Biographie

Degner, Arthur

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Maler, Graphiker
* 2. März 1888 in Gumbinnen/Ostpr.
† 7. März 1972 in Berlin

1912 schrieb Alfred Kerr in der Zeitschrift „Pan“: „Er beginnt da, wo andere das Ziel sahen. Sein Malen ist nicht nur intellektuell, sondern auch physiologisch bedingt, die dynamische, formbildende Kraft der Natur wirkt in ihm wie in einer Pflanze. Jede Bewegung treibt Formen. Die Derbheit seines Empfindens erinnert an Corinth. Doch scheint die Quelle der Schönheit in ihm ergossen, ihn von allen Gefahren reinigend, denen jener häufig in seinen naturalistischen Suggestionen erliegt. Was die Neuen so vergeblich sehnsüchtig erstreben, höchste Knappheit bei stärkster dekorativer Wirksamkeit, erscheint hier wie der mühelose Pfad, der zu klaren Formen einer Vision führt…

Die leichte und doch fast mathematische Strenge, die ihn auf das Wesentliche richtet, ergibt eine karikierende Tendenz des Typs. Sie ist diesem Optimismus das notwendige Korrektiv. Doch hinter dem robusten Lachen steht die tiefe Wesensbeziehung zu der gehaltenen Fülle und Klarheit griechischer Welten …“

Der als Beamtensohn aus alter Salzburger Auswandererfamilie in Gumbinnen Geborene kam früh nach Tilsit, das er als seine prägende Heimat ansah und von 1906 bis 1909 an die Kunstakademie Königsberg. Ludwig Dettmann war sein wichtigster Lehrer. Max Liebermann, der ihn früh förderte, und der Landsmann Lovis Corinth, mit dem ihn viel Gesinnungsgemeinschaft und schließlich Freundschaft verband, der ihn porträtierte und den er porträtierte, waren ihm neben manchem Meister der École de Paris künstlerische Vorbilder. Corinth erklärte ihm, als er begehrte, in Berlin sein Schüler zu werden: „Unterricht kann ich Ihnen nicht geben, was soll ich Ihnen noch zeigen, es ist ja schon alles da. Aber ich will gerne dafür sorgen, daß Sie in der Sezession ausstellen können.“ Von 1920 bis 1925 war Degner Professor und Leiter einer Malklasse an der Staatlichen Kunstakademie Königsberg, ein fortschrittlicher Lehrer, Hecht im konservativen Karpfenteich. Aus Königsberg ging er nach Berlin. Für sein Ansehen und seine Stellung in der Berliner Kunstszene spricht, daß er nach seiner Mitgliedschaft in der Berliner Sezession ab 1911 bereits 1913 Vorstandsmitglied der neugegründeten Freien Sezession, 1919 Vorstandsmitglied, von 1931 bis 1933 Vorstand der Berliner Sezession wurde. Er wurde 1940 als dem Regime nicht genehmer und unbequemer Mann dienstverpflichtet und Aushilfslehrer an der Kaiser-Wilhelm-Oberschule in Neukölln, schließlich ab Anfang 1944 an der Hermann-Stehr-Aufbauschule in Habelschwerdt. In dieser Zeit hat er eine Reihe von schlesischen Landschaften, vornehmlich aus dem Eulengebirge geschaffen, die neben denen aus seiner ostpreußischen Heimat zu den bewegendsten seines Lebenswerks gehören. Den Schluß des Krieges erlebte er als zum Schanzen eingezogener Arbeiter an der Ostfront und als Volkssturmmann.

Flucht und Vertreibung fanden Niederschlag in einer Reihe engagierter und erregender Bilder und Blätter. Bereits am 1. November 1945 wurde Degner als Professor an die Hochschule für Bildende Kunst Berlin berufen.

Rissige Radierungen, bewegte Lithographien, dichte Aquarelle, Mischtechniken und Öle sind von spätimpressionistisch expressivem Duktus. Sein Realismus ist vor allem in den flammenden Landschaften mit weiten Horizonten und dramatischen Wolken mit mystischem Hintergrund bedacht. Dazu kamen monumentale Figuralkompositionen, glühende und auch wieder zarte Blumenstücke und eine Reihe von Bildnissen in Öl, Zeichnung, Druckgrafik, Bronze, so von Fritz Kortner, Max Reinhardt, Paul Wegener, Boleslaw Barlog, Martin Held, Herwarth Waiden, Otto Mueller, Theodor Däubler, den Politikern Otto Braun und Philipp Scheidemann, dem Berliner Bürgermeister Ernst Reuter.

Der Mensch und Künstler strebte zur„Synthese, Einheit, zum Endgültigen, vom Spezialistentum zu umfassendem, schlichtem und echtem Menschentum, dem Geheimnis und der rätselvollen Triebkraft allen großen Kunstschaffens.“ Degner hat früh mit der Verleihung des Dürer-Preises und des Villa-Romana-Preises Anerkennung gefunden. Der weltoffene heimatverbundene Künstler, der mit seiner Sprachmelodie auch im ganzen Wesen die schwerblütige, doch begeisterungsfähige und umgangsfreudige Art behalten hat, gewissermaßen das würzige Platt der Herkunft, wurde 1969 mit dem Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen ausgezeichnet.

Lit.: E. Ruhmer (Hrsg.): Arthur Degner, Mensch und Werk, 1967. Rudolf Pfefferkorn: Artur Degner. Reihe bildende Kunst. Bildprogramme der Künstlergilde, München 1970.

Ernst Schremmer