlauf des Jahres 1520 und den folgenden Monaten konnte jedoch auch die polnische Seite sich militärisch nicht durchsetzen, so dass Waffenstillstandsverhandlungen in Gang kamen. Unter der Vermittlung auswärtiger Fürsten wurde für vier Jahre von Ostern 1521 an ein Waffenstillstand geschlossen. In dieser Zeit sollten die strittigen Forderungen gelöst werden.

Was die Neubesetzung leitender Ämter im Ordensland angeht, war noch vor Kriegsausbruch der samländische Bischofsstuhl neu zu besetzen. Auf Betreiben des Hochmeisters wählte das Domkapitel Georg von Polentz, obwohl dieser sicherlich Ritterbruder und nicht Priesterbruder des Ordens gewesen ist. Dessen 1519 noch mit päpstlicher Genehmigung erfolgte Inthronisation war das letzte größere Fest der vorreformatorischen Kirche in Preußen. Ihm hat der Hochmeister das Regiment im Lande übertragen, als er 1522 für über drei Jahre das Land verließ, um im Reich Unterstützung für die Klärung seiner politischen Probleme zu suchen. Im Frühjahr und Sommer 1522 reiste Albrecht zu politischen Gesprächen nach Prag und Linz, ehe er wegen eines bevorstehenden Reichstags im Herbst nach Nürnberg in seine fränkische Heimat gelangte. Was er vor Antritt seiner Reise über die Vorgänge in Wittenberg gehört haben könnte, ist nur zu erschließen. Die Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers und dessen Erscheinen vor Kaiser Karl V. in Worms waren schon allgegenwärtig. Besonders wird er von Luthers Kritik am Ordenswesen gehört haben. Daher gehörte eine Abschrift der Statuten des Deutschen Ordens zu Albrechts Reisegepäck, weil er offenbar eine Beratung durch Luther geplant hat. Vor der Abreise aus Königsberg muss er mit dem samländischen Bischof weitgehende Übereinstimmung herbeigeführt haben, weil in den folgenden Jahren zwischen beiden alles nur schriftlich geregelt werden konnte. Noch 1522 hatte Albrecht durch eine Predigt des reformatorisch gesinnten Predigers Andreas Osiander ein „evangelisches Bekehrungserlebnis“. Zu einer persönlichen Begegnung Albrechts mit Luther ist es 1523 in Wittenberg gekommen. Das Gespräch berührte zahlreiche Glaubensfragen, die offenbar weit über Albrechts Anliegen einer Reform des Deutschen Ordens hinausgingen.

Letzteres veranlasste Luther zur Veröffentlichung seines bekannten Pamphlets gegen die Lebensformen des Deutschen Ordens. Darüber hinaus wurden mit Luther zahlreiche Dinge erörtert, die Albrecht sowohl für die Gestaltung einer evangelisch-lutherischen Landeskirche im bisherigen Ordensland als auch dort bei der Gründung eines Erbfürstentums weitgehend befolgt hat. Kirchlich und politisch sind unter der Leitung des samländischen Bischofs die vorbereitenden Maßnahmen in Preußen durchgeführt worden, die zur Durchsetzung der geplanten Veränderungen nötig waren. Zur Vorbereitung der Lösung der 1521 offengebliebenen politischen Probleme hat der Hochmeister die Vermittlung zweier naher verwandter Fürsten bemüht. Die Glaubensfragen und damit die Sicherung der Reformation in Preußen waren für Albrecht inzwischen so vorrangig, dass er auf fast alle vorher erhobenen politischen Forderungen zu verzichten bereit war. Am 8. und 10. April 1525 wurde in Krakau mit Polen Frieden geschlossen, in dem der Orden in Preußen aufgelöst und Albrecht als Lehnsmann des polnischen Königs Erbfürst eines Herzogtums in Preußen wurde. Zur Sicherung der Reformation war diese nicht Gegenstand der Verträge, denn im katholischen Polen wurde diese zwar vom König hingenommen, doch sonst gab es großen Widerstand wie in großen Teilen des Reichs.

