Biographie

Brosch, Albert

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Volksliedersammler
* 23. Januar 1886 in Oberplan/Böhmen
† 22. Mai 1970 in Bad Windsheim/Mittelfranken

Von derÖffentlichkeit kaum wahrgenommen, hat Albert Brosch in jahrzehntelanger, entbehrungsreicher Tätigkeit ein volkskundliches Sammelwerk erstellt, das Fachleute als einmalig bezeichnen. Angefangen hat seine Sammlertätigkeit damit, daß der in Oberplan im Böhmerwald geborene Albert Brosch in einer Wiener Zeitung einen Aufsatz über das Sammeln von Volksliedern las. Er spielte daraufhin auf seiner Zither erst einmal alle Lieder, die ihm bekannt waren, und schrieb sie auf; dann mußte ihm seine Mutter vorsingen. Als 18jähriger schickte er bereits seine erste Böhmerwäldler-Liedersammlung an den Univ. Prof. Hauffen nach Prag. Dieser ermunterte ihn weiterzumachen und wies ihm für seine Arbeit Weg und Methode.

1919 kam Albert Brosch nach Eger. Er heiratete dort Magdalena Klier und richtete sich eine Uhrmacherwerkstatt ein. Nun lenkte er sein Augenmerk auf das Egerländer Volkslied. Seine Schwiegermutter Margarete Klier, das reinste Spinnlieder-Lexikon, sang ihm nach und nach über 300 Egerländer Volkslieder vor. An jedem Wochenende, aber auch an manchem Arbeitstag bereiste Brosch mit der Zither im Rucksack das gesamte Egerland. Den größten Teil seiner Sammlungen schickte er an die deutschen Volksliederarchive in Prag und Freiburg. Aufsehen als gesamtdeutscher Liedersammler und Fachmann erregte Brosch ab 1940, als die ersten ostdeutschen Umsiedler eintrafen. Er bereiste die sudetendeutschen Lager der Umsiedler und zeichnete dort 2100 Lieder aus dem deutschen Osten auf: Batschka (23), Bessarabien (627), Dobrudscha (7), Rußland (55; darunter die Oberpfälzer Kolonie Jamburg am Dnjpr), Slawonien (112), Ukraine (596), Buchenland (246), Ungarn (51), Zips (54) und Galizien (331) mit seinen 7 Egerländer Dörfern, als ob er unser aller Schicksal damals schon geahnt hätte.

1945 ging Albert Brosch mit seiner Familieüber die Grenze nach Bayern, im Rucksack seine reiche Volksliedersammlung, lieber wertvolles Werkzeug zurücklassend. In Windsheim in Mittelfranken fand er mit seiner Familie notdürftig Unterkunft. Bald schon sammelte er auch dort wieder Volkslieder aus Mittelfranken und dem südlichen Oberfranken.

Als der Bund der Eghalanda Gmoin mit großer Kraft daran ging, das Egerländer Volkslied auch in der Vertreibung zu erhalten, stellte sich Albert Brosch wieder selbstlos in den Dienst seiner Heimat. Zur Ergänzung seiner Sammlung, die er über die Grenze gebracht hatte, ließ er sich vom Volksliedarchiv Freiburg seine Sammelblätter schicken und ging mit der Sorgfalt eines Mönches daran, vier mächtige handgeschriebene Bände zu erstellen, die er „Liederschatz des Egerlandes“ nannte. Zwei Jahre schrieb er daran, von 1951 bis 1953, wobei er auf leeres Papier jede Notenlinie selber zog, jede Note sorgfältig malte. Diese wertvolle Sammlung schenkte er dem Bund der Eghalanda Gmoin. Ein Geschenk von unschätzbarem Wert.

Diese vier Bände enthalten ca. 2200 Egerländer Volkslieder und 1800 Vierzeiler, übersichtlich aufgegliedert in: Erzählende Lieder, Liebes-, derbsinnliche und Hochzeitslieder, Stände-, Brauchtums- und Kirchenlieder, historische und Soldatenlieder, sowie Tanz-und Kinderlieder. Neben den 1800 Vierzeilern enthält der 4. Band noch Kinderreime, Litaneien und volkskundliche Beiträge. Sein volkskundliches Sammelwerk umfaßt weiterhin 341 Lieder aus dem Böhmerwald und nahezu 1200 Lieder und Vierzeiler aus Unter- und Mittelfranken.

Neben seinen Liedaufzeichnungen befinden sich in dem Sammelwerk von Albert Brosch noch nahezu 10000 Sprüche, Redensarten, Hausinschriften und sonstige Volksgutaufzeichnungen.

Lit.: Übersicht zum Stand der Brosch-Sammlung in Freiburg – Prof. Dr. Seemann, Dez. 1955; in: „Der Egerländer“ 12/55; weitere Literatur in: 5/53; 1/1956, 2/1956; Jahrbuch der Egerländer 1966.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Brosch

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