Biographie

Damko, Josef

Herkunft: Ungarn
Beruf: Bildhauer
* 15. Oktober 1872 in Deutsch Proben/ Hauerland
† 11. Dezember 1955 in Budapest

Zur Familie des Kürschner- und Maurermeisters Josef Damko und der Rosine Wesserle gehörten zehn Kinder, von denen vier jung verstarben. Josef Damko als der älteste Sohn sollte wie sein Vater Maurer werden, auch wenn er schon in der Schule durch seine Zeichnungen aufgefallen war. Als dreizehnjähriger Lehrling formte er in Budapest in seinen Pausen die Köpfe seiner Kollegen aus Lehm und wurde durch Zufall von einem Architekten entdeckt, der ihn an Alois Strobel vermittelte. Als dessen Protegé besuchte Damko 1889-1893 die Budapester Kunstgewerbeschule, um dann seine künstlerische Ausbildung in der von Strobl geleiteten Bildhauerkunstschule fortzusetzen. Dieser Schule verdankte er auch seinen ersten größeren Auftrag, die Reliefgestaltung der Fassade ihres Haupteingangs. Im Vorfeld der Millenniumsfeierlichkeiten schuf er für die Stadt Budapest Büsten von Persönlichkeiten der ungarischen Geschichte. 1899 erhielt Damko aufgrund seiner Begabung ein Regierungsstipendium zur Weiterbildung an der Akademie Julien in Paris. Wieder in Budapest, erhielt er nach der Ausstellung seines Grabmals für Familie Kammermayer und das Relief ‚Übergabe der Stephanskrone an Astrik‘ mehrere Aufträge zur Gestaltung von Denkmälern auf Budapester Friedhöfen und begann mit der Anfertigung von kleinen Terrakottastatuetten in größerem Umfang. Daneben schuf er Gipsreliefs und machte sich als Preisträger internationaler Ausstellungen einen Namen in seiner Kunstsparte.

1904 gewann er die Ausschreibung zur Gestaltung des Grabmals von Papst Silvester II. und verbrachte die nächsten Jahre in Rom, wurde durch diese Arbeit aber über ganz Italien hinaus bekannt. Auf Ausstellungen in London und St. Louis, USA, in Paris, Venedig und Rom war er als Preisträger vertreten; als berühmter Bildhauer kehrte er 1908 von Rom nach Budapest zurück. Insgesamt zwölfmal sollte er auf Ausstellungen in Ungarn den höchsten Preis erhalten und bis 1930 an 17 internationalen Ausstellungen als Preisträger teilnehmen.

Im Ersten Weltkrieg war Josef Damko als Künstler vom Kriegsdienst befreit. Während sein Lehrer und Mentor Alois Strobl sich freiwillig gemeldet hatte, fertigte Damko 1915 für das Museum der Schönen Künste in Budapest ‚Die Reue‘ aus Untersberger Marmor − eines seiner schönsten Werke − und nach weiteren Monumentalwerken in Marmor schließlich 1917 für die St. Stephans Basilika in Budapest seinen ‚Heiligen Jesus‘. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs verloren der Adel und das Bürgertum durch eine rasante Inflation ihr Geld, große Privataufträge blieben erst einmal aus, während kleine Terrakottafiguren ab und zu einen Abnehmer fanden. An die Stelle der weltlichen Auftraggeber trat nun in erster Linie die Kirche.

Das Jahr 1919 sollte einen schweren Schlag für den Künstler bedeuten. In den Straßenkämpfen der Räterepublik von Bela Kun wurden alle seine Statuen aus dem Budapester Atelier am Donauufer als Barrikaden herangezogen. Josef Damko verlor dabei viele seiner Werke, denn sein Protest verhallte ungehört und begründete seine Abneigung gegen kommunistische Ideen und Machthaber.

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs war Damko nochmals eine Zeitlang in Rom, wo sein großes letztes Werk entstand: Papst Pius XII., den Damko noch aus der Zeit seiner Arbeit am Grabmal von Papst Silvester II. in S. Giovanni di Laterano 1904-1908 kannte, stand ihm geduldig Modell für die übergroße Marmorbüste, die seit 1992 wieder in der Pazman Akademie steht − auch dieses Alterswerk zählt zu Damkos schönsten Werken und gilt als das beste Porträt von Pius XII.

