Heinrich Bredt erblickte am 29. Januar 1906 in Oberneudorf/Siebenbürgen als Sohn des Pfarrers Johann Bredt (1873-1936) und seiner Frau Adele, geb. Lang (1880-1971), das Licht der Welt. Er besuchte ab 1912 die deutsche Volksschule und ab 1916 das Evangelische Gymnasium in Bistritz. Dort bestand er sein Abitur im Juni 1924.
Ein Krankheitserlebnis in der Jugend erweckte ihn ihm den Wunsch zu helfen und so studierte er vom WS 1924/25 bis zum SS 1925 Medizin an der Universität Graz. Er trat dem Verein Deutscher Studenten (VDSt) bei, der den großdeutschen Gedanken vertrat. Die im Kyffhäuser-Verband zusammengefaßten Vereine Deutscher Studenten zählten damals viele Auslandsdeutsche zu ihren Mitgliedern und betrieben eine intensive Volkstumsarbeit für das Grenz- und Auslandsdeutschtum. Ab dem WS 1925/26 bis 1929 studierte er in Tübingen. Neben seinem Medizinstudium studierte er in der Neckarstadt auch sechs Semester Naturwissenschaften ohne Abschluß. Sein medizinisches Staatsexamen bestand er 1930 in Berlin. Dort promovierte er im September 1931 zum Dr. med. Im selben Jahr wurde er in das Deutsche Reich eingebürgert. 1932 erlangte er die ärztliche Approbation. Er habilitierte sich im Juni 1935 als Assistent am Pathologischen Institut der Charité und wechselte im August 1935 als Privatdozent und als Assistent an das Pathologische Institut der Universität Leipzig. 1936 wurde er dort Prosektor.
Am 2. Oktober 1936 heiratete er Magdalene Landmann (1912-1987). Der 1937 geborene gemeinsame Sohn Wolfgang, wurde nach einem Medizinstudium ebenfalls Hochschullehrer. Zum Kriegsdienst eingezogen, war Heinrich Bredt als Feldprosektor ab 1941 als beratender Pathologe an der Ostfront tätig. Dort erlebte er 1942 seine Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. 1944 geriet er in Rumänien zunächst in rumänische, dann in russische Kriegsgefangenschaft. Hier wurde er als Arzt in einem Lazarett eingesetzt. Gleichzeitig war er aufgrund seiner rumänischen Sprachkenntnisse Dolmetscher. 1946 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen.
Er vertrat von 1947 bis 1948 zunächst den Lehrstuhl für Gerichtsmedizin an der Universität Leipzig, bis er 1949 Ordinarius für Pathologie und Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Leipzig wurde. 1951 bis 1955 war er Dekan der medizinischen Fakultät. Er fand in den ersten Nachkriegsjahren schwierige Arbeitsbedingungen vor. Bombenschäden und das Fehlen notwendigster Hilfsmittel der täglichen Arbeit ließen die Wiederaufnahme der Forschung an seinem Institut hinauszögern. Trotz dieser Schwierigkeiten entwickelte er sein Institut zu einer Forschungsstätte mit gutem Ruf. Seiner Standfestigkeit war es zu verdanken, daß sein Institut zahlreichen dirigistischen Maßnahmen trotzte. Die Gegensätze zur herrschenden DDR-Obrigkeit – Bredt war als bürgerlich und christlich bekannt und galt als nicht linientreu – wurden im Lauf der Zeit aber zu stark. Zwar lehnte er noch einen Ruf Göttingens ab, doch zum 1. April 1959 nahm er einen Ruf als Ordinarius und Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Mainz an. Mit seiner alten Arbeitsstätte ließ er auf seinem Weg in den Westen auch seinen persönlichen Besitz zurück. Auch sein neues Institut fand in ihm einen Modernisierer und Erneuerer. 1962/63 war er Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Mainz. Nach einem schaffensreichen Arbeitsleben wurde er 1974 emeritiert.
Sein wissenschaftliches Werk umfaßte drei Schwerpunkte: die Pathologie menschlicher Herzmißbildungen, die Pathologie des Gefäßsystems und schließlich Probleme des Alterns. Besonders ist seine Beschäftigung mit der Erforschung der Arteriosklerose hervorzuheben. Als Vertreter der morphologischen Richtung beeinflußte er wesentlich die Entwicklung der pathologischen Anatomie. Er galt als hervorragender Hochschullehrer mit starker didaktischer Begabung. Mit seiner bilderreichen Sprache hinterließ er bei seinen Zuhörern, Studenten und Assistenten daher einen nachhaltigen Eindruck. So zog er viele junge Kollegen an sich heran, die er für seine Arbeit begeisterte. Viele namhafte Pathologen sind aus seiner Leipziger und Mainzer Schule hervorgegangen.
