Biographie

Elwenspoek, Curt

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Schriftsteller, Dramaturg
* 28. Mai 1884 in Königsberg i.Pr.
† 13. April 1959 in Tübingen

Eine ganze Generation von Rundfunkhörern in Südwestdeutschland aus den Jahrzehnten nach 1930 kennt noch seinen Namen und erinnert sich seiner Stimme. Den Kindern als „Gute-Nachtlied-Onkel“, den Erwachsenen als Gestalter und Sprecher der Sendung „Unsere Hauspostille“ beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, und beim Südwestfunk Baden-Baden ist er noch lange nach seinem Tode lebendig geblieben, und dies nicht nur, weil es auch Tonaufnahmen von ihm gab und gibt.

Curt Elwenspoek, der sich als Schriftsteller auch Christoph Erik Ganter nannte und der seine väterlichen Vorfahren auf Gustav Wasa, seine mütterlichen auf den Maler Lucas Cranach zurückführte, war ein Mann von ungewöhnlich liebenswürdiger Weisheit, dem aber auch kritische Neigungen und maßvolle Strenge im kantischen Sinne nicht fremd waren. Als Schriftsteller, Dramaturg, Regisseur und Rundfunksprecher ist er immer etwas von dem allen gewesen, und das zeichnete im Grunde seines Herzens ihn als Freund der Menschen und vor allem der Kinder aus.

Gurt Elwenspoek wurde am 28. Mai 1884 in Königsberg i. Pr. geboren. Er absolvierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Osterode ein juristisches Studium an den Universitäten Tübingen, Berlin, München und Königsberg, das er 1908 mit dem Dr. jur. abschloß. Nach kurzer Zeit als Gerichtsreferendar verzichtete er auf eine weitere Laufbahn im Rechts- und Gerichtswesen und ging zum Theater. Er wurde Schauspieler, Regisseur und Dramaturg in Glogau, Tilsit, Amsterdam, Köln und Mainz, bis der Erste Weltkrieg, an dem er teilnahm, hier zunächst einen Einschnitt brachte. Nach dem Kriege finden wir ihn als Oberregisseur an den Theatern in Wiesbaden und Mainz wieder, schließlich ist er von 1922 bis 1923 Intendant in Kiel, anschließend Oberspielleiter am Schauspielhaus in München und endlich 1924 Chefdramaturg und Regisseur am Stuttgarter Staatstheater. Hier prägt er den Spielplan vor allem in den nächsten sechs Jahren, bis er im Zweiten Weltkrieg als Mann des Rundfunks in Oslo und Berlin eine besondere Aufgabe bekommt. Dem Rundfunk, vor allem dem Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, war er längst verbunden. Ihn hatte das damals neue Medium gereizt, und er hat später zur Dramaturgie des Hörspiels manche kluge, gelegentlich auch umstrittene Anmerkung publiziert. Nach dem Kriege kann er im Stuttgarter Funkhaus seine Tätigkeit bald fortsetzen und daneben auch für das inzwischen errichtete Landesstudio Tübingen des Südwestfunks Baden-Baden tätig sein. Im Jahre 1954 siedelt er ganz nach Tübingen, seiner einstigen Universitätsstadt, über und arbeitet nun von hier aus weiter für die beiden benachbarten Rundfunkhäuser, bis eine längere Krankheit ihn zur Aufgabe zwingt. Er stirbt kurz vor der Vollendung seines 75. Lebensjahres am 13. April 1959 in Tübingen.

Curt Elwenspoek hat eine große Zahl von Bühnenstücken, Hörfolgen und Hörspielen geschrieben, auch Essays und Aufsätze aller Art, nicht zuletzt (zwischen 1935 und 1949) sechs Romane, schließlich biographische Werke über den Schinderhannes, Jud Süß Oppenheimer, Charlotte von Mexiko, Christian Dietrich Grabbe und Rinaldo Rinaldini. Seine letzten Werke vermitteln besonders deutlich das Bild seiner Persönlichkeit, etwa der Novellenband „Arme kleine Iphigenie“ (1951), „Pflücke die Rose. Kleine Fibel der Lebenskunst“ (1953) oder „Hauspostille des Herzens“ (1956).

Nach seinem Tode erschien im Herder-Verlag noch sein Essay-Band „Meine letzte Hauspostille des Herzens“ (1959), eine Sammlung seiner sonntäglichen Rundfunksendungen vom Januar 1958 bis zum März 1959. Hier spricht noch einmal der Philosoph, der er war, liebenswürdig und gütig, verhalten humorvoll und im letzten auch immer ein wenig als Erzieher, niemals aber als alles besser wissender Schulmeister. Für den Rundfunk war und bleibt Curt Elwenspoek so etwas wie ein Erkennungszeichen von seltener, nicht wiederholbarer Einmaligkeit.

Lit.: Curt Elwenspoek: Drama und Bühne, Stuttgart 1931. – Internationales biographisches Archiv (Munzinger-Archiv), Konstanz, Lfg. 41/59 vom 10. 10. 1959, Nr. 6124.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Curt_Elwenspoek

Heinz Rudolf Fritsche