Biographie

Delbrück, Joachim von

Herkunft: Westpreußen
Beruf: Schriftsteller
* 30. März 1886 in Tuchel/Westpreußen
† 1. August 1951 in München

Joachim von Delbrück entstammte einer Familie, aus der im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche bedeutende Wissenschaftler, Verwaltungsbeamte und Politiker sowie Bankiers hervorgegangen sind. Besonders zu nennen sind Berthold Delbrück (26. Juli 1842 Putbus/Rügen – 3. Januar 1922 Jena), Sprachwissenschaftler (OGT 1992), Hans Delbrück (11. November 1848 Bergen/Rügen – 14. Juli 1929 Berlin), Historiker, Professor in Berlin (OGT 1998), Max Emil Julius Delbrück (16. Juni 1850 Bergen/Rügen – 4. Mai 1919 Berlin), Chemiker und Techniker (OGT 1969) sowie Max Ludwig Henning Delbrück (4. September 1906 Berlin – 9. bzw. 10. März 1981 Pasadena/Kalifornien), Biologe, der 1969 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Joachim war das älteste von vier Kindern des Politikers und späteren preußischen Staatsministers Clemens Delbrück (1856-1921), der 1916 in den erblichen Adelsstand erhoben wurde. Joachim verlebte seine Jugend in Danzig und studierte Jura in Kiel, dann Geschichte, Literatur und Musik in München, wo er seit 1908 lebte. Seit 1925 war er für den Bayerischen Rundfunk tätig als Mitglied des Programmstabes. Er war zweimal verheiratet; der zweiten Ehe mit Betty Limpio entstammen eine Tochter und ein Sohn.

Er war Autor von Romanen und Erzählungen, u.a. Über den Feldern (München, Leipzig 1911), Variété (Wien, Berlin 1916) und Spiel in Moll. Ein Chopin-Roman (1919). Dieses Werk erregte den Unwillen von Thomas Mann; nach einer Lesung aus diesem Werk äußerte er sich in einem Tagebucheintrag vom 29. Oktober 1918 wenig schmeichelhaft über den Verfasser. Aus eigenem Erleben schöpfte das Werk Der Tag ohne Licht. Sechs Monate unter Bergleuten (1928). Über seinen Vater verfasste er eine kurze Biographie (Ein Charakterbild, 1922) und veröffentlichte aus dessen Nachlass Die wirtschaftliche Mobilmachung in Deutschland 1914 (1924). Ferner stellte er Anthologien zusammen, Das Buch der Schiffsbrüche (2. Auflage 1914) und General Tod. Kriegsnovellen (1915). Zwei Frauengestalten aus Goethes Leben waren die Bücher gewidmet Friederike, das Sesenheimer Idyll in Worten Goethes (1942) und Lily, in Worten Goethes dargestellt (1948). Noch während des Ersten Weltkrieges gab er eine umfangreiche Sammlung von Feldpostbriefen heraus (Der deutsche Krieg in Feldpostbriefen). Ferner veröffentlichte er die Russischen Hofgeschichten des schwedischen Publizisten und Schriftstellers Magnus Jacob Crusenstolpe, 1795-1865 (4 Bände, 1914-1919) und Bayerische Hofgeschichten (1922) aus dem umfangreichen Sam­melwerk von Carl Eduard Vehse, 1802-1870, Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation (48 Bände, 1851-1858).

Lit.: Zur Familie „Delbrück“ insgesamt Neue Deutsche Biographie, Bd. 3, 1957. – Altpreußische Biographie. – Deutsches Literatur-Lexi­kon. Das 20. Jahrhundert.

Bildvorlage: C. A. von Delbrück.

Harro Kieser