Biographie

Brus von Müglitz, Anton

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Erzbischof von Prag
* 13. Februar 1518 in Müglitz/Mähren
† 28. August 1580 in Prag

Nach 140 Jahren Vakanz des Prager erzbischöflichen Stuhles wurde 1561 mit Anton Brus aus dem mährischen Müglitz wieder ein Erzbischof von Prag eingesetzt. Der letzte Prager Erzbischof war Konrad von Vechta gewesen, der von 1402 bis 1412 Bischof von Olmütz war und nach der Abdankung des Erzbischofs Siegmund Albik 1413 Erzbischof von Prag wurde. In seine Amtszeit fallen die Verbrennung von Jan Hus, der erste Prager Fenstersturz, der Beginn der Hussitenkriege und die Entstehung der Utraquisten-Kirche, der sich der Erzbischof anschloss, während das Domkapitel romtreu blieb. In der Zeit sede vacante gab es bis 1561 nur Administratoren des Prager Erzbistums.

Der 1518 in Müglitz geborene Anton Brus war seit 1540 Mitglied des von der hl. Agnes von Böhmen gegründeten Ordens der Kreuzherren mit dem roten Stern, für den er 1541 zum Priester geweiht worden war. Von 1542 bis 1545 war er Feldgeistlicher der Truppen, die Heinrich von Meseritsch aus Lomnitz gegen die Türken führte. Brus hatte sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet und hatte von Großmeister des Ordens dafür die Freistellung bekommen. Danach betreute Brus verschiedene Ordenspfarreien in Böhmen, ehe er 1552 zum Großmeister des Ordens gewählt wurde. Als der Türkenkrieg wieder aufflammte, ernannte Kaiser Ferdinand den Großmeister zum Oberfeldprediger und Generalvikar für die kaiserlichen Truppen, die gegen die Türken aufgeboten wurden. Außerdem wurde Brus Geheimer Rat. Da Brus fünf Sprachen sprach und der Kaiser seine Fähigkeiten schätzte, schlug ihn Ferdinand 1558 zum Bischof von Wien vor, was der Papst bestätigte. Seit 1560 führte Kaiser Ferdinand auch Verhandlungen um eine Wiederbesetzung des Erzbischofssitzes in Prag. Neben der Tatsache, dass Brus ein befähigter und vom Kaiser angesehener Kandidat war, stand auch die Absicht, dass das verarmte Erzbistum mit den Einkünften des Kreuzherrenordens rechnen konnte, indem er als Großmeister des Ordens mit der Aufgabe des Erzbischofs betraut wurde. Brus sah seine Hauptaufgabe in der großen Diözese, die damals noch ganz Böhmen umfasste, vor allem darin, eine Bistumsverwaltung zu schaffen und in dem mehrheitlich utraquistischen und seit der Reformation teilweise auch protestantischen Böhmen das katholische Glaubensleben zu erneuern. Dabei stand er mit Männern wie Johann Leisentritt in Bautzen in Verbindung, der die katholische Kirche in der Lausitz rettete. Seit 1562 war Brus kaiserlicher Legat in der letzten Phase des Konzils von Trient, wo er sich bemühte, Zugeständnisse für die Utraquisten wie die Kelchkommunion zu erlangen. Zwangsmittel der Gegenreformation lehnte er entschieden ab. Er förderte die Jesuiten in Böhmen und alle Bemühungen um eine Kanonisation und Heiligsprechung der Ordensgründerin Agnes von Böhmen. Als ihm 1572 das reiche Bistum Olmütz angeboten wurde, lehnte er dies ab. Er starb 1580 und wurde im Veitsdom begraben. Sein Nachfolger wurde Martin Medek, der ebenfalls aus Müglitz stammte und auch dem Kreuzherrenorden angehörte.

Von den Schriften Anton Brus‘ sind Reformationsartikel aus dem Jahre 1564 erhalten, die B. Dudik herausgab. Seine Leichenpredigt auf Kaiser Ferdinand I. wurde 1565 in Bautzen gedruckt. Die Briefe des Prager Erzbischofs Anton Brus von Müglitz 1562-1563 hat Samuel Steinherz 1907 in Prag herausgegeben.

Lit.: W. Lorenz, Die Kreuzherren mit dem roten Stern, Königstein 1964. – A. Huber, Das Verhältnis der Bischöfe von Prag und Olmütz zueinander, in: Archiv für Kirchengeschichte von BöhmenMähren-Schlesien 3 (1973), S. 58-76. – Aleš Zelenka, Die Wappen der böhmischen und mährischen Bischöfe, Regensburg 1979.

Bild: Wappen des Anton Brus als Bischof von Wien, Wikipedia/ Autor: GiMa38.

Rudolf Grulich