Biographie

Dahn, Felix

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Schriftsteller, Historiker
* 9. Februar 1834 in Hamburg
† 3. Januar 1912 in Breslau

Die Wissenschaftsgeschichte sieht in dem Rechtshistoriker Felix Dahn„den bedeutendsten Vertreter der deutschen Staats- und Rechtsgeschichte“ (Hans Helfritz), die Literaturgeschichtsforschung nennt ihn zugleich den letzten Vertreter des „Professorenromans“ und sein Hauptwerk „Ein Kampf um Rom“ (1876) das letzte große Beispiel des geschichtlichen Romans im 19. Jahrhundert. Ein Mann von vielfältigem Ruhm also, dessen pathetische Balladen sich noch bis zurSchwelle des 20. Jahrhunderts und danach als Lesestoff in den Schulbüchern fanden. Wertet man die Fülle seiner poetischen Veröffentlichungen, die – abgesehen von seinen rein wissenschaftlichen Schriften – als erste Gesamtausgabe im Jahre 1899 immerhin 21 Bände füllten (neue Folge 1903), dann wird die Zuordnung Felix Dahns zur Gruppe der „Erfolgsschriftsteller“ (Arno Lubos) verständlich und vertretbar zugleich.

Felix Dahn, geboren am 9. Februar 1834, entstammte einer Hamburger Schauspielerfamilie, studierte in München und Berlin, wurde 1862 Privatdozent für Rechtsgeschichte an der Universität München, wo er zugleich Mitglied der Dichtergesellschaft „Das Krokodil“ war, bekam 1863 eine Professur in Würzburg, ging 1872 nach Königsberg und erhielt 1880 einen Ruf an die Juristische Fakultät der Schlesischen Friedrich-Wilhelm-Universität zu Breslau.

Obwohl damals schon „ein gefeierter Dichter“, wird ihm dennoch bezeugt, daß er „trotz überreicher schriftstellerischer Produktion in keiner Weise sein Lehramt vernachlässigt“ habe. Erst 1910 läßt er sich von seinen amtlichen Verpflichtungen entbinden – er war damals bereits 76 Jahre alt –, nachdem er längst zu einer stadtbekannten Persönlichkeit und sein gastliches Haus am Schweidnitzer Stadtgraben zu Breslau zum Mittelpunkt des geistig und künstlerisch interessierten Bürgertums geworden war. Seine umfangreichen geschichtlichen Kenntnisse, auf gründlichen Forschungen fußend, waren die Grundlagen seiner zahlreichen Romane und Novellen, Gedichte, Balladen und Dramen wie auch seiner historischen Werke, die vielfach in fremde Sprachen übersetzt wurden. Seine gewaltigen Geschichtswerke entnahmen ihren Stoff vorwiegend der germanischen Völkerwanderung und dem Schicksal der germanischen Stämme, spannten aber zugleich den Boden von der Frühzeit bis zum Mittelalter. Er verherrlichte die alte deutsche Geschichte aus den Anfängen der christlichen Zeit bis hinein in jenes urgeschichtliche Dunkel, das er mangels zuverlässiger Quellen in die Phantasie des Dichters hob, wobei er sich gelegentlich des Pseudonyms Ludwig Sophus bediente. „Ein Kampf um Rom“, dessen vier Bände in Breslau 1908 bereits die 51. Auflage erreicht hatten, gehörte damals zu den meistgelesenen Büchern und hat seine mitreißende Wirkung bis heute kaum verloren. An Felix Dahns späteren Werken war helfend und mitarbeitend auch seine Frau Therese von Droste-Hülshoff, eine Nichte der Annette von Droste-Hülshoff, beteiligt. Sie überlebte ihren Mann, der am 3. Januar 1912 in Breslau starb, um viele Jahre und gab ihrem „Salon“ eine weithin ausstrahlende Wirkung, an die sich noch manche der alten Breslauer zu erinnern vermögen. Felix Dahn wurde auf dem Friedhof der Breslauer Maria-Magdalenen-Gemeinde beigesetzt. Sein Grab war bis zum Untergang der schlesischen Landeshauptstadt von Freunden liebevoll gepflegt.

Lit.: Felix Dahn: „Erinnerungen“, 5 Bände (1890-1895) und „Sämtliche Werke poetischen Inhalts“, 21 Bände (1899), neue Folge 1903. – Neue Deutsche Biographie, Band 3 (1957).

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Dahn

Heinz-Rudolf Fritsche