Biographie

Eggert, Oskar

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Lehrer, Geschichtsforscher
* 16. Juni 1896 in Liepe/Usedom
† 20. November 1974 in Oberhausen

Dr. Oskar Eggert hat sich als Nachfolger des ersten Sprechers der Pommerschen Landsmannschaft nach ihrer Gründung 1948 in unermüdlichem Einsatz um Heimat und Landsleute verzehrt. Unvergessen wird seine Forderung an die Landsleute bleiben, sich als ein “politischer Kampfverband” für das Heimatrecht einzusetzen.

Als zehntes Kind des Hauptlehrers Karl Eggert kam Oskar Eggert auf der Insel Usedom, im “Lieper Winkel”, zur Welt, besuchte die Schule seines Vaters und verlebte eine unbekümmerte Jugend im Elternhaus, angesichts der vielen Geschwister aber bestimmt durch den Zwang zu preußischer Sparsamkeit. Sein Bildungsweg führte ihn dann über die Präparandenanstalt Massow (Kreis Naugard) an das Lehrerseminar in Anklam. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 meldete sich der junge Seminarist freiwillig zu den Fahnen, wurde zweimal verwundet, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz 2. und 1. Klasse und verließ die Armee als Leutnant der Reserve, um im Oktober 1919 die Prüfung für das Lehramt an Volksschulen abzulegen. Zunächst eingesetzt im Kreis Cammin, dann in Wollin, gründete er eine Arbeitsgemeinschaft für Junglehrer und brachte ein Heimatblatt heraus, das als Beilage der dortigen Zeitung erschien. Schon 1920 bestand er die zweite Lehramtsprüfung, begann im Selbststudium mit Fremdsprachen, um noch das Abitur zu erlangen. Nach entsprechender Ergänzungsprüfung bezog er 1922 die Alma Mater in Greifswald und belegte die Fächer Geschichte, Deutsch, Pädagogik und Staatswissenschaften für das höhere Lehramt. Im Mai 1927 schloß er mit dem ersten Staatsexamen ab und wurde bereits im Juni bei Adolf Hofmeister mit einer Arbeit überDie Wendenzüge Waldemars I. und Knuts VI. von Dänemark nach Mecklenburg und Pommern promoviert. Er trat auch der traditionsreichen Historischen Kommission für Pommern bei und arbeitet in deren Auftrag über die Ständegeschichte Pommerns in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, was intensivstes Quellenstudium in Stettiner und Berliner Archiven erforderte. Sein dreibändiges Werk ging leider fast völlig durch Kriegseinwirkung verloren.

Nach der Referendarzeit in Stettin und dem zweiten Staatsexamen 1928 war der junge Assessor an der Staatlichen Bildungsanstalt in Köslin tätig, die als Internatsschule (ehemals Kadettenanstalt) besondere Möglichkeiten erzieherischer Erfahrungen bot. Nach kurzer Tätigkeit in Swinemünde kehrte er als Studienrat dorthin zurück, verließ aber Köslin, als die Anstalt im April 1933 zur Nationalpolitischen Erziehungsanstalt (NPEA) umgestaltet wurde. Fortan wirkte er in Pommerns Hauptstadt am Schiller-Realgymnasium.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Eggert wieder Soldat, stand in Frankreich und Rußland, zuletzt als Major und Bataillonskommandeur in einem Infanterieregiment der Stargarder Garnison. Die ihm zugedachte Aufgabe, eine Heeres-Lehrer-Akademie aufzubauen, nachdem er schon 1944 im Heeresfachschuldienst eingesetzt worden war, kam wegen des Kriegsendes nicht mehr zur Ausführung.

Als Heimatvertriebener konnte Dr. Eggert– nach einigen Zwischenstationen, auch beruflich als Landarbeiter und Privatlehrer– erst 1947 am Gymnasium in Oberhausen/Rheinland wieder festen Fuß fassen, wo er 1961 seine Beamtenlaufbahn als Oberstudienrat beendete. Heimatliebe, Ausbildung und gewonnene Lebenserfahrung ließen ihn bereits 1948 zu den Begründern der Pommerschen Landsmannschaft zählen, und 1952 übernahm er als gewählter Sprecher deren Leitung, bis ihn sein angegriffener Gesundheitszustand 1969 dazu zwang, dieses schwere Ehrenamt niederzulegen. Die Tatsache, daß er sich im Gefolge dieses Amtes noch in einer Fülle anderer Ehrenämter bewährte– er war ständiges Vorstandsmitglied im Bund der Vertriebenen (BdV) und in den Vereinigten Landsmannschaften Mitteldeutschlands (VLM), zeitweise Präsidialmitglied im BdV, Vorsitzender der VLM, Mitglied des Ostdeutschen Kulturrates und erneut Mitglied der wieder erstandenen Historischen Kommission für Pommern–, brachte ihm schon 1962 auch die Anerkennung des Staates in Gestalt des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse ein.

Daß Eggert bei solcher Beanspruchung die gleich nach Kriegsende wieder aufgenommene Beschäftigung als Historiker fortführte und mit manchen Veröffentlichungen auf Entwicklungen und Probleme im deutschen Osten hinwies, zeugt von seinem Leistungswillen, preußischem Pflichtgefühl und Verantwortungsbewußtsein. Seine Landsmannschaft berief ihn nach schwerer Erkrankung und Rücktritt im November 1969 zum Ehrenvorsitzenden und verlieh ihm den Pommerschen Kulturpreis 1970 “in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der pommerschen Geschichte und in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Erhaltung pommerschen Kulturgutes”. Sein 75. Geburtstag 1971 rückte ihn noch einmal in helleres Licht, sonst wurde es still um Eggert, der mit großer Selbstbeherrschung sein Schicksal trug. Als er 78jährig starb, trauerten mit seiner Frau und seiner Tochter viele Freunde und Landsleute um einen stets zuverlässigen, treuen und tapferen Freund mit vorbildlicher Haltung und festem Charakter in guten wie in schweren Tagen. Ein alter Schüler schrieb nach seinem Tod: Was mich bewegt?– Nach seinem Willen Trauer nicht, sondern sein Mahnruf “Landsmann, tue deine Pflicht!”

Werke: Geschichte Pommerns, Kitzingen: Holzner-Vlg. (1951), 28 S. (= Göttinger Arbeitskreis, H. 18). – Landsmannschaftliche Aufsätze, Zentralverband der Pommerschen Landsmannschaft (PL), Hbg.(1961), 54 S. – Oberhausen im Spiegel der Ratsprotokolle von 1918-1924, Oberhausen: Laufen (1963), 57 S. – Stände und Staat in Pommern im Anfang des 19. Jahrhunderts, Köln, Graz: Böhlau-Vlg. (1964), 414 S. – Die Maßnahmen der preuß. Regierung zur Bauernbefreiung in Pommern, Köln, Graz: Böhlau-Vlg. (1965), 268 S. – Geschichte Pommerns (stark ergänzt), Hamburg: Zentralverband der PL (1965), 135 S. – Das kirchliche Pommern in politischer Sicht, Hamburg: Zentral-Vbd. der PL (1966), 16 S. – Das Ende des Krieges und die Besatzungszeit in Stralsund und Umgebung 1945-46, Hamburg: Pomm. Buchversand (1967), 268 S. – Besatzungszeit in Pommern 1806-1808, Hamburg: Pomm. Zentral-Vbd., 83 S. – Die Einführung der Städteordnung in Pommern, Hamburg: Pomm. Zentral-Vbd., 10 S.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Eggert

Friedrich Birkholz