Biographie

Chalupecky, Ivan

Herkunft: Karpatengebiet
Beruf: Archivar, Historiker
* 16. März 1933 in Zipser Neudorf

Ivan Chalupecky wurde am 16. März 1932 in Zipser Neudorf in der Slowakei geboren, und zwar in einer deutschen Familie, in der auch das Ungarische als eine der drei Sprachen der Slowakei neben dem Slowakischen heimisch war. Er besuchte als Katholik das traditionsreiche Deutsche Evangelische Gymnasium A.B. in Käsmark (Kežmarok), nach dem Krieg die slowakische Schule in Theißholz.

Das Eintreten für die Kirche brachte ihm 1951 vor der Matura den Ausschluss aus der Schule, Haft und Zwangsarbeit im Steinbruch, dann in der Ziegelei und im Bergwerk. Erst 1955 wurde ihm erlaubt, die Matura nachzuholen und im Archiv in Leutschau (Levoča) eine Arbeit anzutreten. Das Leutschauer Archiv war damals noch eine Filiale des Staatsarchivs von Kaschau (Košice). Als Externer studierte er Geschichte und Archivwesen. Als sich die poli­tischen Verhältnisse in den 60er Jahren besserten, konnte Chalupecky promovieren und wurde infolge des Prager Frühlings Direktor des inzwischen selbständigen Staatlichen Archivs in Leutschau.

Durch die von den Kommunisten zynisch „Normalisierung“ genannte Rückkehr der alten Verhältnisse nach dem Einmarsch der Warschauer Pakt-Staaten, wurde ihm die Leitung des Archives wieder entzogen, aber er durfte weiter im Archiv arbeiten, weil man seine Arbeit brauchte. Erst die Wende nach der sogenannten „Samtenen Revolution“ brachte seine Rehabilitierung und seine Wiedereinsetzung als Direktor des Archivs.

Was er seitdem leistete, kann hier nur angedeutet werden. Seine Vorlesungen über Kirchengeschichte und Archivwesen am Priesterseminar und am Theologischen Institut der Diözese Zips im Zipser Kapitel (Špiška Kapitula) und an der katholischen Universität in Rosenberg (Ružomberok), seine Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Gremien wie dem Kreis der Zipser Historiker, seine Bücher und Artikel machten ihm zu einer Persönlichkeit, von der der Karpatendeutsche Slowakeifachmann Ernst Hochberger im Karpatenjahrbuch schrieb, er kenne ihn „als den besten Kenner der Zips, als hervorragenden Wissenschaftler, als den kenntnisreichsten Archivar der Slowakei, schließlich als liebenswerten Menschen, der selbst in der Zeit der schlimmsten Verfolgungen unseren christlichen Glauben gelebt und diesem gedient hat“.

Wer sich heute mit der Geschichte der Zips beschäftigt, kommt an den Werken Chalupeckys nicht vorbei: Er verfasste Ortschroniken, stellte Kunstwerke und über hundert Persönlichkeiten seiner Heimat in biografischen Porträts vor und brachte uns auch bei vielen wissenschaftlichen Konferenzen im Ausland nicht nur die Kirchen- und Kulturgeschichte der Zips, sondern auch ihrer angrenzenden Gebiete nahe.

Eines seiner Hauptarbeitsgebiete war die Erforschung des Schaffens seines Landsmanns Paul von Leutschau, eines Zeitgenossen von Veit Stoß und Tilmann Riemenschneider, denen dieser Meister ebenbürtig war. Nicht nur der Altar der Jakobuskirche in Leutschau, der höchste Schnitzaltar der Welt, stammt von diesem Künstler, sondern auch viele Werke in der Zips und in der übrigen Slowakei. Chalupecky hat über Meister Paul geforscht, hat ihm ein eigenes Museum in Leutschau eingerichtet und auch einen Film über ihn gestaltet.

Werke: Bibliographien seines Schaffens verzeichnen die beiden Festschriften für ihn: Spiš v 10.-20. storoči (Z minulosti Spiša IX-I) (Die Zips im 10. bis 20. Jahrhundert, Jahrbuch „Aus der Vergangenheit der Zips Band IX –X. 2001/2002) Leutschau 2002. Schriftenverzeichnis auf den Seiten 281-299. – Pocta Ivanovi Chalupckémi. Festschrift 2012, S. 250-265 (für die Jahre 2002-2012).

Rudolf Grulich