Als Albrecht danach nach über vierjähriger Abwesenheit nach Preußen zurückkehrte, zeigte sich auf dem Huldigungslandtag, dass der Widerstand gegen die Veränderungen verhältnismäßig gering war. Darunter waren sieben Ordensbrüder, die von den Vertretern des Lehnsherrn entscheidend unter Druck gesetzt wurden. Im Ganzen gingen die Ritterbrüder des Ordens in den preußischen Ständen auf, die sich in drei Kurien zusammenfanden. Den Herrenstand bildeten in Anlehnung an die früheren Großgebietiger des Ordens nunmehr die vier Oberräte (Landhofmeister, Obermarschall, Oberburggraf und Kanzler), ferner die Inhaber der vier vornehmsten Hauptämter um Königsberg. Dies wurde festgeschrieben, als Herzog und Stände im Jahre 1542 in der Regimentsnotel unter anderem die Regierungszuständigkeiten für den Fall des Ausfalls des Landesherrn (etwa bei einer möglichen Teilnahme an einem Türkenkrieg) festlegten. Neben dem Herrenstand gab es die übrigen Adeligen, die die anderen Hauptämter verwalteten, teilweise waren sie an diese verpfändet. Schließlich gab es die Städtekurie, in der zumeist die drei Städte Königsberg die Kleinstädte des Landes vertraten. Zur Regierungstätigkeit des neuen Herzogs gehörte, dass er in Zusammenarbeit mit den Ständen neue Landesordnungen erarbeiten ließ, zuerst gleich 1525/26.

Die Anfänge der evangelischen Landeskirche liegen schon vor den Krakauer Verträgen. Da es in Preußen kein geeignetes geistliches Personal gab, hat Albrecht noch als Hochmeister Luther gebeten, ihm geeignete Theologen ins Land zu schicken. Hervorzuheben sind Johannes Briesmann, Paul Speratus und Johannes Poliander, die in der Geschichtsschreibung als die drei „Evangelisten Preußens“ bezeichnet worden sind. Diese unterstützten die beiden Bischöfe, die zwar evangelisch gesinnt, aber gelernte Juristen waren. Diese wurden aktiv beim Verfassen neuer Kirchenordnungen, parallel zu den Landesordnungen. In Absprache mit dem Herzog haben sie bald mit Visitationen der Kirchspiele begonnen, denn das Land mit seinem Kirchenvolk sollte mit der neuen Lehre vertraut gemacht werden. Die erste Kirchenvisitation erfolgte bereist 1526, kurz bevor Kursachsen so weit war. Das Kirchenvolk war mehrsprachig, daher hat der Herzog Sorge getragen, dass auch die prußisch, polnisch und litauisch sprechenden Menschen in ihren Sprachen in Glaubensdingen unterwiesen wurden. Ein besonderes Anliegen war für den Herzog die Ausbildung eines neuen Pfarrerstandes, denn die Kleriker aus der Ordenszeit waren nicht allzu zuverlässig. Um zunächst weiterzukommen, veranlasste der Herzog, dass Luthers Postille als Predigthandbuch in genügend Exemplaren aus Wittenberg geliefert wurde. Doch die Krönung von Albrechts Bemühungen auf diesem Felde war 1544 die Gründung der Universität Königsberg, die in den nicht mehr benötigten Häusern des inzwischen aufgelösten samländischen Domkapitels neben dem Dom auf der Insel Kneiphof untergebracht wurde. Das war die erste und zunächst einzige Universität in Nordosteuropa, die daher auf die benachbarten evangelischen und auch katholischen Länder eine gewisse Anziehungskraft ausübte.

