Meine Familie stammt aus Ostdeutschland. In der Mark, in Pommern, im Memelgebiet saßen die Vorfahren”, so ist in der Lebensbeschreibung von Hansgeorg Buchholtz zu lesen. Sein Vater war Offizier und als solcher lange Jahre in süddeutschen Garnisonen stationiert. Er selbst wurde im Grenzland Elsaß geboren, verbrachte aber nur sein erstes Lebensjahr dort. Der Vater ließ sich nach seiner Pensionierung in Braunschweig nieder. Dort an der Oberrealschule schloß Hansgeorg Buchholtz seine Schulzeit mit dem Abitur ab. 1917/18 erfolgte sein Einsatz als Fähnrich an der Westfront. 1919 beschloß er, eine pädagogische Laufbahn einzuschlagen. Das Studium führte ihn nach Berlin, Freiburg (Breisgau) und schließlich nach Königsberg, also nach Ostpreußen, in das Land, das er später liebte wie kein anderes.
Ab 1926 wirkte Buchholtz als Mittelschullehrer in Nikolaiken und Sensburg, als Rektor in Gilgenburg (1928) und in Lötzen (1933). “Lehrer sein ist mehr als ein Beruf”, schrieb er einmal und brachte damit seine innere Verpflichtung der Jugend gegenüber zum Ausdruck. Von seinen vielen Jugendbüchern sei besonders die Erzählung Fremder, bist du mein Bruder? (1962) erwähnt, in der er schon früh auf die notwendige Verständigung zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen hinwies.
Im lebensnahen Wirken des Lehrers und im schriftstellerischen Schaffen fand er seine Erfüllung. Was Hansgeorg Buchholtz in Ostpreußen dichtete und schrieb, Romane und Jugenderzählungen, verlegten Gräfe und Unzer in Königsberg, Paul List in Leipzig, Hermann Schaffstein in Köln. Dabei zeigte sich seine Kunst bei der Beschreibung der Menschen und Landschaften. Die masurischen Seen hatten es ihm besonders angetan und seine literarische Begabung geweckt. Bald konnte er auf eine feste Lesergemeinde zählen. Weite Verbreitung fand sein Name durch die einfühlsamen Geleitworte der Bildbände Zwischen Haff und Meer (1930er Jahre) und Zwischen Weichsel und Memel– Ostpreußen (1934). Den Stoff zu seinem großen Roman Zwischen Himmel, See und Tod (sucht der Fischer sich sein Brot) lieferte ihm das zweite große Landschaftserlebnis in Ostpreußen– die Kurische Nehrung. Hier besaß er im Fischerdorf Sarkau ein Blockhaus zwischen hohen Kiefern. Es stand etwas außerhalb, und man erschien bei der Familie Buchholtz stets mit den Schuhen in der Hand, denn der Sand war knöcheltief. Diese so seltsam anmutende Welt in ihrer einzigartigen Schönheit und in ihrem steten Kampf gegen die Gewalten der Natur bildet den Hintergrund für diesen Roman, in dem das Leben einer Frau und Mutter im Vordergrund steht. Buchholtz hat es– nicht nur in diesem Werk– vermocht, mit dem Bilderreichtum seiner Sprache das Gesicht der Landschaft zu jeder Jahres-, zu jeder Tageszeit zu zeichnen und in ihren gegensätzlichsten Stimmungen zu deuten.
Ab 1939 nahm Buchholtz als Hauptmann am Krieg teil. 1941, nach dem Soldatentod des ältesten Sohnes, erfolgte eine vorübergehende Frontbeurlaubung und später die Tätigkeit als Schulrat in Heilsberg. Über die Ostsee konnte er aus seiner (Wahl)heimat der Furie des Krieges entfliehen. Bis zu seiner Pensionierung 1958 arbeitete er als Schulrat in Bremervörde. Danach war er noch lange als freier Schriftsteller und Mitarbeiter bei Zeitungen und Zeitschriften und beim Rundfunk tätig. Für seine Arbeiten wurde der Schriftsteller mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. So erhielt er den Jugendbuchpreis der Künstlergilde Esslingen (1961). 1959 wurde er mit der Verleihung des Kulturpreises für Literatur der Landsmannschaft Ostpreußen geehrt. Für seine Gedichte im Lyrikband Aber das Herz hängt daran … erhielt er 1955 den Lyrikpreis des Brentano-Verlages. Über ihn selbst und die Bedeutung seines literarischen Werkes war folgende Beurteilung zu lesen: “Sodann gehört der Autor in jene Kette fruchtbarer, schöpferischer, ostpreußischer Erzähler, die über Jahrzehnte hinweg Namen von besonderem Klang verband … Buchholtz war kein geborener Ostpreuße, auch wenn heute noch zwingend deutlich wird, daß er zu den großen Kennern und Verkündern jenes einzigartigen, eigenwilligen Landes gehört”.
Weitere Werke: Liebe eines Kindes(1932), Der Markt zu Heckenbruch (1934), Der Dobnik (1936), Das Dorf unter der Düne (1938), Der Große Zapfenstreich (1938), Zwischen Himmel, See und Tod (1930er Jahre, Neuauflage 1980). Anuschka– Der Traum (1935), Der Schnitter griff zur Sense (1939), Traum und Trauer (1942), Wir halten die Wacht, Das Fischerkind und der Meermann(1960); Jugendbücher: Ein Musketier von Potsdam (1935), Der kleine Jorgatz (1937), Jugend an der Grenze (1936), Nomas Opfer (1938), Der Flieger Thom (1938), Fritz, der Fischerjunge (1939), So weit die Straßen reichen (1966).
Lit.: Altpreußische Biographie, Bd. IV, 2 (1989), S. 1189 (Margarete Kudnig).
Bild: Das Ostpreußenblatt, Folge 21 (1959).
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hansgeorg_Buchholtz
Wolfgang Freyberg