Biographie

Federau, Wolfgang

Herkunft: Danzig
Beruf: Schriftsteller
* 8. März 1894 in Danzig
† 18. Mai 1950 in Lübeck

Das vielfältige Werk des leider viel zu früh verstorbenen, zu Unrecht vergessenen und von der deutschen Literaturgeschichte zu wenig beachteten Danziger Dichters und Schriftstellers nahm im Laufe der Jahre einen immer breiteren Raum ein. Seine persönlichen Erlebnisse wie historische Begebenheiten seiner ostdeutschen Heimat vermochte er mit farbkräftigem Ausdruck, festem Gottvertrauen, gedanklichem Tiefgang und allgemeingültigen Folgerungen zu schildern. Die Vielfalt seines Schaffens dokumentieren Gedichte, Erzählungen, Novellen, Romane, Grotesken, Schau- und Hörspiele sowie erfolgreiche Jugendbücher und Biographien. Seine Kindheit und Jugend verlebte der Sohn eines Industriebetriebsmeisters in Danzig und Oliva. Der begabte Schüler des Realgymnasiums St. Johann in Danzig nahm in den Jahren 1912 und 1913 an der Technischen Hochschule in Danzig-Langfuhr das Studium der Mathematik und Physik auf. Doch sein Drang in die Ferne und der Wunsch, seinen Gesichtskreis durch Begegnung mit fernen Ländern und Menschen zu erweitern, ließ ihn sein Studium abbrechen, um als Hauslehrer in ein Pastorat nach Estland zu gehen. Hier entdeckte er seine erzieherischen Fähigkeiten, erlebte das dortige gesellschaftliche Leben und legte den Grundstein für seine kulturkritischen Betrachtungen.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, versuchte Federau vergeblich, in die Heimat zurückzukehren. Er wurde von den Russen verhaftet und mußte mit anderen deutschen Zivilgefangenen vier bittere Jahre in großen Lagern in Archangelsk verleben. Dort lernte er seine spätere Frau kennen: Elisabeth, geborene Anger (+ 1991), aus Lodz. Der Ehe entstammten eine Tochter und ein Sohn. Nach Danzig zurückgekehrt, fand Federau zunächst bei einer Lebensversicherung, dann bei der Gemeindeverwaltung Oliva eine Beschäftigung, von wo er als kenntnisreicher und urteilsfähiger Mitarbeiter, als der er sich erwiesen hatte, in den Dienst des Danziger Polizeipräsidiums übernommen wurde. Hier stieg er schließlich bis zum Polizeirat und Abteilungsleiter auf. Außerdem wurde er Mitarbeiter derDanziger Beamtenleitung und war auch Mitglied der Filmprüfstelle.

Gleichzeitig begann Federau seine schriftstellerische Tätigkeit auf schöngeistigem Gebiet und fühlte sich darin bestätigt, als seine ersten Arbeiten in Danziger Zeitungen veröffentlicht wurden und Beifall fanden. 1923 erschien seine Erzählung Amur und Tamara,1924 folgten das Gedichtbändchen Das Herz und die Erde und die Prosaschrift Danziger Dichter und wir. Jubiläumsbilanz (1930) enthält eine Auswahl mit geistvollem Humor verfaßter Männergeschichten. Der ungerechte Bürgermeister (1938) hat einen historischen Hintergrund. Geliebte Kreatur handelt vom Umgang mit Tieren, und mit feinsinnigen Empfindungen wird in Sybille und ihr Soldat (beide 1940) ein Feldpostbriefwechsel geschildert. Für die Reihe Deutsche Landschaftssagen schrieb er den Band Sagen aus Danzig, Westpreußen und dem Warthegau (1942). Beliebt waren seine Kurzgeschichten in großen Zeitungen, wie der Woche, der Jugend, der Leipziger Illustrierten, Westermanns Monatsheften, dem Simplizissimusund den Ostdeutschen Monatsheften. Anklang fanden auch Federaus Hörspiele. Die Schiffsschraube und die Polizei als Mädchen für alles waren im Sender Königsberg zu hören, Ich und du im Kanu im Sender Breslau. Weitere Hörspiele waren Drei Kreuzer hellblau geschnitten undUns fehlt nur eine Kleinigkeit – nur Zeit. Federaus Ehekommödie Die fixe Idee wurde 1944 mit großem Erfolg im Graudenzer Theater uraufgeführt. Das Kriegsende verhinderte das Erscheinen seines Kriminalromans Die Akte Srotta.

1945 verschlug es Federau und seine Familie nach Lübeck. Solgleich griff er wieder zur Feder, hielt Lesungen in vielen Städten und hegte neue Pläne. Juttas Glück in Afrika schildert die schicksalhafte Reise seiner Tochter nach Südafrika, 1949 erschienen seine Erinnerungsbücher „Versunkene Gärten“ und „Verwehte Spuren“; außerdem schrieb er eine biographische Jugendreihe. Wiederum druckten viele Zeitungen seine Erzählungen ab. Als er mit seinem Buch Dichterprofile, einer Neubearbeitung des Romans von Cooper Der Bravo, und vor allem mit einer dichterischen Aufarbeitung des Vertriebenenschicksals begann, nahm ihm der Tod die Feder aus der Hand. Zu seinem 40. Todestag gab seine Witwe eine Auswahl seiner Gedichte heraus: Du Mensch, Du Zeit, Du Ewigkeit und Te Deum(1990).

Lit: Erich Keyser: Wolfgang Federau, ein Danziger Dichter unserer Zeit. In: Westpreußen-Jahrbuch 1955, Bd. 5. – Altpreußische Biographie, S. 902. – Westpreußen-Jahrbuch 1977, Bd. 27, S. 155. (Alle geben das von Keyser erwähnte irrtümlich falsche Geburtsjahr an.) – Kürschn. Dt. Lit. Kai. Nekrolog 1936 – 70.

Auskünfte: Sohn Bernt Federau, Hamburg.

Bild: Privatphoto.

Weblink: https://forum.danzig.de/showthread.php?5821-Wolfgang-Federau-18-05-1950

Hugo Rasmus