Außenpolitisch hatte sich Albrecht damit auseinanderzusetzen, dass Kaiser und Reich die durch die Krakauer Verträge erreichten Zustände heftig bekämpften. Das führte unter anderem dazu, dass Albrecht in den Jahren 1526-1532 viermal Schrift­sätze zu seiner Verteidigung aufsetzte, die in der Literatur als seine Apologien bekannt sind. Die vom Kaiser mehrfach verhängte und dann wieder suspendierte Reichsacht hat ihn lebenslang beunruhigt, auch wenn keine tatsächliche Gefahr bestand, dass die vom Deutschen Orden im Reich angestrebten Maßnahmen einen Erfolg hätten haben können. Mit den evangelischen Reichsfürsten stand Albrecht in intensiven Beziehungen, ohne kriegerisch aktiv zu werden. Um seine Herrschaft zu sichern, hatte er mit seiner Heiratspolitik nur mäßigen Erfolg. 1526 heiratete er die dänische Königstochter Dorothea. Sie hatten nur eine erwachsen gewordene Tochter, die Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg geheiratet hat. Nach Dorotheas Tod 1547 hat Albrecht zunächst aus Trauer und wegen seines Alters gezögert, wieder zu heiraten. Elisabeth von Braunschweig-Calenberg, eine nahe Verwandte des Herzogs, vermittelte 1550 die Hochzeit Albrechts mit ihrer Tochter Anna Maria, womit sie ihm unter anderem „eine schöne Venus ins Bett legen“ wollte. Aus dieser Ehe ging der 1553 geborene Albrecht Friedrich hervor, der an der Nachfolge als Herzog wegen seiner Gemütskrankheit von den Ständen und seinem Vetter Georg Friedrich aus der fränkischen Linie als Vormund gehindert wurde. Letztlich hat eine erkämpfte Mitbelehnung der kurbrandenburgischen Linie den Hohenzollern Preußen auf lange Sicht gesichert.

Herzog Albrecht war in der Gefahr, sein Lebenswerk einer evangelischen Landeskirche zu gefährden, gerade durch sein Eintreten für den Nürnberger Reformator Andreas Osiander. Dieser hatte 1548 wegen des Augsburger Interims Nürnberg verlassen müssen, so dass sich der Herzog veranlasst sah, ihn wegen der Beziehungen seit 1522 in Königsberg aufzunehmen. Osiander hatte inzwischen eine von Luther abweichende Rechtsfertigungslehre entwickelt, die nicht nur in Königsberg, sondern im ganzen Reich Widerstand hervorrief. Herzog Al­brecht war als Laientheologe ein Osiandrist, der in seinen letzten Lebensjahren so schwach geworden war, dass unter dem Einfluss des mecklenburgischen Schwiegersohns die sog. fremden Räte, die auch als „Osiandristen“ anzusehen sind, die Macht an sich gerissen hatten. Dagegen haben die Stände die Hilfe des polnischen Lehnsherrn angerufen, 1566 konnten nach Hinrichtung der drei wichtigsten Persönlichkeiten die alten Verhältnisse wieder hergestellt werden. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der katholische Lehnsherr durch sein Einschreiten die traditionelle lutherische Lehre in der preußischen Landeskirche gesichert hat, wie das vertraglich geregelt war. Danach sind am 20. März 1568 Herzog Albrecht und seine zweite noch junge Frau Anna Maria an verschiedenen Orten, jedoch am selben Tag gestorben. Die deutschen Fürsten des 16. Jahrhunderts hatten damit die Persönlichkeit mit der größten Frömmigkeit und theologischen Bildung verloren.

Lit.: Paul Tschackert, Herzog Albrecht von Preußen als reformatorische Persönlichkeit, Halle 1894. – Kurt Forstreuter, Vom Ordensstaat zum Fürstentum, Kitzingen [1951]. – Walther Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach. Deutschordens-Hochmeister und Herzog in Preußen 1490-1568, Heidelberg 1960. – Albrecht von Brandenburg-Ansbach und die Kultur seiner Zeit. Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Bonn, Düsseldorf (1968).

Bild: Standbild Herzog Albrechts in Königsberg, Kulturpolitische Korrespondenz.

Bernhart Jähnig