Aus einer Cottbuser ratsfähigen Familie stammend, studierte Johannes Briesmann in Frankfurt/Oder und Wittenberg. Die Leipziger Disputation 1519 zwischen Martin Luther und Johannes Eck veranlaßte den Franziskanermönch, erneut nach Wittenberg zu gehen und sich dort am 3. Januar 1520 immatrikulieren zu lassen. Zugleich wurde er Lektor im Franziskanerkloster, erwarb am 21. Januar 1522 die theologische Doktorwürde und trat wenig später in die Theologische Fakultät ein. Briesmann erlebte die Umbruchsjahre 1520 bis 1523 in der Elbestadt. Das Wittenberger Verbot der Bettelorden führte ihn für kurze Zeit zurück nach Cottbus, wo er reformatorisch predigte. Ende 1522 kehrte er jedoch wieder nach Wittenberg zurück. Die Polemik seines Ordensbruders Jacob Schwedrich veranlaßte ihn 1523 zu einer Trost- und Ermutigungsschrift an seine Vaterstadt:Unterschrift und Ermahnung an die christliche Gemeinde zu Cottbus. Diese Flugschrift gibt Einblick in die Verkündigung eines Predigers, der sehr früh zum Mitstreiter der Wittenberger Theologen geworden war, und verdeutlicht, welche Rolle gerade die Predigt der Rechtfertigung dabei spielte. 1523 wies Briesmann in der responsio ad Gasparis Schatzgeyri…die Angriffe des Nürnberger Franziskaners auf Luthers De votis monasticis (1521) wirkungsvoll zurück.
Briesmanns weiteren Lebensweg bestimmte die Bitte des Hochmeisters Albrecht von Preußen um einen evangelischen Prediger. Auf Luthers Vorschlag reiste der Cottbuser nach Königsberg und hielt am 27. September 1523 die erste evangelische Predigt im dortigen Dom. Gemeinsam mit Georg von Polentz, seit 1518 Bischof vom Samland, erreichte er den Durchbruch für die Reformation, erarbeitete eine Gottesdienstordnung, verfaßte verschiedene theologische Schriften, hielt Vorlesungen über den Römerbrief. 110 Thesen verfaßte er zur reformatorischen Lehre von der christlichen Freiheit als Anleitung für die Geistlichen:Flosculi de homine interiore et exteriore, fide et operibus (1523). 1525 heiratete er Elisabeth Sackheim aus Königsberg. Im selben Jahr wurde er Rat Albrechts, der inzwischen Herzog von Preußen geworden war.
1527 berief der Rigaer Rat Briesmann als Superintendenten nach Livland. Gemeinsam mit dem bereits in Riga wirkenden, aus der Gegend von Küstrin gebürtigen Andreas Knöpken (um 1468-1539) erarbeitete er im Frühjahr 1529 eine Kurtz Ordnung des Kirchendiensts, die 1533 für Riga, Reval und Dorpat verbindlich wurde. 1531 kehrte er als Domprediger nach Königsberg zurück. Einen Ruf 1541 als Professor und Superintendent nach Rostock lehnte er ab und widmete der Hansestadt als Dank: Zwei Predigten aus dem 4. Capitel der Genesis… (1542). Ständiger Briefwechsel hielt die Verbindung nach Wittenberg zu Luther und Philipp Melanchthon aufrecht. 1544 verfaßte Briesmann eine Kirchenordnung für Preußen, die im ehemaligen Ordensland die Einführung der Reformation abschloß. Viel Kraft widmete er der 1544 gegründeten Universität Königsberg. Die Aufgaben eines Präsidenten (Präses) des Bistums Samland, die ihm 1546 übertragen wurden, konnte er kaum wahrnehmen. Krankheitshalber trat er im Frühjahr 1549 zurück.
Briesmann gehört zu den kämpferischen Vertretern der von Wittenberg ausgegangenen reformatorischen Erneuerung. Entschieden setzte er sich gegen Spiritualisten und Anhänger Caspar von Schwenkfelds zur Wehr, die zeitweise durch Wilhelm Gnapheus und Gerhard Westerburg am Königsberger Hof Einfluß erlangten. Sein letzter theologischer Protest betraf 1549 den Streit mit Andreas Osiander. Briesmann gehört zu den Reformatoren Preußens. Als von der Wittenberger Theologie geprägter Theologe setzte er sich entscheidend für den inneren und äußeren Aufbau der preußischen Landeskirche als Partner Georgs von Polentz und des Herzogs ein. Ordnungen für den Gottesdienst, die Lehre und die Kirchenorganisation gehen auf ihn zurück.
Lit.: Urkundenbuch zur Reformationsgeschichte des Herzogtums Preußen/ hrsg. von Paul Tschackert. 3. Bde. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1890. Osnabrück 1965.— Erdmann: RE3 (1897), 398-405.— Robert Stupperich: Johannes Briesmanns reformatorische Anfänge. Jahrbuch für brandenburgische Kirchengeschichte 34 (1939), 3-21.— Fritz Gause: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), 612 f..— Robert Stupperich: Johann Briesmann. In: Ders.: Reformatorenlexikon. Gütersloh 1984, 44-46.— Hans-Joachim Beeskow: Johannes Briesmann– ein treuer Schüler und Mitstreiter von Martin Luther. In: “Dem Wort nicht entgegen…”: Aspekte der Reformation in der Mark Brandenburg/ hrsg. von Hans-Ulrich Delius [u.a.] Berlin 1988, 31-36.— Bernd Moeller, Karl Stackmann: Städtische Predigt in der Frühzeit der Reformation: eine Untersuchung deutscher Flugschriften der Jahre 1522 bis 1529. Göttingen 1996, 31-36.
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Briesmann
Günther Wartenberg