Biographie

Brüll, Adolf

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Religionspädagoge, Religionswissenschaftler, Redakteur
* 21. Juni 1846 in Kojetin/ Mähren
† 16. August 1908 in Frankfurt/ Main

Adolf Brüll wurde geboren als Sohn des Rabbiners Jacob Brüll (1812-1889) und seiner Ehefrau Regina (Rivka) geb. Trebitsch (1812-1898). Diese war die Tochter des Oberlandesrabbiner Neremias Trebitsch (1779-1842). Es war eine Gelehrtenfamilie, in die Adolf hineinwuchs. Sein Vater Jacob Brüll war Rabbiner der Gemeinde Kojetein, aber auch Gelehrter. Er forschte zur Mischna und hatte sich mit vielfältigen Aufsätzen und Beitragen in der Wissenschaft einen Namen erworben. Er hatte noch einen älteren Bruder Nehemias Brüll (1843-1891), der ebenfalls eine bemerkenswerte wissenschaftliche Laufbahn als Rabbiner machte. Er studierte teilweise zusammen mit David Kaufmann und wurde als liberaler Rabbiner in Frankfurt am Main bekannt. Von seiner jüngeren Schwester Johanna, geboren (1848-1922), ist leider nichts bekannt.

Mit 19 Jahren, am 3.7.1865, legte Adolf Brüll die Reifeprüfung am Akademischen Gymnasium in Wien ab. Einen Teil seiner Rabbinerausbildung absolvierte er am Jüdisch Theologischen Seminar in Breslau. Dies ermöglichte ihm, auch Philologie zu studieren, was das Prinzip der Idee des Gründers des theologischen Seminars, Zacharias Frankel, war, der damit eine gegenseitige Befruchtung der Fächer zu erreichen suchte. Nach nur einem Jahr konnte Brüll die Rabbinatsprüfung am Landesrabbinat in Boskowitz ablegen. Er studierte auch in Prag und Wien und promovierte in Jena.

1871 wurde er als Lehrer an das Philanthropin nach Frankfurt am Main berufen. Zwei Jahre später, 1873, erhielt er dort eine Festanstellung. Er unterrichtete 30 Jahre lang Biblische Geschichte und Hebräisch in den Klassen der Realschule, bis er 1903 in den Ruhestand ging. Als Lehrer war er an der Schule gut anerkannt. 1902 erhielt er für sein langes und treues Wirken im Schuldienst von Kaiser Wilhelm II. den Roten Adlerorden 4. Klasse verliehen.

1879 gründete er in Frankfurt anlässlich des 150. Geburtstages von Moses Mendelssohn den Mendelssohn-Verein. In dessen Auftrag gab er die populär-wissenschaftlichen Monatsblätter heraus, für die er auch zahlreiche Beiträge schrieb. Diese Zeitschrift erschien bis 1908 und bot wertvolles Material zum Judentum. Außerdem war Adolf Brüll ordentliches Mitglied der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, der wissenschaftlichen Vereinigung deutscher Orientalisten. Auch war er Mitglied der Frankfurter Freimaurerloge „Zur aufgehenden Morgenröthe“. Zu deren 100. Geburtstag schieb er 1907 die Festschrift. Als Autor für die „Jewish Encyclopedia“, die von Isidore Singer herausgegeben wurde, engagierte sich Adolf Brüll, ebenso wie als Mitarbeiter bei der Herausgabe der Allgemeinen Deutschen Biographie mit 57 biographischen Artikeln. Im Biographischen Handbuch der Rabbiner wird Adolf Brüll, im Gegensatz zu seinem Vater und Bruder, nicht genannt.

Werke (Auswahl): 57 Biographien für die Jewish Encyclopedia. – Beiträge und Herausgeberschaft bei der Allgemeinen Deutschen Biographie und den Populär-wissenschaftlichen Monatsblättern. – Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Freimaurerloge „Zur aufgehenden Morgenröthe“ (1907). – Trachten der Juden im nachbiblischen Altertum, Frankfurt, 1873. – Fremdsprachliche bezeichnete Wörter in den Talmuden und Midraschim, Leipzig 1869.

Lit.: Isidore Singer, Brüll Adolf, in: Isidore Singer (Hrsg.), Jewish Encyclopedia. – Viktoria Gräbe/ Michael Wermke, Soziale Herkunft und Berufswahl: Jüdische Religionslehrer an preußischen höheren Schulen im langen 19. Jahrhundert am Beispiel Frankfurt am Main, d-nb.info. – Brüll, Adolf, in: Jüdisches Lexikon, Band 1, hrsg. v. Georg Gerlitz, Jüdischer Verlag, Berlin.

Bild: Genealogy.

Hildegard Schiebe