Biographie

Cibulka, Hanns

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Bibliothekar, Schriftsteller
* 20. September 1920 in Jägerndorf/Österr.-Schlesien
† 20. Juni 2004 in Gotha

Hanns Cibulka wurde als Sohn eines Appreturmeisters in Jägerndorf (Krnov) geboren. Er besuchte die Handelsschule und war als Handelskaufmann tätig. Im 2. Weltkrieg wurde er eingezogen und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr absolvierte er eine Ausbildung als Bibliothekar. Seit 1952 bis zu seiner Pensionierung arbeitete er in seinem Beruf, zuletzt als Bibliotheksleiter in Gotha. 1978 wurde er in den Vorstand des Schriftstellerverbandes der DDR gewählt. Er erhielt u. a. folgende Auszeichnungen: Fürnberg-Preis, Johannes-R.-Becher-Preis, Francesco-De-Sanctis-Preis, Kulturpreis der Stadt Gotha. Cibulka begann als Lyriker. In seinen Gedichten bemüht er sich um eine formvollendete, an klassischen Mustern und an der modernen Verssprache des 20. Jahrhunderts orientierte künstlerische Gestaltung. Themen sind die Kindheit in Böhmen, das Kriegserleben und die Umsiedlung in die DDR sowie sein Italienerlebnis. Aber auch Landschaften, Musik und Musiker, Dichter, ferner politische Ereignisse und Zeitprobleme werden für ihn Gegenstand seiner Dichtungen. Ein Lyrikband ist dem Wein gewidmet („Der Rebstock“, 1980). Als Prosaist hat Cibulka die ihm gemäße Form im Tagebuch gefunden. Sie ermöglicht ihm, neben Schilderungen konkreter Vorgänge Reflexionen der verschiedensten Art einzufügen. Im „Sizilianischen Tagebuch“ (1960) gestaltet er die Zeit als Kriegsgefangener, in „Umbrische Tage“ (1963) schildert er seine Reiseerlebnisse und Impressionen in Umbrien und die Begegnungen mit der Kultur der Etrusker. In „Sanddornzeit“ (1971) werden die Erfahrungen eines Aufenthaltes in Hiddensee verarbeitet. Erlebnisse und Begegnungen seines späteren Besuches auf dieser Insel schildert er in „Seedorn (1985). Gerhart Hauptmann und seine Dichtungen (u. a. Der neue Christophorus) faszinieren ihn und fordern ihn zur Auseinandersetzung heraus. Ein Urlaubsaufenthalt auf einem der Dornburger Schlösser wird in den „Dornburger Blättern“ (1972) beschrieben „Liebeserklärung in K.“ (1975) stellt Goethes Beziehungen zu Frau von Stein und die Liebe des Ich-Erzählers zu einem polnischen Mädchen während des Zweiten Weltkrieges gegenüber. „Das Buch Ruth. Aus den Aufzeichnungen des Archäologen Michael S.“ (1978) schildert eine Liebesbeziehung, die aus den nachgelassenen Tagebüchern des bei einem Unfall umgekommenen Mannes rekonstruiert wird. „Swantow. Die Aufzeichnungen des Andreas Fleming“ (1982) geben Urlaubserlebnisse des Erzählers und seiner Reiterin Liv in einem fiktiven Dorf an der Ostsee wieder. In dem einjefügten fünfteiligen Gedicht „Lagebericht“ wird die Bedrohung des Menschen und seines Lebensraumes aufgegriffen.  Cibulka übersetzte ferner aus dem Tschechischen und gab Schriften A. Stifters heraus.

Weitere Werke: Märzlicht. Gedichte. 1955; Zwei Silben. Gedichte. 1959; Arioso. Gedichte. 1962; Windrose. Gedichte. 1968; Lichtschwalben. Gedichte. 1973; Tagebücher. 1976; Lebensbaum. Gedichte. 1977; Poesiealbum. 181. Gedichte. 1982; Losgesprochen. Gedichte aus drei Jahrzehnten. 2., erweiterte Auflage. 1989.

Lit.: Schriftsteller der DDR. 1975; R. Dau: Hanns Cibulka. In: Literatur der Deutschen Demokratischen Republik. Einzeldarstellungen. Bd. 2. 1979, S. 7389; H. Schmidt: Quellenlexikon der Interpretationen und Textanalysen. Bd. 2., 2. Aufl.1985.