Biographie

Caro, Georg von

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Industriepionier
* 6. Juni 1849 in Breslau
† 22. September 1913 in Schloss Wilkendorf

Georg v. Caro entstammte einer jüdisch-sephardischen Familie, deren Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert zurückreichten. Mit dem Verkauf „handelsüblicher Eisensorten“ hatten sich die Caros seit 1807 befasst, denn in jenem Jahr erfolgte durch Moritz Isaak Caro in Breslau die Gründung der Eisengroß­handlung M. J. Caro & Sohn. Teilhaber der Bres­lauer Firma war Georgs Vater Robert Caro (1805-1875), der als Königlich Preußischer Kommerzienrat, Hüttenbesitzer und Kaufmann zum Establishment seiner Heimatstadt an hervorragender Stelle gehörte. Die Mutter Georg Caros Hermine, geb. Kern, war die Tochter Samuel Kerns, der als Kaufmann in Brünn wirkte.

1859 bezog Georg Caro als Schüler das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau, an dem er 1867 das Abitur bestand. „Von Michaelis 1867 an“ bzw. seit dem 29. September studierte er an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg bis zum Wintersemester 1868 Jura. An der Friedrich-Wilhelms-Univer­sität in Breslau setzte er sein rechtswissenschaftliches Studium fort. Gleichzeitig diente er als Einjähriger bei einem Leibkürassier-Regiment. Vom Jahre 1869 an war er an der Friedrich-Wilhelms-Univer­sität in Berlin immatrikuliert. Am Deutsch-Französi­schen Krieg 1370/71 nahm Georg Caro seit der Kriegs­erklä­rung durch Frankreich am 19. Juli 1870 bis zum April 1871 als Leutnant der Reserve des Leib-Kürassier-Regiments teil. Hingewiesen sei darauf, dass sich das Offizierkorps des Regiments überwiegend aus Angehörigen des Adels rekrutierte, wohingegen Angehörige aus dem Bürgertum, zumal jüdischer Herkunft, die Ausnahme bildeten.

Georg Caro, der während seiner Studienzeit in Heidelberg dem Corps Rhenania und in Breslau der Borussia angehört hatte, erwarb den akademischen Grad eines Dr. jur. an der Untversität Greifswald. Im Anschluss daran trat er in das Breslauer Familienunternehmen für Eisenhandel ein. Seit dem Tod seines Vaters 1875 war er für die Firma allein zuständig. Interessiert und engagiert blieb er gleichwohl an dem oberschlesischen Engagement der Caros, dem diese sich damals schon über einen Zeitraum von 27 Jahren hinweg widmeten. Die oberschlesischen Aktivitäten führten 1883 – zusammen mit seinem Bruder Oskar – zum Erwerb der „Julienhütte“ zu Bobrek. Erworben wurde zudem die „Moritzhütte“. Unter dem Firmennamen „Oberschlesische Eisen-Industrie-Actien-Gesellschaft für Bergbau und Hütten­betrieb“ kam es 1887 zum Zusammenschluss der „Julienhütte“, der „Herminenhütte“ in Laband und der „Baildonhütte“ in Kattowitz. Unter maßgebender Beteiligung Georg Caros erfolgte 1889 die Gründung der „Oberschlesische(n) Eisenindustrie A.G. für Bergbau und Hüttenbetrieb“. Oscar Caro fungierte als Generaldirektor und alleiniges Vorstandsmitglied der Aktiengesellschaft. Georg Caro war bis zu seinem Tod ihr Aufsichtsratsmitglied. In gleicher Eigenschaft war er bei der von ihm gegründeten „Eisenhütte Silesia A.G.“ tätig. Auf Georg Caros Initiative hin kam es am 1. Januar 1910 in Breslau zur Gründung der „Deutsche(n) Eisenhandels A.G.“ In ihr waren die Unternehmen M.I. Caro & Sohn (Breslau), Eduard Lindner (Breslau) und Jacob Ravené (Berlin) neben 40 deutschen Filialfirmen vereinigt. Befasst war die Gesellschaft außer dem Handel mit Eisen in Deutschland mit dem Export von Eisenerzeugzeugnissen aus deutscher Produktion.

Dass den erfolgreichen Unternehmer Georg Caro zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen zuteilwurden, versteht sich von selbst. So war er Träger des Königlichen Kronenordens 11. Klasse und Preußischer Geheimer Kommerzienrat. Der „Schlesische(n) Gesellschaft für vaterländische Cultur“ gehörte er als wirkliches Mitglied an. Als Fideikommissbesitzer der Rittergüter Schloss Wilkendorf (1250 ha) und Gielsdorf (1350) in der Mark Brandenburg wurde ihm am 27. Februar 1906 der erbliche Adel verliehen. Zur Entwicklung von Handel und Industrie in Schlesien und darüber hinaus im Deutschland des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts hat Georg Caro einen bedeutenden Beitrag geleistet.

Verheiratet war Georg Caro in seiner ersten 1881 geschlossenen Ehe mit Mathilde, geb. May (1856-1900). Nach deren Tod heiratete er in zweiter Ehe 1902 Karoline Esser, verwitwete May, geboren 1875. Georg Caro war protestantisch getauft.

Die außergewöhnliche Bedeutung der Familie Caro spiegelt sich nicht nur in der Rolle Georgs, seines Vaters Robert und seines Bruders Oscar, sondern auch darin, dass sich zwei weitere Brüder einen Namen machten: Paul (1859-1914) als Komponist und Karl (1850-1884) als Schriftsteller.

Lit.: Dr. jur. Georg v. Caro, in: Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur 91 (1913/14), S. 6-8. – Alfons Perlick, Oberschlesische Berg- und Hüttenleute. Lebensbilder aus dem oberschlesischen Industrierevier, Kitzingen/Main 1953, S.79-81. – Konrad Fuchs, Mitteilungen zum Wirken der Unternehmerfamilie Caro in Oberschlesien, in: Oberschlesisches Jahrbuch, Bd. 4 (Dülmen) 1988, S. 160-174. – Ders., in: Beiträge zur Geschichte Schlesiens vom 18. bis 20. Jahrhundert, Dortmund 1990, S. 22-35. – Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Unternehmer, Bd. 2. Hrsg. von Wolfram Fischer unter Mitarbeit von Konrad Fuchs u. Bruno Jahn, München 2004, S.152.

Bild: „Georg von Caro“ von Gebrüder Siebe, Breslau – Archiv des Corps Rhenania Heidelberg. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Georg_ von_Caro.jpg#/media/File:Georg_von_Caro.jpg.

Weblink: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Caro

Konrad Fuchs