Bredt gehörte zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften und Akademien an. So war er seit 1954 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pathologie und seit 1957 der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Seit 1952 gehörte er der Deutschen Akademie der Naturforscher Halle an, deren auswärtiger Vizepräsident er 1953 bis 1958 war. Seit 1955 war er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften Leipzig und seit 1956 der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin, später auswärtiges Mitglied deren Nachfolgeorganisation, der Akademie der Wissenschaften der DDR. Seit 1965 gehörte er der Deutschen Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz an. Für deren mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse war er von 1969 bis 1971 Vizepräsident und von 1971 bis 1979 Präsident der Akademie. Darüber hinaus war er 1978 bis 1979 Vorsitzender der Konferenz der Akademien der Wissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Ehrungen: 1954 den Nationalpreis II. Klasse der DDR und 1976 die Gutenberg-Plakette der Stadt Mainz für seine Förderung des Zusammenwirkens zwischen Stadt, Universität und Akademie. Im Juli 1979 erhielt er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse und 1982 den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis.
Als er in seinem 83. Lebensjahr starb, verlor die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz eines ihrer aktivsten Mitglieder. In ihr hatte Bredt „eine zweite wissenschaftliche Heimat“ gefunden. Deren Geschicke beeinflußte er daher maßgebend und förderte ihr Ansehen, wie es in einem Nachruf heißt.
Werke: Ein Fall von Uterus masculinus simplex rudimentarius nebst multiplen Mißbildungen bei einem Neugeborenen, Diss. Uni. Berlin 1931, in: Zeitschrift für die gesamte Anatomie und Entwicklungsgeschichte, Abt. 1, 95. – Formdeutung und Entstehung des mißgebildeten menschlichen Herzens, in: Virchows Archiv für pathologische Anatomie 296 (1936), S. 114-157 (Habilitationsschrift). – Über den Tod. Eine naturwissenschaftliche Betrachtung, Berlin 1958. – Heinrich Bredt/Hans-H. Stelzig, Extreme Lebensbedingungen und organische Gefäßerkrankung. Zusammenfassender Erfahrungsbericht über den Einfluß extremer Lebensbedingungen auf Entstehung und Verschlimmerung arterieller Verschlußkrankheiten, Stuttgart u. a. 1967. – Herausgeberschaften: Frankfurter Zeitschrift für Pathologie 1961 bis 1967. – Virchows Archiv für Pathologie und pathologische Anatomie 1968 bis 1974.
Lit.: Auskunft von Prof. Dr. Wolfgang Bredt, Freiburg. – Auskunft des Universitätsarchivs Mainz. – Ruth Baron, Professor Dr. Heinrich Bredt, in: Staats-Zeitung, 10. Jg., 1959, Nr. 25, S. 3. – R. Bässler, Heinrich Bredt zum 65. Geburtstag, Sonderdruck aus: Ärzteblatt Rheinland-Pfalz, 1. Februar 1971. – Ludwig Biewer, Bundesverdienstkreuz für Bundesbruder Prof. Heinrich Bredt, in: Akademische Blätter 5/1979, S. 168. – Albrecht Gläser, Heinrich Bredt, in: Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Jahrbuch 1989-1990, Berlin 1992, S. 229-231. – Hrn. Thews, Nachruf auf Heinrich Bredt, in: Jahrbuch 1989 der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz, 40. Jg., Wiesbaden 1990, S. 92-94. – Gerhard Seifert, Bibliographie Heinrich Bredt, in: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, 74 (1990), S. 687-688. – Hermann A. Hienz, Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. Bio-Bibliographisches Handbuch für Wissenschaft, Dichtung und Publizistik, Bd. 5, S. 265.
Bild: Heinrich Bredt als Präfekt einer Pennälerverbindung am Gymnasium Bistritz Anfang 1920 (Privatarchiv Prof. Dr. Wolfgang Bredt, Freiburg).
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Bredt
Marc Zirlewagen