Biographie

Foller, Carl Ernst von

Herkunft: Ostpreußen, Posener Land
Beruf: Regierungsbeamter, Kommunalpolitiker
* 5. Februar 1821 in Berlin
† 29. März 1912 in Weisbaden

Der Weg der Familie v. Foller von Ostpreußen ins Posener Land war ein weiter, wie das bei soldatischen Familien eher die Regel ist. Ernst war der Sohn des späteren Generalmajors Albert v. Foller (1789-1868). Der Vater stammte aus Bonslack (Loso­woje) im Kreis Wehlau (heute Snamensk im Oblast Kaliningrad) in Ostpreußen, wo sein Vater Gutsherr war.

1803 trat er als Gefreitenkorporal in das Füsilierbataillon „von Oswald“ der 2. Warschauer Füsilierbrigade der Preußischen Armee ein. Die damaligen Kriege, die infolge der Großen Französischen Revolution Europa heimsuchten, leiteten auch seine berufliche Laufbahn. Er nahm an den Koalitionskriegen bis zu den Befreiungskriegen teil und stieg bis zum Hauptmann und Kompaniechef auf. Auch nach dem Abbau des Militärs nach Kriegsende konnte er in der Preußischen Armee bleiben. Seit 1829 war er Major im 7. Grenadier-Regiment im niederschlesischen Glo­gau (Głogów). Seit 1833 dann Direktor der Vereinigten Divisions­schulen des V. Armee-Korps in Posen. Die weitere Laufbahn führte ihn über schlesische Landwehr-Bataillons zurück nach Glogau, wo er 1843 zweiter Kommandant der Festung Glogau wurde. Ende 1848 wurde Foller mit dem Charakter eines Generalmajors zur Disposition gestellt und mit einer Pension ver­sehen. Er lebte damals in Bromberg (Bydgoszcz), wo er am 1.12.1868 starb.

Albert v. Foller war seit dem 30.3.1819 mit Karoline Matzdorff (1796-1856) verheiratet. Die Familie lebte damals in Berlin. Hier kam am 5.2.1821 der Sohn Karl Wilhelm Theodor Ernst v. Foller zur Welt. Zwei weitere, erwachsen gewordene, Geschwister folgten: Antoinette Eleonore Karoline Dorothea (*1826) und der spätere Sanitätsrat Dr. med. August Theodor Ferdinand Johannes v. Foller (* 1834).

Ernsts frühes Leben ist nicht bekannt. Er besuchte das Gymnasium und studierte nach dem Abitur Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin, wo er auch promovierte. Anschließend trat er in den preußischen Verwaltungs- und Gerichtsdienst. 1840 wurde er Auskulator am Berliner Stadtgericht. Zwei Jahre später (1842) wechselte er als Referendar an das Oberlandesgericht in Glogau.

Nachdem er 1845 sein drittes juristisches Examen abgelegt hatte, wechselte er in den Verwaltungsdienst und wurde Regierungsassessor in der Domänenabteilung der königlichen Regierung in Frankfurt an der Oder. Im Jahr darauf heiratete er Marie Felß (1818-1881). Für ihr soziales Engagement erhielt sie den höchsten preußischen Orden für Frauen, den Louisenorden.

1846 ging er als Sonderkommissar nach Friedeberg i.d. Neumark (Strzelce Krajeńskie). 1850 kehrte er dann nach Frankfurt zurück. Zum Regierungsrat befördert ging er 1855 kommissarisch zur Königlichen Generalkommission nach Posen.

Im Jahr 1856 trat er bei den Bürgermeisterwahlen in Bromberg an. Mit knapper Mehrheit (18 von 35 Stimmen) konnte er sich gegen den Amtsinhaber Friedrich Heyne (1813-1856) bei den Wahlen am 28.3.1856 durchsetzen. Am 5.5.1857 übernahm er das auf zwölf Jahre gewählte Amt des Ersten Bürgermeisters von Bromberg. Da er Regierungsbeamter war, bedurfte er der Genehmigung seitens der Regierung in Bromberg dafür, die er am 28.3.1857 erhielt.

