Biographie

Erdmann, Eduard

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)
Beruf: Pianist
* 5. März 1896 in Wenden/Livland
† 21. Juni 1958 in Hamburg

Der Pianist und Komponist Eduard Erdmann wurde als Sohn des Rechtsanwalts Georg Erdmann und seiner Ehefrau Wilma, geb. Kiparsky, als jüngster von vier Brüdern am 5. März 1896 in der Kreisstadt Wenden in Livland geboren. Er besuchte in Riga die Privatgymnasien v. Eltz und v. Tideböhl und bestand im Jahre 1914 das Abitur. Nach pianistischer Ausbildung bei Bror Möllersten und Theorieunterricht beim Domorganisten Harald Creutzburg in Riga, zog die Mutter nach dem Tode ihres Mannes (+ 1913) mit ihrem jüngsten Sohn kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach Berlin, wo Eduard Erdmann vom Liszt-Schüler Conrad Ansorge pianistisch gefördert und von Heinz Tiessen in der Komposition ausgebildet wurde. Gerade erst 23 Jahre alt, trat er am 28. März 1919 in Berlin als Pianist vor die Öffentlichkeit. Seitdem haben ihn bis Juni 1958 zahlreiche Konzertreisen in nahezu alle Länder Europas geführt.

Am 30. Juni 1919 heiratete Erdmann die aus Schliepenhof in Livland gebürtige Irene von Willisch, die er schon in den Kindertagen in Wenden gekannt hatte. Zu Beginn der zwanziger Jahre (1923) erwarb er Haus und Garten in Langballigau an der Flensburger Förde. Hier pflegte er zwischen seinen Konzertreisen und in den Ferien zu arbeiten, hier baute er im Lauf der Jahre eine einzigartige Büchersammlung auf, die vier Räume des Hauses füllte. Sie umfaßte vor allem die deutsche Literatur seit dem frühen 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart, vielfach in Erstausgaben. Eduard Erdmann, dessen Leidenschaft der Bibliophilie galt, hat oft betont, wie ungern er Pianist sei, viel lieber hätte er sich der Historie zugewandt. Dennoch gehörte er zu den größten Pianisten seiner Zeit, von internationalem Ruf. Er galt dabei als hervorragender Interpret sowohl klassischer als auch moderner Musik. Darüber hinaus wirkte er von 1925-1935 als Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln, wo er eine Meisterklasse für Klavier leitete, und von 1950-1958 als Professor an der Musik-Hochschule in Hamburg. In dieser Eigenschaft hat er der jüngeren Musikergeneration als großer Pädagoge, der hohe Anforderungen stellte, Entscheidendes geben können. Sein Wunsch, sich im Alter ganz in sein Refugium in Langballigau zurückziehen zu können, blieb unerfüllt; ein Herzleiden beendete durch einen jähen Tod sein Leben.

Eduard Erdmann war nicht nur Pianist, er hat sich auch als Komponist einen Namen gemacht. Er schuf vier Symphonien für großes Orchester, ein Klavierkonzert, ein Konzertstück (Rhapsodie und Rondo) für Klavier und Orchester, ein Rondo für Orchester, „Capricci“, ein kleines Kaleidoskop für Orchester, „Monogramme“ für Orchester, eine kleine Serenade, ein Ständchen für kleines Orchester, ein Streichquartett, eine Sonate für Solovioline, Bagatellen für Klavier, fünf Klavierstücke, einen Foxtrott für Klavier, eine Operette (Klavierauszug) und 17 Lieder nach Texten von Mörike, Geibel, Arno Holz, Nietzsche, Liliencron, Stefan George, Rilke, Otto Julius Bierbaum, Chr. Morgenstern u.a.

Seine ersten Kompositionen schuf Eduard Erdmann bereits als Sechzehnjähriger in Riga, unter ihnen ein lyrisches Stück „An den Frühling“ für Violine und Klavier (1912), sowie eine Reihe von Liedern in den Jahren 1913/1914, die 1921 im Druck erschienen sind. Wenige Tage vor seinem Tode durfte er in Berlin einer vorzüglichen Aufführung seiner Dritten Symphonie beiwohnen. Die Strapazen und Aufregungen, die mit dieser Reise verbunden waren, verschlimmerten jedoch sein Herzleiden und führten letztendlich seinen Tod herbei. Eduard Erdmann wurde im Jahre 1953 durch die Verleihung des Kulturpreises der Stadt Kiel ausgezeichnet.

Lit.: Deutschbaltisches Biographisches Lexikon 1710-1960 (Köln/Wien 1970); Gert Kroeger: Eduard Erdmann zum Gedächtnis (in: Jahrbuch des baltischen Deutschtums 1959, Lüneburg 1958); Heinrich Simbriger: Werkkatalog zeitgenössischer Komponisten aus den deutschen Ostgebieten (1. Ergänzungsband, Künstlergilde e.V. Esslingen 1961); Helmut Scheunchen: Lexikon deutschbaltischer Musik. Herausgegeben von der Georg-Dehio-Gesellschaft. Verlag Harro von Hirschheydt, Wedemark-Elze 2002.

Sinfonia n.1 op.10 (1920): https://www.youtube.com/watch?v=qGj2obdZ3gI

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Erdmann

Erik Thomson