Vor dem nahenden Krieg zog sich der nun 67-jährige Damko in seine Heimatstadt Deutsch Proben zurück. In zwei städtischen Räumen sollten hier an die 120 Originalwerke, die bis 1944 an diversen Orten in Budapest lagerten, auf das Kriegsende warten, während Josef Damko und sein Bruder Anton in den Böhmerwald evakuierten.

Sein Bruder kehrte nach Kriegsende in seine Wirkungsstätte Kuneschhau zurück, aber Josef Damko zog es zu seinen Skulpturen zurück nach Deutsch Proben, wo er nun bei einer seiner Schwestern in ärmlichen Verhältnissen lebte und sich im ehemaligen Casino der Stadt einen Raum als Atelier einrichtete, um weiter mit Ton zu arbeiten. Daneben restaurierte er die beschädigten Figuren seiner Sammlung im ehemaligen Feuerwehrhaus, die fast komplett vom Krieg verschont geblieben war.

Zunächst aus Scheu vor der internationalen Resonanz von der Vertreibung der Deutschen aus der wiedererstandenen Tschechoslowakei nicht betroffen, sollte die ethnische Säuberung schließlich aber auch Josef Damko erreichen: Direktoren umliegender Museen liebäugelten mit Stücken aus seiner Sammlung von Modellen, und plötzlich durfte er die Räume nicht mehr betreten, in denen seine Werke aufgestellt waren. Man verweigerte ihm seine Rente, und seine Geburtsstadt entzog ihm gar das Bürger- und Heimatrecht. Josef Damko bat daraufhin den ungarischen Künstlerverein um Hilfe für eine Einreiseerlaubnis nach Ungarn, die von der Regierung auch prompt bewilligt wurde, nebst einer Fahrkarte und der Zusage einer mehr oder minder großzügigen Pension. Über entfernte Verwandte fanden Josef Damko und seine Haushälterin eine Bleibe, auch sein altes Atelier und der Lagerraum aus Kriegszeiten standen ihm wieder zur Verfügung.

Große Aufträge von Seiten des ungarischen Staates − Denkmäler, die die Befreiung darstellten − erhielt nun vorwiegend der Bildhauer Kisvaluny-Strobl, während Damko weiter kleine Terrakottafiguren schuf. Sein Wunsch, seine Sammlung von Modellen aus seiner Heimatstadt wieder nach Budapest zu überführen, sollte sich nicht erfüllen. Im Winter 1948/49 besichtigte er zusammen mit seinem Bruder Anton den Lagerraum im Feuerwehrhaus von Deutsch Proben, aber die Statuen waren abtransportiert worden − einige Museen hatten gleich nach Kriegsende reges Interesse bekundet, und allein in das Museum in Weinitz/ Bojnice sollen drei Lastkraftwagen mit Statuen gegangen sein.

Josef Damko bemühte sich zeitlebens erfolglos um die Rückgabe seines Eigentums, auch Rechtsanwälte scheiterten an dieser Aufgabe. Die Sammlung in Weinitz diente nun als Schulungsmaterial für junge Kunststudenten, wurde im ganzen Land auf Ausstellungen gezeigt und der beraubte Künstler ironischer Weise gar als großer Sohn des Landes gepriesen.

Damko blieb in Budapest und suchte auch noch als über 80-Jähriger trotz nachlassendender Sehkraft weiterhin täglich sein dortiges Atelier auf, schuf aber nur noch kleine Tonfiguren. Er starb schließlich in seinem Atelier − zwischen seinen menschlichen Körpern und Gesichtern aus Stein, Terrakotta und Ton. Seine Werke stehen teils an öffentlichen Plätzen, sind Bestandteil öffentlicher Gebäude oder werden in Museen aufbewahrt, 22 von ihnen allein in der Budapester Nationalgalerie.

Lit.: Jakob Bauer, Bildhauer Josef Damko. In: Karpatenpost 1956, Nr. 3, S. 3f. – L. K. Damko [u.a.], Bildhauer Josef Damko und sein Werk. o.O. [nach 1992]. – Ondrej Pöss – Margaréta Horváthová, Sochar Jozef Damko − Bildhauer Josef Damko − Damko Jószef szobrász. Bratislava 2001 (Acta carpatho-germanica; 8). [Mit Ausstellungs-, Auszeichnungs- und Werkverzeichnis]; Marta Heruková, Jozef Damko − ako tvorca náhrobkov [Josef Damko als Schöpfer von Grabmalen]. In: Pamiatky a múzeá. Revue pré kultúrne dedičstvo 2/2004, S. 53-59, mit dt. Zusammenfassung.

Bild: gemeinfrei

Heike Drechsler-Meel