Seine Hauptaktivitäten legte er auf die Stadtmodernisierung und ihre wirtschaftliche Entwicklung. Überall in Preußen entwickelten sich Zentren der Industrialisierung. Sein Ziel war es daher, Handwerker nach Bromberg zu holen. Die Infrastruktur hierfür war der Wohnungsbau. Als Zentren boten sich die Wasserstraßen der Stadt an, an der Weichsel, Brahe und dem Bromberger Kanal. Der zweite wichtige Handelsweg war die damals neue Eisenbahn der Preußischen Ostbahn, die Berlin über Bromberg mit Königsberg verband.

Als wichtigste Leistung Follers ist die Gründung des städtischen Gaswerks zu sehen, das am 1.10.1860 in Betrieb genommen wurde. Rasch wuchs die Zahl der angeschlossenen Haushalte und das Netz wurde dann um ein Netz von Gasstraßenlampen erweitert.

Auch die Haussicherheit stand im 19. Jahrhundert im Mittelpunkt preußischer Politik. Foller regte 1864 die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr an und fungierte als ihr Schirmherr.

Auch im Städtischen Verschönerungsverein, die es in vielen großen Städten gab, war er als Vorsitzender aktiv. Der Verein ließ viele Grünflächen und Parks anlegen, so daß sich der Lebenswert in Bromberg steigerte.

Politisch war Foller Anhänger der im Posener Land starken Deutschnationalen und liberalen Partei. Bei der Renovierung des Alten Marktes ließ er am 21.10.1861 den Grundstein für König Friedrich II. legen. Bei dieser Gelegenheit weilte König Wilhelm I. in der Stadt und verlieh Foller den Titel eines Oberbürgermeisters. Als Zeichen seiner neuen Amtswürde trug Foller seither bei offiziellen Anlässen stets eine goldene Kette.

Trotz seiner großen Erfolge verlor Foller bei der nächsten Wahl 1869 ganz knapp sein Amt an den aus Danzig stammenden Notar Reinhold Boie (1831-1907), aus dessen Amtszeit es keine nennenswerten Neuerungen zu erwähnen gibt.

Mit seinen Aktivitäten schuf sich Foller in Bromberg einen dauerhaften Namen, der durch eine Foller-Stiftung einen weiteren Nachhall erfuhr. 42 Bürger der Stadt hatten ein Stiftungskapital von 500 Talern gesammelt und schufen damit eine Stiftung für hilfsbedürftige Schüler der städtischen Realschule in Bromberg. Auch eine Straße wurde nach ihm benannt, die natürlich nach 1920 umbenannt wurde.

Für Foller selbst blieb Bromberg nicht nachhaltig, denn er kehrte in die Verwaltung zurück und wurde Regierungsdezernent der Domänenabteilung in Wiesbaden, zudem Mitglied des Präsidiums. Zum 1.10.1901 wurde Carl v. Foller mit dem Titel eines Geheimen Regierungsrats pensioniert. Er verblieb bis zu seinem Tode in Wiesbaden.

Lit.: Joachim Heinrich Balde, Beiträge zu einem Biographischen Lexikon der Deutschen aus dem Raum der Provinz Posen, Herne 2003. – Janusz Kutty (Red.), Bydgoski słownik biograficzny, praca zbiorowa pod red. Janusza Kutty (wydano z okazji 650-lecia Bydgoszczy). Bydgoszcz: Kujawsko-Pomorskie Tow. Kulturalne, 1995 ff., geplant in 7 Bänden, ISBN 83-85327-26-6. Bd. 1, 1994, S. 60-62. – Martin Sprungala, Biographisches Lexikon der Provinz Südpreußen und Posen 1793-1920. 2 Bd., 1.240 S., hrsg. Landsmannschaft Weichsel-Warthe, Berlin/ Bonn, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-9822782-1-6 und 978-3-9822782-2-3.

Bild: Rathaus Bromberg.

Martin Sprungala