Biographie

Bredt, Heinrich

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Pathologe, Gerontologe
* 29. Januar 1906 in Oberneudorf/Siebenbürgen
† 1. November 1989 in Freiburg/Breisgau

Das siebenbürgisch-sächsische Volk hat eine Reihe bekannter und tüchtiger Ärzte hervorgebracht. Die meisten von ihnen blieben nach ihrem Studium in der Heimat oder kehrten aus Deutschland dahin zurück, um hier ihrem Beruf nachzugehen. Zu den wenigen, in der Zwischenkriegszeit nicht mehr nach Siebenbürgen zurückkehrten, sondern in Deutschland die akademische Laufbahn einschlugen, gehört Heinrich Bredt.

Er wurde am 29. Januar 1906 in Oberneudorf/Nord-Siebenbürgen Sohn des dortigen Pfarrers, Johann Bredt, der zugleich Naturwissenschaftler und Volkstumsforscher war, und dessen Ehefrau Adele geb. Lang geboren. 1924 legte er am deutschen Gymnasium in Bistritz die Reifeprüfung ab, um anschließend an der Universität Graz das Studium der Medizin aufzunehmen. Nach zwei Semestern wechselte er an die Universität Tübingen, wo er aber nicht nursein Medizinstudium fortsetzte, sondern gleichzeitig noch sechs Semester Naturwissenschaften studierte und wo er von dem Zoologen Jürgen W. Harms wesentliche Impulse für seine spätere wissenschaftliche Laufbahn erhielt. 1929 setzte er sein Studium in Berlin fort, legte hier 1930 sein medizinisches Staatsexamen ab und wurde im September 1931 zum Dr. med. promoviert. Im gleichen Jahr erfolgte die Einbürgerung in das Deutsche Reich. Nach Assistentenjahren am Pathologischen Institut der Charité in Berlin habilitierte er sich 1935 bei seinem Lehrer Robert Rössle für Allgemeine Pathologie und spezielle pathologische Anatomie. Wenige Monate später ging er an das von Werner Hueck geleitete Pathologische Institut der Universität Leipzig, wo er 1942 zum apl. Professor ernannt wurde. Der 1936 mit der Leipzigerin Magdalene Landmann geschlossenen Ehe entstammt ein Sohn, der heute Professor für Mikrobiologie in Freiburg ist. Nach Wehrdienst – zuletzt als beratender Pathologe an der Ostfront – sowie rumänischer bzw. russischer Gefangenschaft vertrat Bredt von 1947 bis 1948 den Lehrstuhl für Gerichtsmedizin an der Universität Leipzig und wurde 1949 in der Nachfolge von Hueck auf den dortigen Lehrstuhl für Pathologie berufen. Am 1. April 1959 folgte er, nachdem er einen Ruf nach Göttingen abgelehnt hatte, in gleicher Eigenschaft einem Ruf an die Universität Mainz, wo er bis 1974 zugleich Direktor des Pathologischen Instituts der Universität war.

Das wissenschaftliche Werk Bredts befaßt sich im wesentlichen mit drei Themen, die einerseits stark durch eine naturwissenschaftliche Betrachtungsweise geprägt sind, bei deren Bearbeitung er andererseits aber auch nie die enge Verflechtung zwischen Morphologie und Klinik aus dem Auge verlor: l. mit der Pathologie der Mißbildungen des menschlichen Herzens, 2. derjenigen des Gefäßsystems, besonders der Arteriosklerose, und 3. der Pathomorphologie des Alterns. Bredt hat hierbei wesentliche Erkenntnisse erarbeitet und entscheidende Impulse für die weitere Forschung gegeben. Seine fachliche Qualifikation und seine darüber hinaus reichende geistige Persönlichkeit, in der sich naturwissenschaftliche und philosophische Neigungen sowie menschliche Qualitäten in glücklicher Synthese vereinigen, machten ihn nicht nur zu einem beliebten akademischen Lehrer und anerkannten Forscher, sondern auch zu einem zwar strengen, aber stets verständnisvollen Vorgesetzten und einem gesuchten Gutachter und Vortragenden. Sein organisatorisches Talent bewies er sowohl beim Wiederaufbau des durch den Krieg stärker in Mitleidenschaft gezogenen Leipziger Instituts als auch bei der Institutserweiterung und der Einführung neuer Organisationsformen in Mainz. So nimmt es nicht wunder, daß Bredt auch in der akademischen Selbstverwaltung, in den Redaktionen wissenschaftlicher Zeitschriften und in Gremien wissenschaftlicher Gesellschaften ein gefragter Mann war und ihm zahlreiche Ehrungen zuteil wurden. Von 1951-1955 Dekan der Medizinischen Fakultät in Leipzig und 1962/63 derjenigen der Universität Mainz, war Bredt Mitherausgeber mehrerer wissenschaftlicher Zeitschriften. Er ist ferner Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und Akademien, so der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, der Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle, deren auswärtiger Vizepräsident er von 1953-1958 war, der Sächsischen Akademieder Wissenschaften in Leipzig, der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin bzw. deren Nachfolgeorganisation und der Akademie der Wissenschaft und Literatur zu Mainz, deren Kommission für Altersforschung (Gerontologie) er lange Jahre vorstand; 1968 war er zugleich Vizepräsident ihrer mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse, von 1971-1979 ihr Präsident und 1978-1979 auch Vorsitzender der Konferenz der Akademien der Wissenschaft der Bundesrepublik Deutschland. 1955 erhielt Bredt den Nationalpreis für Wissenschaft der Deutschen Demokratischen Republik, 1976 die Gutenberg-Plakette der Stadt Mainz, höchste Auszeichnung für die Förderung der Kultur dieser Stadt, 1979 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland und 1982 den Siebenbürgisch-sächsischen Kulturpreis, in dessen Verleihungsurkunde es heißt, daß er sich „durch sein Wirken in Wissenschaft, Forschung und Lehre um den Fortschritt der Heilkunde verdient gemacht und dadurch zugleich das öffentliche Ansehen der Siebenbürger Sachsen gemehrt hat". Bredt lebt heute als Emeritus in Mainz.

Lit.: Hienz, H.A.: Bredt, Heinrich. In: Beiträge zum Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. Folge 9/10 (1984), S. 180-186.