Biographie

Ferenz, Albert

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Bildender Künstler, Restaurator
* 2. Dezember 1907 in Groß-Hoschütz/Oberschlesien
† 16. März 1994 in München

Im vertrauten persönlichen Gespräch lenkte Albert Ferenz oft das Thema auf seine frühe Vergangenheit in Oberschlesien, erzählte er von seiner glücklichen Kindheit in Groß-Hoschütz, wo er am 2. Dezember 1907 als Sohn eines Dachdeckermeisters geboren wurde und die Volksschule besuchte, danach die deutsche Bürgerschule in Troppau. Sein handwerkliches Rüstzeug erwarb er sich ab 1925 in einer Dekorationsmalerlehre (Abschluss mit Diplom „Auszeichnung“). Auch an den Besuch der Kunstgewerbeschule in Breslau bis 1936 erinnerte er sich dankbar. Er restaurierte in der Folge die Fresken der Jesuitenkirche und die profanen Fresken in der Bibliothek des Minoritenklosters zu Troppau, die Barockfresken in seiner Heimatkirche zu Groß-Hoschütz und die Fresken des Palais Waldstein im nordböhmischen Dux. Nebenbei legte er die Sgraffiten im Fürst Liechtensteinschen Schloss Ullersdorf frei. Neben Porträts und Landschaften schuf er in dieser Zeit selbst Fresken, z.B. in den Kirchen zu Schillersdorf/Hultschin sowie Füllstein bei Jägerndorf und für zwei Kirchen in der Slowakei.

Und dann mit einem bitteren Unterton: „1942 wurde ich zur deutschen Wehrmacht eingezogen und Weihnachten 1945 aus der russischen Kriegsgefangenschaft nach Österreich entlassen. In meine Heimat konnte ich nicht wieder zurück. Dort verlor ich außer meinem Elternhaus mein ganzes Vermögen, mein Atelier mit dem gesamten künstlerischen Werk. Lastenausgleich habe ich weder beantragt noch erhalten. Irgendwelche finanzielle Unterstützung wurde mir nicht zuteil.“

Nach kurzer Zeit als Assistent an der Restauratorenanstalt in Graz ging Albert Ferenz an die Kunstakademie in Wien und lebte dort als freier Maler. Im Jahre 1952 übersiedelte er nach München, wo er bis zu seinem Tode am 16.3.1994 als freischaffender Künstler und als Restaurator tätig sein sollte. In der bayerischen Kulturszene nahm er bald eine herausragende Rolle ein. Seine Werke zeigte er in Einzelausstellungen, und alljährlich nahm er an der Großen Kunstausstellung im Münchener Haus der Kunst teil, deren Jurymitglied er war, ferner an Ausstellungen des Kunstvereins, der Künstlergilde, die die ostdeutschen Kunstschaffenden vertritt, sowie des Berufsverbandes bildender Künstler. In Deutschland stellte er in Dresden, Bamberg, Augsburg, Esslingen, Leverkusen, Berlin u.a. aus. Hervorgehoben seien seine Ausstellungen im Regensburger Museum Ostdeutsche Galerie, im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen-Hösel (Kunst in Schlesien – Künstler aus Schlesien), im Kölner Gürzenich („Künstler aus Oberschlesien“) sowie die AusstellungAlbert Ferenz – Maler und Graphiker im Haus des Deutschen Ostens in Düsseldorf, dem heutigen Gerhart-Hauptmann-Haus, anlässlich der Verleihung des Oberschlesischen Kunstpreises an den Künstler.

Außer diesem Preis erhielt er noch folgende Auszeichnungen: Sudetendeutscher Kulturpreis,Seerosenpreis für Bildende Kunst der Stadt München, Schwabinger Kunstpreis für Malerei und Grafik sowie die GoldmedailleItalia 2000 beim Wettbewerb in Neapel und den Preis für die Förderung der Porträtkunst der Bayerischen Akademie der Künste. Bis nach Südamerika ging sein Ruhm, wo er mit seiner Ausstellung große Anerkennung fand.

Eines Tages erhielt Albert Ferenz ein Gemälde, das ein böhmischer Baumeister, der in Troppau beschäftigt war, aus den Trümmern des Hauses der Familie Ferenz gerettet hatte. Große Überraschung und Freude des Künstlers: Es ist das Porträt der Mutter (1940), das einzige Erinnerungsstück aus seinem Frühwerk, in einem soliden Realismus und einer tonigen Palette gemalt. In den folgenden Jahren änderte sich der Stil des Malers sichtlich. Der Farbauftrag wird freier, die Farbskala heller, bunter, als hätte der Impressionismus Pate gestanden. Bisweilen entstehen geometrisch konzipierte Kompositionen in Ölfarbe, während die Aquarelle dem Wesen der Wasserfarbe entprechend transparenter und malerischer erscheinen. Vier Jahre nach der Geburt des Albert Ferenz entstand das erste sogenannte abstrakte Bild des Wassily Kandinsky. Der ostschlesische Künstler ist also Zeitgenosse einer neuen revolutionären Kunstbewegung. Er konnte sich weder mit diesem abstrakten Stil anfreunden, noch mit dem später eintretenden Tachismus, der die westdeutschen Galerien überflutete, oder dem Sozialistischen Realismus der DDR. Ferenz ließ sich von der Natur anregen, die er jedoch nicht fotografisch kopierte, sondern in Kunstwerk umsetzte. Dabei spielt die technische Perfektion eine wichtige Rolle.

So wie das verwendete Material des Künstlers mannigfaltig ist (Ölfarbe, Aquarell, Zeichnung, Lithografie, Siebdruck, Sgraffito, Fresko, Glasmalerei), ist auch der thematische Bogen weit gespannt: von der freien Landschaft und dem Architekturbild bis zur figuralen Komposition. Das Porträt nimmt einen wichtigen Platz ein und hat dem Maler zahlreiche Aufträge von Persönlichkeiten aus Politik und Kultur eingebracht.

Anlässlich seiner Ausstellung in der Ostdeutschen Galerie Regensburg 1977 äußerte er sich wie folgt: „Ich arrangierte mehrere Kollektivausstellungen. Dabei wurden von Museen, Stadtgemeinden und Privatsammlungen Bilder erworben, u.a. vom Kaiser-Friedrich-Museum der Bildenden Kunst in Breslau, vom Stadtmuseum in Ratibor, von den Landesmuseen in Troppau und in Reichenberg, von den Stadtgemeinden in Wien, Prag, Berlin, Liegnitz u.a.“

Albert Ferenz war ein starke und vielseitige Persönlichkeit, der künstlerisch seinen eigenen Weg ging. Seine Heimat nie vergessend setzte er sich für seine Kollegen gerne ein und baute Brücken zwischen West und Ost.

Bild: Privatarchiv des Autors.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Ferenz

Günther Ott