Biographie

Friedlaender-Fuld, Fritz von

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Unternehmer
* 30. August 1858 in Gleiwitz/Oberschlesien
† 16. Juli 1917 in Lanke bei Bernau

Der Vater des am 30. August 1858 in Gleiwitz in Oberschlesien geborenen Fritz von Friedlaender-Fuld, der jüdische Kaufmann Emanuel Friedlaender, hatte in den 50er Jahren, als die oberschlesischen Steinkohlegruben nach Eröffnung der Oberschlesischen Eisenbahn und der österreichischen Kaiser-Ferdinands-Nordbahn zum Bahnverband und zum Kohleexport übergingen, die erste Kohlengroßhandlung in Oberschlesien gegründet.

Bereits mit siebzehn Jahren trat der Sohn in das väterliche Geschäft ein. 1880, in der schweren Krise, die das deutsche Wirtschaftsleben nach den Gründerjahren durchmachte, starb der Vater und hinterließ dem erst 22-Jährigen das schwer belastete Unternehmen. Friedlaender gelang es, durch Übergang vom Eigen- zum Kommissionsgeschäft in einigen Jahren die übernommenen Verpflichtungen abzutragen und Pläne zu verwirklichen, die schon seinem Vater vorgeschwebt hatten: die Einführung der Koksindustrie mit Gewinnung der Nebenprodukte in Oberschlesien und die Schaffung einer eigenen großen Kohlenproduktion.

Auf dem Gelände der Königin-Luise-Grube in Zabrze (später Hindenburg) entstanden an den Schächten Poremba und Skalley die ersten modernen Koksereien, die neben Koks auch Ammoniak und Benzol produzierten. Darüber hinaus baute er mehrere Kohlengruben im Rybniker Steinkohlenrevier sowie Anlagen der chemischen Industrie in Oberschlesien. Friedlaender gründete mit Partnern die Oberschlesischen Kokswerke und die Chemische Fabriken AG, die er an die Börse brachte. Er gilt als Begründer der Braunkohlen- und Brikettindustrie in der Niederlausitz. In der Liste der Vermögenden in Preußen kam Friedlaender gleich nach dem Kaiser. Auf 46 Millionen Mark schätzten Zeitgenossen seinen Besitz.

Friedlaender war verheiratet mit Milly Fuld. Seine Tochter Marie-Anna (1892-1973), eine Briefpartnerin des Dichters Rainer Maria Rilke (1875-1926), war in erster Ehe mit dem englischen Adligen John Mitford (aus dem Haus der Barone Redesdale) verheiratet, in zweiter Ehe mit dem Diplomaten und letzten Außenminister des deutschen Kaiserreichs Richard von Kühlmann (1873-1948) und schließlich in dritter Ehe Rudolph von Goldschmidt-Rothschild (1881-1962), den zweiten Sohn des Frankfurter Bankiers Maximilian Freiherr von Goldschmidt-Rothschild (1843-1940).

Friedlaender konvertierte zum Protestantismus. Er wurde am 27. Februar 1906 mit Diplom vom 7. Februar 1910 als königlich preußischer Geheimer Kommerzienrat und Fideikommissherr auf Gut Groß-Gorschütz im oberschlesischen Landkreis Ratibor in den preußischen Adelsstand erhoben mit Namensführungvon Friedlaender-Fuld (nach seiner Ehefrau). Er war Mitglied zahlreicher Aufsichtsräte, unter anderen der Deutschen Bank (um 1912-1915), war Mitglied im Zentralausschuss Reichsbank und niederländischer Generalkonsul. Außerdem gehörte er in den Jahren 1916 bis 1918 dem Preußischen Herrenhaus an – eines der ersten Mitglieder jüdischer Abstammung.

In Berlin besaß von Friedlaender-Fuld unter anderem ein Palais am Pariser Platz. Er ließ zudem in der von ihm gepachteten, zu den Gräflich Redernschen Besitzungen gehörenden Herrschaft Lanke neue Gebäude errichten. Als die Herrschaft Lanke 1914 an die Stadt Berlin gelangte, blieb von Friedländer-Fuld dort weiterhin Pächter. Er verzichtete auf sein Vorkaufsrecht, ließ sich aber vom Magistrat der Stadt Berlin das Wohnrecht und das Pachtverhältnis garantieren. Schloss Lanke bewohnte er bis zu seinem Tod am 16. Juli 1917.

Die Familie des Fritz von Friedlaender-Fuld, der sich nicht zuletzt als Begründer der oberschlesischen Koksindustrie in Zabrze/Hindenburg hohe Verdienste erworben hatte, sollte sich wegen drohender Anfeindungen 1932 genötigt sehen, Deutschland zu verlassen.

Bild: https://www.beatricevierneisel.de

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_von_Friedlaender-Fuld

Michael Ferber