Biographie

Brandl, Peter Johann

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Maler
* 24. Oktober 1668 in Prag
† 24. September 1735 in Kuttenberg

Als Sohn eines Schneiders und Gastwirts geboren, besuchte Brandl das angesehene Prager Jesuitengymnasium, um danach eine Ausbildung als Maler zu beginnen. Der Lehrer Peter Brandls in Prag war der Maler Christian Schröder, der nach seinen Studien in Rom und Venedig Hofmaler bei Kaiser Leopold I. war. In Prag sind Bilder von ihm im Spanischen Saal der Prager Burg zu sehen. In seiner Lehrzeit 1685 bis 1691 lernte Peter Brandl bei Schröder viele Werke italienischer und niederländischer Meister kennen, da Schröder auch Inspektor der Prager Kaiserlichen Galerie war. Brandl wurde so schon früh mit Porträtmalerei bekannt. Sein Vorbild war aber nicht sein Lehrmeister, sondern der Maler Karel Škreta, der wie Brandl und Wenzel Lorenz Reiner zu den größten Malern des böhmischen Barock zählt. Brandls Schaffen selbst hatte großen Einfluss auf W. L. Reiner.

Im Alter von 33 Jahren heiratete Brandl die Tochter eines Malers. Sein Sohn Anton wurde als Schüler von Michael Rents Kupferstecher und arbeitete meist in Kukus (Kuks) für den Grafen von Sporck. Obwohl Brandl durch seine Werke in hohem Ansehen stand und viele Aufträge hatte, führte er ein unruhiges Leben in ungeordneten finanziellen Verhältnissen. Als Beispiel dafür führen seine Biographen an, dass ihn der Abt des Klosters Grüssau (Krzeszów) aus dem Schuldgefängnis in Königgrätz (Hradec Kralové) freikaufen musste, damit Brandl das bestellte Bild des Hauptaltares in der Klosterkirche Grüssau malen konnte.

Brandl führte keine Werkstatt im herkömmlichen Sinne, arbeitete aber oft auch mit anderen Künstlern zusammen wie mit Michael W. Halbwax und J. Rudolf Byss. Brandls Grab befindet sich in der Marienkirche im ostböhmischen Kuttenberg, wo er seine letzten Lebensjahre in ärmlichen Verhältnissen verbrachte und am 24. September 1735 starb. Der Magistrat von Kuttenberg organisierte ihm jedoch ein prächtiges Begräbnis.

Brandl hinterließ ein Werk, das ihn mit Recht zum größten Barockmaler Böhmens machte. In zahlreichen Kirchen der böhmischen Länder sind bis heute seine Altarbilder zu sehen. Wurzbach rühmt an seinen Werken „die Einfachheit der Composition, Schönheit der Gruppierung und Wärme des Colorits … Besonders ist er in der Carnation täuschend wahr“. Was Wurzbach schon 1857 feststellte: „Viele seine Bilder dunkeln leider merklich nach“, gilt für Brandels Werke bis heute, ebenso wie für die Gemälde Škretas in vielen Kirchen, wovon sich jeder Besucher selbst überzeugen kann.

Brandl, der die böhmischen Länder mit einer Ausnahme einer Reise nach Mödling bei Wien nie verlassen hatte, vervollkommnete sein ganzes Talent durch das Kopieren großer Meister, deren Originale er in Prag sah oder in Kupferstichen kennenlernte. Grueber sagt von ihm: „Seine Leichtigkeit der Ausführung ist unbegreiflich, er war im Stande, ein figurenreiches Altarbild von fünf bis sechs Fuß Höhe und verhältnismäßiger Breite in einer halben Woche zu vollenden“. Dlabacz gibt die Zahl seiner Bilder mit über fünfhundert an. Es sind darunter neben Altarbildern und Fresken auch Porträts und Genre-Bilder in verschiedenen Schlössern und Galerien.

In Prag sind das Hauptaltargemälde mit dem hl. Leonhard in der Kirche des hl. Klemens zu nennen, mehrere Altarbilder in der Kirche Maria vom Siege auf der Prager Kleinseite und in der Kirche der heutigen Erzabtei Břevnov das Altarbild mit dem hl. Gunther. In Königgrätz malte Brandl den hl. Antonius in der Kathedrale und verschiedene Gemälde in der Kirche Maria Himmelfahrt am Königgrätzer Ring. Weitere Werke sind in Doxan (Doksany) und Elbogen (Loket), Kolin und Kuttenberg, Pless (Plasy) und Teplitz (Teplice) zu sehen. In der Grafschaft Glatz, die kirchenrechtlich bis ins 20. Jahrhundert zum Erzbistum Prag gehörte, malte er in den Kirchen in Bad Reinerz (Duszniky) und Friedersdorf (Biedrzychowice), in Schlesien in Grüssau und Klutschau (Klucz). Die Nationalgalerie in Prag besitzt ebenso Bilder von ihm wie die Schlösser in Friedland (Frydlant), Jarmeritz (Jaromeř), Jitschin (Jičin) und Melnik und die Schönbornsche Galerie in Wien.

Lit.: C. Wurzbach, in: BLKÖ 2 (1857). – B. Grueber, in: ADB 3 (1876). – O. Strettiová, Das Barockporträt in Böhmen, Prag 1957. – K. M. Swoboda, Barock in Böhmen, München 1964. – J. Neumann, Peter Brandl 1868-1735, Katalog Prag 1968. – U. Thieme/ F. Becker (Hrsg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band 3, Leipzig 1992 (Unveränderter Nachdruck der Ausgaben 1902 und 1910).

Bild: Selbstporträt 1700, Wikipedia Commons/ Gemeinfrei.

Rudolf Grulich