Biographie

Büsching, Johann Gustav

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Archivar, Schriftsteller
* 19. September 1783 in Berlin
† 4. Mai 1829 in Breslau

Der Name von Johann Gustav Büsching ist untrennbar verbunden mit der Gründung der Königlichen (späteren Staats-) und Universitätsbibliothek zu Breslau. B. wurde in Berlin geboren, wo er mit drei Jahren seinen Vater verlor, der als Rektor des Gymnasiums am Grauen Kloster wirkte und durch zahlreiche geographische und theologische Schriften bekannt war. Nach dem Studium der Rechte in Halle und Ablegung des Referendarexamens in Berlin ließ sich J. G. Büsching als freier Schriftsteller in Berlin nieder. Über August Wilhelm Schlegel fand B. zur Romantik. Er verschrieb sich dem Ziel, auf dem „Goldgrund der Vergangenheit“ fußend sein Volk zu nationaler Erneuerung zu führen. Diesem politischen Ziel war der wissenschaftliche Zweck untergeordnet, als er bald Buch auf Buch herausgab: „Sammlung deutscher Volkslieder“ (1807), „Deutsche Gedichte des Mittelalters“ (1808), „Museum für altdeutsche Literatur und Kunst“ (1809-1811) und gemeinsam mit Docen und Hundeshagen „Literarischer Grundriß zur Geschichte der deutschen Poesie von der ältesten Zeit bis in das 16. Jahrhundert“ (1812). Zahlreiche Aufsätze zu ähnlichen Themen lenkten die Aufmerksamkeit der Berliner Gesellschaft auf den jungen Schriftsteller. 1809 besuchte er anläßlich einer längeren Reise die Klosterbüchereien in Schlesien, die durch die bevorstehende Säkularisierung sein Interesse erregten. Seine Gedanken faßte er in einer Denkschrift zusammen, die er sechs Tage nach Erlaß des Säkularisationsediktes dem Staatskanzler Hardenberg übermittelte. Hardenberg gab daraufhin am 8. November 1810 Büsching den Auftrag, die Klosterbüchereien „mit Hülfe der Klostergeistlichen“ zu inventarisieren, für die sichere Aufbewahrung der Archive zu sorgen und „vollständige Vorschläge über die Errichtung einer Centralbibliothek abzugeben“. B. ging mit sehr hochgestellten Erwartungen und großer Eigeninitiative an seine Aufgabe heran. Mit der Übernahme sämtlicher Klosterbibliotheken, Kunstsammlungen und Archive in eine im Breslauer Sandstift zu bildende Centralbibliothek und Kunstsammlung wollte er eine Reorganisation des gesamten öffentlichen und privaten Bibliothekswesens in Schlesien verbinden. Bald geriet er in Gegensatz zu der in Breslau unter Vorsitz des Oberpräsidenten v. Massow gebildeten Hauptkommission zur Aufhebung der Klöster. Gegen Büschings Votum entschied sich die Kommission für eine Verschmelzung der zu bildenden Zentralbibliothek mit der gleichzeitig einzurichtenden Universitätsbibliothek. Als Büsching nach zehnmonatiger Tätigkeit durch Erlaß die Versendung weiterer Sammlungen nach Breslau untersagt wurde, hatte er von einundneunzig Kloster- und Stadtbibliotheken bereits fünfunddreißig erfaßt und zum Abtransport vorbereitet oder abtransportiert. Außerdem hatte er aus dem Besitz der Kloster den Grundstock zu einer zentralen Kunstsammlung in Breslau gelegt.

Sein Entlassungsgesuch vom 29. Okt. 1811 wurde nicht angenommen, vielmehr Büsching angewiesen, weitere Versendungen als Ergebnis seiner Bereisung der Klosterbüchereien nur mit Genehmigung eines von der Hauptkommission bestellten Aufsichtsbeamten vorzunehmen. „Was jetzt noch zu diesem Zweck geschah“ schreibt ein Zeitgenosse, „waren Halbheiten und weniger als das.“ Gewiß war B. auch nicht immer bei Erfüllung seiner Aufgabe mit dem notwendigen Geschick vorgegangen. Nach Einreichung seines Schlußberichtes wurde er zum Archivar an der Zentralbibliothek ernannt. Gleichzeitig erhielt er die Aufsicht über die Gemäldegalerie und etwas später die Leitung der Sammlungen der Musikalien, der Kupferstiche und Altertümer.

Bald machte er sich an die Veröffentlichung der Urkunden und Quellen zur Geschichte Schlesiens, die mit einem Lieferungswerk „Urkunden der Piasten in Schlesien“ begann. 1822 waren 25000 Urkunden verzeichnet, , davon ein Zehntel von B‘s Hand, 1818 konnte er die ihm anvertrauten Kunstsammlungen mit einem Grundstock von 160 aus den Klöstern entnommenen Gemälden in die „Kunst- und Altertumssammlung“ einbringen. Zu diesen amtlichen Aufgaben war seit 1816 seine Lehrtätigkeit an der Universität hinzugekommen. 1822 wurde er Ordinarius, 1826/27 Dekan der philosophischen Fakultät. Nach seinem Ausscheiden aus dem Archiv konnte er sich seinem Lieblingsgebiet widmen, der deutschen Kultur- und Kunstgeschichte. Seine zahlreichen Veröffentlichungen hierzu galten lange Zeit als gute Quellen für diesen damals noch nicht aufgearbeiteten Bereich. Daneben bemühte er sich um die Schaffung einer kulturellen schlesischen Zeitschrift. Nach verschiedenen Versuchen wird er Mitarbeiter der „Schlesischen Provinzialblätter“ und beteiligt sich an der Gründung des Vereins für Schlesische Geschichte und Altertümer. Verdienstvoll war, daß er aus eigenen Mitteln die Kynsburg erwarb und restaurieren ließ, um sie als Zeichen einer vergangenen Zeit für Schlesien zu erhalten.

Als B. 1829 bereits im 43. Lebensjahr verstarb, hatte er Wesentliches zur Rettung, Mehrung und Nutzung der schlesischen Kulturschätze getan.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gustav_Gottlieb_B%C3%BCsching

Heinrich Trierenberg