Biographie

Csaki, Richard

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Politiker
* 4. April 1886 in Hermannstadt/Siebenbürgen
† 31. Dezember 1943 in Perugia

Der Sohn eines Gymnasialprofessors bestand 1904 die Reifeprüfung am deutsch-evangelischen Gymnasium in Hermann­stadt. Ab dem SS 1904 studierte er Theologie und Philosophie (Lehrfächer: Deutsch und Latein) an der Universität Königsberg. Im selben Semester trat er dort dem Verein Deutscher Stu­denten bei. Sein Studium setzte er später in Klausenburg, Berlin und Bonn fort. 1912 bestand er die Lehramtsprüfung und promovierte bei Jakob Bleyer (1874-1933) in Klausenburg. Ab 1909 war er Supplent und 1911 bis 1923 Lehrer an der evangelischen Oberrealschule und im Gymnasium in Her­mannstadt. 1913 gründete er dort die Moderne Bücherei als Sam­melpunkt kulturellen Lebens. Unterbrochen wurde diese Tätigkeit durch seinen Kriegseinsatz 1914 bis 1918. Als Kriegs­freiwilliger diente er – zuletzt als Oberleutnant d. R. – bei der Artillerie der k. u. k. Armee. Für seinen Dienst in Polen und Rumänien erhielt er unter anderem das Eiserne Kreuz II. Klasse, das Österreichische Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Kriegsdekoration, das Signum laudis mit Schwertern und die Silberne Tapferkeitsmedaille.

1917 heiratete er die Malerin Grete Copony (1893-1990). Aus der Ehe gingen die Kinder Brigitte (* 1917) und Joachim
(* 1919) hervor. 1919 bis 1921 und 1926 bis 1931 leitete Csaki ne­benamtlich die volkswissenschaftliche Zeitschrift Ostland, die als Monatsschrift „für die Kultur der Ostdeutschen“ erschien. Daneben war er Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Akademiker Großrumäniens. 1923 gründete er das Kulturamt des Verbandes der Deutschen in Großrumänien als völ­kische Zentralarbeitsstelle mit Sitz in Hermannstadt, das er bis 1931 leitete. Diese Einrichtung sollte das Zu­sammen­gehö­rig­keitsgefühl der vorher zu fünf verschiedenen Staaten gehörenden deutschen Siedlungsgebiete Großrumäniens stärken und eine kulturelle Angleichung herbeiführen. Im Kulturamt arbeitete er eng mit dem Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) zusammen. Daneben war er 1923 bis 1926 Beauftragter der deutschen Berufstheater in Großrumänien. Außerdem oblagen ihm die wissenschaftliche Organisation und Leitung der deutschen Hochschulwochen und Ferienhochschulkurse sowie das deutsche Volksbildungswesen. 1932 bis 1933 war er in Bukarest Leiter der Geschäftsstelle des Verbandes der Deutschen in Rumänien. 1932 veröffentlichte er das Buch Deutscher Wegweiser. Grenz- und auslanddeutsches Reisehandbuch durch Europa, als dreibändigen Führer durch das deutsche Volkstum. Zum 28. Juli 1933 wurde er vom VDA-Bundesleiter Hans Steinacher (1892-1971) zum Leiter des Deutschen Ausland-Instituts Stuttgart (DAI) berufen. Dieses baute Csaki zu einem Sammelpunkt auslanddeutscher Sippenkunde, Volksforschung und Kulturpolitik aus. Zugleich erhielt er im Herbst 1933 einen Lehrauftrag für Deutschtumskunde an der TH Stuttgart und war ab Anfang 1934 stellvertretender Landesführer des VDA-Landesverbandes Württemberg. Ab dem 3. Trimester 1940 erhielt er bis zum WS 1942/43 einen Lehrauftrag für Deutschtumskunde an der Universität Tübingen und wurde Mitglied des Großen Rats der Deutschen Akademie München. Am 1. Juli 1941 schied er aus dem DAI aus und wurde zum Direktor des künftigen Deutschen Auslandsmuseums ernannt. Im SS 1943 wurde er Honorarprofessor der Universität Tübingen. Während des Krieges war er als Red­ner für die Wehrmacht an allen Fronten unterwegs. Auf der Rückreise von einem Kriegsvortrag in Italien kam er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Csaki galt als Pionier der volkswissenschaftlichen Erforschung des Auslanddeutschtums. „Auslandskunde“ begriff er dabei als die Wechselbeziehungen zwischen dem deutschen Volk und anderen Völkern. Sein wissenschaftlicher Ansatz wurde daher auch als „Volkswesenskunde“ bezeichnet.

Werke: Die deutschen Schriften des Johannes Honterus vom quellenkritischen und sprachwissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, Diss. Uni. Klausenburg, Budapest 1912. – Jenseits der Wälder, Her­mannstadt 1916. – Was jeder Deutsche von Siebenbürgen und den Sie­benbürger Sachsen wissen muß! Hermannstadt 1924. – (Hrsg.) Ostland. Vom geistigen Leben der Auslanddeutschen, Hermannstadt 1926-1931. – Tätigkeitsbericht 1922-1927 erstattet vom Leiter des deutschen Kulturamtes Dr. Richard Csaki, Hermannstadt 1927. – Deutscher Wegweiser. Grenz- und auslanddeutsches Reisehandbuch durch Europa, 3 Bde., Berlin 1932. – Das Ehrenmal der deutschen Leistungen im Ausland, Stuttgart 1936.

Lit.: Hermann Rüdiger, Richard Csaki – Gedenkrede, in: Deutschtum im Ausland, 27/1944, H. 1/2, S. 1-8. – Otto Folbert, Richard Csaki, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 3, Berlin 1957, S. 434-435. – Karl Kurt Klein, Ein südostdeutscher Pionier der Volkswissenschaft: Richard Csaki. Persönliche Erinnerungen in memoriam Richard Csaki, in: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 1969, S. 14-21. – Ernst Ritter, Das Deutsche Ausland-Institut in Stuttgart 1917-1945. Ein Beispiel deutscher Volkstumsarbeit zwischen den Weltkriegen, Wiesbaden 1976. – Hermann A. Hienz, Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. Bio-Bibliographisches Handbuch für Wissenschaft, Dichtung und Publizistik, Bd. 5, Köln u. a. 1995, S. 411-419. – Katja Gesche, Kultur als Instrument der Außenpolitik totalitärer Staaten. Das Deutsche Ausland-Institut 1933-1945, Köln 2006.

Bild: Richard Csaki (Deutschtum im Ausland, 27/1944, H.1/2).

Marc Zirlewagen