Biographie

Faulhaber, Andreas

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Priester und Märtyer
* 21. Mai 1713 in Glatz
† 30. Dezember 1757 in Glatz

Der hl. Johannes Nepomuk ist nicht nur in seiner böhmischen Heimat, sondern auch in Süddeutschland und Österreich als Märtyrer des Beichtgeheimnisses bekannt. In Mähren wird dafür zusätzlich der hl. Johannes Sarkander verehrt. Weniger bekannt, weil bisher nicht selig- oder heiliggesprochen, ist der Glatzer Kaplan Andreas Faulhaber, den der Preußenkönig Friedrich II. zum Tode am Galgen verurteilen ließ, obwohl er wusste, dass Faulhaber unschuldig war. Dass die Legende und manche Geschichtsbücher in diesem preußischen König, der den Krieg als legitimes Mittel der Politik betrachtete, immer noch „den Großen“ sehen, wurde bei der Feier zu seinem 300. Geburtstag wieder deutlich. Bis zum Sturz der Hohenzollern 1918 konnten sie verhindern, dem Märtyrer Faulhaber Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Erst nach dem Ersten Weltkrieg gingen Katholiken in Glatz daran, einen Seligsprechungsprozess einzuleiten, doch die Vertreibung aller Deutschen aus der Grafschaft nach dem Zweiten Weltkrieg hat diesen Bemühungen ein vorläufiges Ende gebracht. Das Martyrium des Glatzer Priesters wurde jedoch von Professor Georg Siegmund 1969 in den Beiträgen zur schlesischen Kirchengeschichte und 1980 in einer Broschüre, erschienen im Echter-Verlag, gewürdigt.

Andreas Faulhaber wurde am 21. Mai 1713 in Glatz geboren, wo sein Vater in der Böhmischen Straße Hufschmied und Uhrmacher war. Er konnte die Schule und das Jesuiten-Gymnasium seiner Vaterstadt besuchen und in Prag studieren, musste aber 14 Jahre als Hauslehrer arbeiten, ehe er erst 1750 mit 37 Jahren zum Priester geweiht wurde, da es damals genügend Priester gab und der Bischof nicht den „titulum mensae“, die finanzielle Versorgung des Priesters, aufbringen wollte. Für den älteren Bruder von Andreas hatte sein Vater diese Kosten getragen. Als Andreas am 27. September 1750 in Glatz seine Primiz feierte, waren Schlesien und die Grafschaft Glatz, die kirchlich zu Prag gehörte, durch die Raubkriege von König Friedrich II. bereits seit acht Jahren ein Teil Preußens.

Als Kaplan war Andreas Faulhaber in Bad Landeck und Bad Reinerz, dann in Königshain tätig, ehe er nach Glatz kam, wo sein Bruder bereits Seelsorger war. 1757 vertrieb Friedrich II. die Jesuiten aus Glatz und so suchten die Weltpriester die Glatzer Pfarrkirche zu betreuen und das Kolleg der Jesuiten weiterzuführen. Faulhaber lehrte Katechismus in der Volksschule, ihm wurde aber „auch die Professur der lateinischen Schule … von der geistlichen Obrigkeit aufgetragen“. 1753 veröffentlichte er ein Büchlein über den Erzbischof Arnestus (Ernst) von Pardubitz, der aus Glatz stammte und dort auch begraben ist. Dieser war der erste Erzbischof von Prag, als Kaiser Karl IV. 1344 die Erhebung Prags zum Erzbistum erreichte. In echt barocker Manier trägt dieses den langen Titel: „Lebhaft abgeschilderter in der Asche des Altertums anoch unsterblich ruhender Ernestinischer Lebensschatten ehemalig gewesener Pragerischen ersten Ertz-Bischoffens so uns als ein ander Marianischer Wunderspiegel zur göttlichen Tugend-Nachfolge Ernestus veranleitet.“

Die preußische Besetzung der Grafschaft war überaus hart. Eine Pfarrkirche wurde sogar während der Mitternachtsmesse an Weihnachten umstellt und nach dem Gottesdienst wurden alle Männer ins Militär gepresst. So kam es zu vielen Desertionen dieser Neu-Preußen. Der Breslauer Fürstbischof wurde gezwungen, in einem „Hirtenbrief“ den Priestern die Wichtigkeit des Fahneneides ans Herz zu legen und alle beichtenden Soldaten vor dem Desertieren zu warnen. Der König erließ ein Edikt, dass jeder, der einen Deserteur verleitet, „ohne weitläufigen Prozess, ohne Gnade und ohne Zulassung eines Geistlichen neben dem Deserteur aufgehenket“ werde. „Üble Angeberei gegen die Priester blühte … Hartnäckig hielt sich bei den militärischen Vorgesetzten die Meinung, die Fahnenflucht werde von den Geistlichen gefördert.“ Man sah in den Priestern die Hauptmissetäter und suchte nach einem Fall, um ein Exempel zu statuieren. Andreas Faulhaber war damals Festungsgeistlicher und hatte eigens auch „ein Vocabularium von Polnischen und Böhmischen Wörthern zusammengesetzt umb im Fall der Noth die so viele daselbst befindliche Polnische und Böhmische Soldaten Beicht hören zu können.“

Am 5. September 1757 wurde er verhaftet, weil zwei aufgegriffene Fahnenflüchtige behauptet hatten, der Beichtvater hätte ihnen erlaubt, zu desertieren. Die Protokolle der Verhöre der beiden Soldaten sind erhalten. Beide verstrickten sich in Widersprüche, ja nahmen ihre Aussagen zurück. Der Priester musste schweigen, denn er konnte und wollte das Beichtgeheimnis nicht verletzen. Friedrich II. aber wollte ein Exempel statuieren. Der Bruder Faulhabers Augustin hinterließ uns einen Bericht über den Tod seines Bruders Andreas. Unter dem Galgen wurde Andreas noch einmal aufgefordert, er solle entweder sagen, was der Deserteur gebeichtet habe, oder den Galgen wählen. Obwohl man selbst in den Kreisen des Militärs die Hinrichtung als Justizmord sah, blieb die Leiche zwei Jahre und sieben Monate zur Abschreckung am Galgen hängen, ohne dabei gänzlich zu verwesen. Erst als die Österreicher am 26. Juli 1760 für einige Zeit Glatz wiedereroberten, wurde der Leichnam, der noch gut kenntlich war, abgenommen und in der Stadtpfarrkirche beigesetzt.

1929 ließ der Stadtpfarrer und spätere Großdechant Franz Monse den Sarg untersuchen. Im Ostdeutschen Pastoralblatt schrieb er 1931 über „Andreas Faulhaber in Glatz, ein Opfer des Beichtvateramtes“. Die Katholiken aus Glatz, die heute keinen eigenen Visitator mehr haben, beten heute: „Wir bitten Dich, allmächtiger und ewiger Gott, verherrliche Deinen Diener Andreas, der in Ausübung seines geistlichen Berufes freudig zu Deiner Ehre sein Leben hingegeben hat, damit er als Heiliger der umstrittenen Ostgebiete ein leuchtendes Beispiel der Treue zu Dir werde.

Bild: Zeitgenössisches Gemälde, Wikipedia.

Weblink: https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Faulhaber

Rudolf Grulich