Biographie

Ferenz, Albert

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Bildender Künstler, Restaurator
* 2. Dezember 1907 in Groß-Hoschütz/Oberschlesien
† 16. März 1994 in München

Der im Hultschiner Ländchen geborene Künstler, einziges Kind eines Dachdeckermeisters, ist in seinem Wesen und Werk geprägt von preußischer Strenge und österreichischer Heiterkeit. Nachdem das Hultschiner Ländchen 1920 in die Tschechoslowakei eingegliedert wurde, besuchte Ferenz in Troppau die deutsche Bürgerschule und erlernte dort das Dekorationsmalerhandwerk, in dem er die Gesellenprüfung mit ausgezeichnetem Ergebnis ablegte. Seine künstlerische Begabung führte dazu, daß er 1930 das Studium an der Kunstgewerbeschule in Breslau aufnahm. Seine Lehrer waren die Professoren Gebhard Uttinger und Ludwig Peter Kowalski. 1931 setzte er seine Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien fort und schloß sie 1936 mit dem Titel „Akademischer Maler“ ab. Seine Wiener Lehrer waren die Professoren Hans Larwin (allgemeine Malerei) und Robert Eigenberger (Restaurierung).

Nach dem Studium lebte Ferenz als freischaffender Maler in Troppau. Seine gediegenen Kenntnisse als Restaurator verschafften ihm bald verantwortungsvolle Aufträge. In den Jahren 1936-1942 restaurierte er die wertvollen Fresken in der Troppauer Jesuitenkirche, die profanen Fresken von Josef Matthias Lassler in der Bibliothek des Minoritenklosters in Troppau, die barocken Fresken von Franz Anton Sebastini in der Groß Hoschützer Pfarrkirche und die von Wenzel Lorenz Rainer im Palais Waldstein zu Dux. Außerdem legte er die Sgraffiti im Fürst Liechtensteinschen Schloß zu Ullersdorf frei und schuf selbst mehrere Kirchenfresken in Schillersdorf, Füllnstein und anderen Orten.

1942 zur deutschen Wehrmacht einberufen, geriet Ferenz in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1945 nach Österreich entlassen wurde. Da dem Künstler die Rückkehr in die Heimat versagt war, arbeitete er zunächst als Assistent an der Landesrestaurieranstalt in Graz, bis er 1948 nach Wien übersiedelte. Hier erhielt er ehrenvolle Freskoaufträge. So durfte er großflächige Fresken im Altarraum der Friedenskirche im X. Bezirk und der Taborkirche im II. Bezirk gestalten. Während der Wiener Zeit entwickelte sich Ferenz zum Meister in der Porträtkunst. Damals entstanden Bildnisse namhafter Persönlichkeiten, u.a. des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Leopold Figl, der Minister Puchinger und Reitter, des Preßburger Bischofs Dr. Cmetko, des Grazer Domkapellmeisters Prof. Dr. Anton Lippe, des Kammersängers Constantin von Coreji von der Budapester Staatsoper, des Grazer Dichters Casseckert und des Kunsthistorikers Prof. Dr. E.W. Braun. 1952 verlegte Ferenz seinen Wohnsitz nach München, wo er sich als freischaffender Künstler und Restaurator bald großes Ansehen erwarb. Regelmäßig beteiligt er sich dort seit 1953 an der „Großen Kunstausstellung“ im Haus der Kunst und wirkte jahrzehntelang in deren Jury mit. 1959 war er maßgeblich an der Gründung der Künstlervereinigung „Die Unabhängigen“ beteiligt. Außerdem gehört er dem 1950 entstandenen Künstlerkreis „Seerose“ an. Unter dem Eindruck zahlreicher Studienreisen in den Süden verlagerte sich der Schwerpunkt des Schaffens auf die Darstellung von Landschaften. Dennoch entstanden daneben Bildnisse bekannter Zeitgenossen, z.B. des Münchener Bildhauers Lothar Dietz, des Dirigenten Prof. Karl Böhm, des Komponisten Dr. Heinrich Simbriger, des Regensburger Museumsdirektors Dr. Walter Boll und des Parlamentariers Dr. Herbert Czaja.

Ferenz ist ein vielseitiger Künstler sowohl hinsichtlich der Technik und des Materials (Aquarell, Fresko, Glasmalerei, Holzschnitt, Lithographie, Ölfarbe, Sgraffito, Siebdruck) als auch der Themen (Landschaften, Porträts, Stilleben, figurale Kompositionen). Bilder von Ferenz waren und sind auf vielen bedeutenden Ausstellungen in der Bundesrepublik Deutschland, in Europa und Übersee zu sehen. Seine Gemälde und Grafiken befinden sich in staatlichem, kommunalem und privatem Besitz. Der Überblick über eine nahezu 50jährige künstlerische Tätigkeit zeigt, daß Ferenz ein nach Umfang und Bedeutung beachtliches Œuvre geschaffen hat. Leider umfaßt es nicht mehr seine bis 1942 entstandenen Arbeiten, etwa 300 Gemälde und ungefähr 2000 Blätter Grafik, die der Künstler mit dem Verlust der Heimat und seines Troppauer Ateliers eingebüßt hat, ausgenommen ein altmeisterlich gemaltes Porträt seiner Mutter (1940). Die Preise, die Ferenz zuerkannt wurden, sind Ausdruck der Wertschätzung seines künstlerischen Schaffens: 1964 erhielt er den Förderpreis für Malerei des Sudetendeutschen Kulturpreises. Im selben Jahr wurde ihm von der Bayerischen Akademie der Schöner Künste in einem Porträtwettbewerb ein Preis zuerkannt. 1971 wurde das Bildnis „Lothar Dietz“ beim internationalen Wettbewerb „Italia 2000“ in Neapel mit der Großen Goldmedaille ausgezeichnet. Im Juni 1980 ehrte ihn die Landeshauptstadt München mit dem Seerosenpreis für bildende Kunst, und im November des gleichen Jahres erhielt Ferenz den Hauptpreis des Oberschlesischen Kulturpreises des Landes Nordrhein-Westfalen.

Lit.: Ausstellungskatalog „Albert Ferenz“, Ostdeutsche Galerie Regensburg 1978 Günter Ott, „Künstlerprofile I“, S. 67-69, Düsseldorf 1980; Monographien de Künstlergilde, Bd. 20, München 1981.