Biographie

Claussberg, Christlieb von

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Herkunft: Danzig
Beruf: Rechenmeister
* 24. Dezember 1689 in Danzig (?)
† 6. Juni 1751 in Kopenhagen

Über die frühen Jahre von Claussbergs gibt es nur wenige gesicherte Fakten. Er soll in Danzig als Sohn jüdischer Eltern geboren sein. Im Jahre 1709 soll er sich acht Monate lang in Leipzig aufgehalten haben. Am 28. Oktober 1716 wurde er in Clausthal (Harz) vom dortigen evangelischen Superintendenten Kaspar Calvör getauft, jedoch enthält die Taufeintragung keine Hinweise auf seinen Geburtsort oder seine Eltern. Da ein Vertreter des Clausthaler Bergamtes und einer des Stadtrats als Taufpaten auftraten, kann man vermuten, daß von Claussberg möglicherweise am Bergamt tätig war. Warum und wie lange er sich in Clausthal aufhielt, ist ebenfalls unbekannt, doch soll er dann wieder in Danzig seinen Unterhalt als Rechenmeister und Lehrer des Hebräischen verdient haben. Nur kurze Zeit hielt er sich 1719 zum Studium an der Universität Altdorf auf, verschwand aber schnell wieder wegen eines Raufhandels und wegen des Verdachts, eine Sackuhr gestohlen zu haben. Um 1725 wirkte er wieder in Danzig als Rechenmeister und begab sich 1730 auf eine Reise nach Hamburg und Lübeck, ging aber bald wieder nach Leipzig.

Als Rechenmeister muß er einen guten Ruf gehabt haben, denn 1733 wurde er nach Kopenhagen an den Hof König Christians VI. (1730–1746) berufen, wo er den Kronprinzen, den späteren König Friedrich V. (1746–1766), in der Rechenkunst unterweisen sollte. Er stieg bald zum Revisor der Privatkasse König Christians auf und wurde am 12. Februar 1740 zum Justizrat, 1744 zum Etatsrat ernannt. Als König Christian starb, verlor von Claussberg offenbar seinen Fürsprecher am Hof, da er ab 1746 Revisor beim Sundzoll war. Es ist nicht bekannt, ob er möglicherweise vom Königshof entfernt wurde, weil er kurz nach 1740 beim Bau mehrerer repräsentativer Bauten führend mitwirkte und sich dadurch einflußreiche Persönlichkeiten in irgendeiner Weise berührt fühlten. Er starb schließlich auf seinem Landsitz Solitude, den er in den Jahren 1741–1742 errichtet hatte. Hierher war er bald nach seiner Heirat im Jahre 1737 mit seiner Frau Anna Margretha, geb. Heymann (1715–1760) gezogen, mit der er insgesamt zwölf Kinder hatte.

Seine Witwe verließ am 30. Oktober 1753 ihre acht noch unmündigen Kinder, um mit einem Freiherrn von Bothmer zu leben, den sie später auch heiratete.

Den Zeitgenossen fiel auf, daß von Claussberg in allen Teilen der Mathematik sehr erfahren war, auch in der „Buchstabenrechenkunst“. Er veröffentlichte zunächst „Licht und Recht der Kaufmannschaft …“ (3 Teile, Danzig 1724–1726) und „Hamburger Wechsel-Arbitragen-Manual“ (Hamburg 1730). In „Kurzgefaßte Erklärung des eigentlichen Inhalts der Multiplikation, Division …“ (Hamburg 1731) und „Vorläufige Abweisung der von A. F. M. angemaßten ungründlichen Anzeige …“ (Hamburg 1731) wies er die Kritik an seinem „Hamburger Wechsel-Arbitragen-Manual“ zurück. Sein Hauptwerk wurde die „Demonstrative Rechenkunst, oder Wissenschaft, gründlich und kurz zu rechnen …“ (4 Teile, Leipzig 1732, 5. Aufl. Leipzig 1795). In ihr suchte er Rechenvorteile aufzuzeigen, vor allem aber aus der zeitgenössischen Polemik herauszukommen. Deshalb bewies er im Gegensatz zu anderen Rechenmeistern in diesem Werk seine Sätze, so daß die anderen Rechenkünstler nicht die vom Autor gemachten Feststellungen glauben mußten, sondern vom Autor überzeugt wurden, der alle seine bisherigen Erkenntnisse in diesem Werk zusammenfaßte. Er wandte sich gegen den damals üblichen, auf mechanischen Regeln aufgebauten Rechenunterricht, empfahl aber nach altem Muster komplementäre Multiplikation und Division sowie die Elferprobe statt der üblichen Neunerprobe. Neben vielen anderen Fragen suchte er die Zinsrechnung zu vereinfachen und behandelte sehr ausführlich die Wechselrechnung, da angesichts der verschiedenen Maße, Gewichte, Münzen und Rechnungsmünzen jener Zeit der vorteilhafteste Weg zur Begleichung von Schulden gesucht werden mußte. Für den Geldwechsel prägte er den Begriff „Wechselarbitrage“. Beim Problem der Rabattierung durch Anwendung des Zinseszinses wandte er sich gegen die damals im Handel übliche Praxis und zeigte auf, daß die von Gottfried Wilhelm Leibniz aufgestellte Berechnung richtig war. Am Ende seines Lebens galt Christlieb von Claussberg als einer der größten Rechenmeister seiner Zeit.

Lit.: Klaus Bürger: C. v. C., in: Altpreußische Biographie, Bd. IV, 2. Lieferung, Marburg/Lahn 1989, S. 1191–1192; dort alle Nachweise.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Christlieb_von_Clausberg

Klaus Bürger