Biographie

Emeritzy, Aurel Emil

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Pädagoge, Literaturwissenschaftler
* 26. November 1906 in Menhardsdorf (Vrbov)
† 25. Juni 1982 in München

Einer der verdienstvollsten Männer der Karpatendeutschen, der in der Nachkriegszeit über 30 Jahre seine Landsleute mit seiner schriftstellerischen und wissenschaftlichen Arbeit begleitet hat, war der Erzieher und Literaturwissenschaftler Aurel Emeritzy.

Aurel Emil Emeritzy wurde am 26. November 1906 in Menhardsdorf, einem deutschen Dorf in der Oberzips geboren. Er besuchte hier die Volksschule und dann das ehrwürdige deutsch-evangelische Realgymnasium in der nahe liegenden Bezirksstadt Kesmark, wo er 1925 sein Abitur ablegte. Schon in der Schule entwickelte er eine große Liebe für die Literatur und besonders für das Theater.

Um Erzieher zu werden, studierte er an der Universität in Prag die Fächer Deutsch und Tschechoslowakisch (eigentlich Tschechisch und Slowakisch). Nebenbei unterzog er sich auch, seiner Neigung zum Theater folgend, einer dramatischen Ausbildung. Er besuchte auch regelmäßig das „Neue Deutsche Theater“ in Prag und erlebte die Aufführungen der großen deutschen Klassiker. Im Jahre 1930 schloß er sein Studium mit der Promotion zum Dr. phil. ab.

Seine erste Stelle als Gymnasiallehrer (Professor) erhielt er in Kaschau (Košice), ab 1931/32 kam er dann an das ungarische Staatsrealgymnasium nach Preßburg (Bratislava). Seine Lehrtätigkeit mußte er 1934/35 zur Ableistung der Militärdienstes unterbrechen, doch danach durfte er am deutschen Staatsrealgymnasium (Lenardgymnasium) in Preßburg weiterarbeiten. Er leitete literarische Arbeitsgemeinschaften und veranstaltete Theateraufführungen für die Schule.

Später lehrte er auch an der deutschen Lehrerbildungsanstalt in Preßburg und viele karpatendeutsche Erzieher sind durch ihn geprägt worden. Ab 1939 war Emeritzy auch Lehrbeauftragter für neuere deutsche Sprache und Literatur an der Slowakischen Universität in Preßburg.

Nach den Kriegswirren fand er sich mit seiner Familie in Münchberg/Oberfranken wieder, wo er als Studienrat am Gymnasium unterrichtete. Da sein im Studium erworbenes Lehrfach Slowakisch oder Tschechisch nicht gefragt war, konzentrierte er sich auf Deutsch und arbeitete sich durch Selbststudium in das Fach Geschichte ein. Beide Bereiche wurden ihm zur Lebensaufgabe.

Von 1960 bis 1972 war er dann am Oskar-Miller-Gymnasium in München tätig, in den letzten Jahren vor seiner Pensionierung als Studiendirektor der Münchener Schule.

Emeritzy schrieb rund 130 literatur- und kulturgeschichtliche Aufsätze und Studien in Preßburg und nach dem Kriege in Deutschland; dies verband er mit einer umfangreichen Vortragstätigkeit. Besonders ausgeprägt war seine Liebe zum Theater; so inszenierte er eine bemerkenswerte Schülervorstellung in Preßburg über Schillers „Wallensteins Lager“. Auch in Münchberg widmete er sich mit Begeisterung dem Schultheater.

Innerhalb der Organisationen der Karpatendeutschen arbeitete er von Anfang an mit großem Engagement mit. Von 1962 bis 1981, also 20 Jahre lang, war er Schriftleiter des Karpatenjahrbuches; er ließ wichtige Autoren aus dem karpatendeutschen Raum zu Wort kommen und gab diesem Jahrbuch eine prägende Gestalt. Vielfältig waren seine rund 90 Beiträge im Karpatenjahrbuch, die er z.T. auch unter dem Pseudonym Martin Meinhardt schrieb.

Mit besonderer Liebe bearbeitete Emeritzy den Nachlaß seines Zipser Landsmannes Friedrich Lam; er sichtete die große Zahl der Gedichte und traf eine repräsentative Auswahl, die er im Gedichtband „Unvergessene Heimat“ (1966, Stuttgart) herausgab. Im Jahre 1979 gab er zusammen mit Erich Sirchich und unter Mitarbeit vieler Landsleute und der karpatendeutschen Organisationen den attraktiven Bildband „Nordkarpatenland“ heraus, in dem rund 600 alte, unwiederbringliche Bilder und Fotografien aus allen Regionen der Slowakei gesammelt und geordnet sind.

Mitten aus seinem arbeitsreichen Leben verstarb Dr. Aurel Emeritzy am 25. Juni 1982 in München im Alter von 75 Jahren. Es ging ihm in seiner Arbeit immer darum, alle literarischen und kulturgeschichtlichen Werke und Werte aus dem heimatlichen Karpatenraum dem Vergessen zu entreißen und der Nachwelt zu erhalten. Hierfür sind ihm insbesondere seine karpatendeutschen Landsleute für alle Zeit dankbar.

Bild: Privatarchiv des Autors.

Hans Kobialka