Biographie

Dörter-Rehmet, Charlotte

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Dichterin, Schriftstellerin
* 2. Oktober 1893 in Grottkau/Oberschlesien
† 7. Januar 1980 in Halle/Saale

„Aus den Gedichten klingen Töne, die aus dem Zentrum der Dinge und Vorgänge, aus ihrem Herzen hervorblühen. Sie erklingen aus der Einheit von Seele und Ding.“ – „Mit den pastellfarbenen Naturbildern steigt ein neues Weltgefühl herauf, in dem der Samen einer neuen Kultur anfängt zu keimen“, so lautet es in Zuschriften an die Dichterin und Schriftstellerin Charlotte Dörter-Rehmet.

Am 2. Oktober 1893 hat sie als einziges Kind des Amtsrichters Adolf Rehmet und seiner Ehefrau Hedwig geb. Schmidt in der oberschlesischen Kleinstadt Grottkau ihren Erdenweg begonnen. Ihre Vorfahren waren vom Balkan zugewandert und beteiligten sich als Bauern, Mühlen- und Brauereibesitzer sowie in der Gerichtsbarkeit aktiv an der Entwicklung ihrer neuen schlesischen Heimat. Durch den frühen Tod ihres Vaters wurde Charlotte aus den harmonisch verlaufenen ersten Kinderjahren jäh herausgerissen. Mit ihrer in Kurkliniken tätigen Mutter kam sie schließlich nach Breslau, wo sie im Ursulinenkloster als Internatsschülerin Aufnahme fand. In späteren Gedichten und biographischen Notizen wurde ihre wechselhafte Kindheit in Verbindung mit dem Existenzkampf ihrer inzwischen schwerkranken und im Kriegsjahr 1916 verstorbenen Mutter deutlich. Mit einer Ausbildung als Zahnärztin konnte sie sich mühsam eine Assistentenstelle bei einer in den USA promovierten Stomatologin sichern, deren Praxis sie auf Grund ihrer hervorragenden Leistungen umständehalber übernahm. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Jugendgedichte. Im Jahre 1920 heiratete sie den an der Reichsbahndirektion Breslau tätigen Dipl. Ing. Jacob Dörter. Aus ihrer Ehe stammen zwei Kinder. Ein gemeinsames Streben nach geistigen Erkenntnissen des menschlichen Daseins gestaltete zunehmend ihr Leben.

1934 endete die Breslauer Zeit und damit die Tätigkeit als Zahnärztin durch die Versetzung ihres Mannes nach Halle (Saale). Ihren Beziehungen zur schlesischen Heimat und den dortigen Freunden aber blieb sie treu. Insbesondere eine bis zu ihrem Lebensende dauernde Zusammenarbeit mit dem in Breslau geborenen Komponisten Hans-Georg Burghardt (1909-1993) ist hervorzuheben, wodurch über 80 Gedichte vertont wurden und ein in die Zeit der Medici in Florenz zurückführendes dramatisches Schauspiel als Oper Ludowica entstand. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem schlesischen Kunstmaler Gerhard Reisch (1899-1975) ist ebenso bedeutsam. Besonders in ihrer zweiten Lebenshälfte in Halle befasste sich Charlotte Dörter-Rehmet mit Studien zur Botanik, Bienen- und Schmetterlingskunde sowie zu ökologischen Zusammenhängen der Natur, aber auch zur Geisteswissenschaft, Geschichte und Literaturgeschichte, um möglichst sachkundige Prosa- und Lyrikdarstellungen zu erreichen. Eine Annäherung von Kunst und Wissenschaft, nicht selten auch mit religiösem Hintergrund war ihr dabei angelegen. Besonders interessierten sie die goetheanistische Naturwissenschaft sowie geisteswissenschaftliche Forschungsergebnisse von Dr. Rudolf Steiner (1861-1925), dem Begründer der Anthroposophie. Sie wollte immer wieder – gegenwärtig höchst aktuell – ein ethisch-moralisches Verhalten ihrer Mitmenschen vor allem gegenüber der Natur erwecken und fordern. Die kleine Ostseeinsel Hiddensee, das Eldorado vieler Künstlergenerationen – nicht zuletzt auch die Wahlheimat des schlesischen Dichters Gerhart Hauptmann – hat ihr Schaffen maßgeblich beeinflusst. Dazu half der Bau eines kleinen, schilfgedeckten, oft sogar im Winter genutzten Sommerhauses im Heideland der Insel. Sie gab ihm den Namen des Zwergenkönigs vom Dolomiten-Rosengarten Laurin und betonte damit ihre Verbundenheit mit den elementaren Naturkräften, die sich in vielen Gedichten, nicht zuletzt auch durch ihre Jahrzehnte währenden Inselerfahrungen bestärkt, widerspiegeln.

Vor 30 Jahren, am 7. Januar 1980, vier Jahre nach ihrem Ehemann, verstarb Charlotte Dörter-Rehmet in Halle.Der Nachlass der Dichterin umfasst über 700 Gedichte sowie Erzählungen, Novellen, Legenden, Märchen, Schauspiele und (Puppen-) Spiele in Versen nach Märchen von Grimm und Andersen.

Ihr Schaffen blieb insbesondere durch erhebliche Behinderungen in den Jahren 1933-1989 durch den „Nationalsozialismus“ und durch die Situation in der „DDR“ weitgehend verborgen. So hat sie der Nachwelt überlassen, ihr Werk zur Kenntnis zu nehmen, archiviert bei der Charlotte-Dörter-Nachlassverwaltung in Halle. Ihre Erkenntnisse über den geistigen Hintergrund des Erdendaseins der Menschen ihren Zeitgenossen mit ihrer Dichtkunst vertrauensvoll näher zu bringen und verständlich zu machen, sah sie als ihre eigentliche Lebensaufgabe an; dabei betonte sie:

Hüte den Glauben, der stärkt,
hüte die Liebe, die wärmt,
hüte die Hoffnung, die leuchtet!“

Werke: Charlotte Dörter-Rehmet, Hiddensee wie es träumt und wacht. Verlag Ch. Möllmann, Schloss Hamborn, Borchen, 2. Auflage 2007. – Hans-Georg Burghardt, Zyklus „Hiddenseelieder“, Friedrich Hofmeister Verlag, Leipzig 1998.

Bild: Archiv des Autors.

Klaus Dörter