Biographie

Dittmann, August

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien), Zentralpolen (Weichsel-Warthe)
Beruf: Druckereibesitzer, Verleger
* 27. September 1832 in Klein Gohlau/Schlesien
† 30. Januar 1915 in Bromberg

August Dittmann stammte aus dem Dorf Klein Gohlau (Gałów) im schlesischen Kreis Neumarkt (Środa Śląska). Seine berufliche Ausbildung und Tätigkeit führten ihn in die nördlichen Provinzen. Bis 1869 arbeitete er in Deutsch Krone (Wałcz) in Westpreußen und kam dann am 23. Oktober dieses Jahres nach Bromberg (Byd­goszcz). Mit seinem bisher erworbenen Kapital und Wissen gründete er hier eine Buchbinderei. Schon bald darauf erweiterte er sein Arbeitsfeld und erwarb zusätzlich eine Papier- und Schreibwarenhandlung.

Sein Geschäft florierte und erweiterte sich immer mehr, so dass er nach fünf Jahren sich bereits eine Schnellpresse kaufen konnte. Die Konkurrenz war damals in dem Posener Regierungssitz sehr groß, und er hatte aus bescheidenen Anfängen sich eine Existenz gründen müssen, so waren viel Fleiß und Einfallsreichtum notwendig, um gegen die Konkurrenz bestehen zu können. Als der deutsch-russische Eisenbahnverband viele Etiketten in Russisch benötigte, erkannte er diese Marktlücke und wurde den Ansprüchen seiner Kunden rasch gerecht. Er war als einziger in der Lage, russische Drucktypen zu erhalten, um termingerecht drucken zu können. Durch die folgenden Großaufträge florierte das Geschäft und er baute seine Binderei mit vier Schnellpressen aus.

Im Jahr 1878 übernahm Dittmann die Zeitung Bromberger Tage­blatt. Das Blatt war seit dem 1. Oktober 1876 von dem Verleger und Buchdrucker Carl Dombrowski in Thorn (Toruń) herausgegeben worden. Angesichts der Entfernung hatte Dittmann bereits seit dem 1. November 1876 unterstützend helfen müssen.

Dittmann hatte inzwischen eine GmbH gegründet, die ihren Sitz in der heutigen ulica Dworcowa 13 hatte. Die Zeitung entwickelte sich sehr gut und blieb auch nach dem Versailler Vertrag in veränderter Form im Firmenbesitz. Als 1920 die polnische Regierung in Warschau auch das hartnäckig und erfolgreich verteidigte Bromberg in Besitz nehmen konnte, suchten August Dittmanns Söhne und Nachfolger, Emil und Hermann Dittmann, eine Lösung, da ihnen die Kundschaft wegzubrechen drohte. Seit dem 1. Juli 1894 gab es in Bromberg eine überregionale Zeitung des Verlags Dittmann, die Ostdeutsche Rundschau. Am 1. Januar 1920 wurden beide Zei­tungen zusammengelegt und erschienen seit dem 5. Juni 1920 unter dem neuen Titel Deutsche Rundschau in Polen. Sie wurde zur deutschsprachigen Tageszeitung der deutschen Minderheit im Posener Regierungsbezirk Bromberg und dem angrenzenden Pommerellen. Die Zeitung erschien seither sechsmal wöchentlich in deutscher Sprache, im Jahr 1937 noch immer in einer Auflage von etwa 15.000 Exemplaren. Politisch war das Blatt deutschnational ausgerichtet, wodurch die Verleger zusammen mit anderen Vertretern der deutschen Minderheit in die politischen Auseinandersetzung mit dem neuen pol­nischen Staat gerieten.

Unter August Dittmann stand seine GmbH jedoch noch nicht im Gegensatz zum Staat, sondern stand ihm sogar sehr nahe. Am 1. Oktober 1878 übernahm er den Druck des amtlichen Brom­berger Kreisblattes und alle anderen amtlichen Publikationen.

Der Verlag florierte weiter, so dass Dittmann 1889 eine achtseitig druckende Rotationsmaschine anschaffte. Es war die erste in der Provinz Posen. 1894 schuf er dann die bereits oben genannte Ostdeutsche Rundschau, die 1907 eine Auflage von 18.000 Exemplaren erreichte.

Dittmann blieb auf dem Stand der technischen Entwicklung seiner Zeit. Im Jahr 1902 schaffte er drei Linotype-Setzma­schi­nen an und 1904 erwarb er die seit 1874 bestehende Lithographische Anstalt und Steindruckerei von P. B. Jaekel. 1907 betrieb er bereits elf Schnellpressen und eine 16-seitige Zwillingsrotationsmaschine. Das Unternehmen war inzwischen auf etwa 100 Angestellte angewachsen.

Der preußische König würdigte sein Lebenswerk am 27. April 1907 mit der Verleihung des Roten Adlerordens IV. Klasse.

Als August Dittmann am 30. Januar 1915 in Bromberg starb, hinterließ er einen gutgehenden Betrieb, den seine beiden Söhne Emil (*1864) und Hermann (*1866) übernahmen.

August war mit Anna Malicke verheiratet, mit der er neben den Söhnen noch vier Töchter bekam.

Wenige Jahre nach seinem Tod geriet sein Lebenswerk durch die politisch-kriegerischen Veränderungen in Gefahr, und die Druckerei war 1920 von der Liquidation bedroht, da seine Witwe beim Stichtag der Staatsangehörigkeitszuordnung zur Kur in Wiesbaden war. Es folgte ein Rechtsstreit, der bis zur letzten Instanz durchgefochten werden musste.

Lit.: Janina Zofia Augustyńska/Franciszek Henryk Zwirko, Bydgoski słownik biograficzny/praca zbiorowa pod red. Janusza Kutty (wydano z okazji 650-lecia Bydgoszczy), Bydgoszcz: Kujawsko-Pomorskie Tow. Kulturalne, 187 S., Bydgoszcz 1997. – Joachim Heinrich Balde, Beiträge zu einem Biographischen Lexikon der Deutschen aus dem Raum der Provinz Posen, Herne 2003.

Bild: Etikett der Fa. Dittmann.

Martin Sprungala, 2017