Biographie

Fronius, Franz Friedrich

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Botaniker, Volkskundler
* 9. Januar 1829 in Nadesch, Schäßburg/Siebenbürgen
† 14. Februar 1886 in Agnetheln/Siebenbürgen

Zu den verdienstvollen und von ihren Mitmenschen hochgeschätzten Persönlichkeiten Siebenbürgens des 19. Jahrhunderts gehört auch der Botaniker und Volkskundler Franz Friedrich Fronius. Mit einer ungewöhnlichen Beobachtungsgabe ausgestattet, gelang es ihm, sich nicht nur von der reichhaltigen heimischen Pflanzenwelt umfassende Kenntnisse zu erwerben und darüber eine Reihe von Arbeiten zu veröffentlichen, sondern sich auch meisterhaft in das Volksleben und die Seele der ihm als Lehrer und Pfarrer anvertrauten Gemeindeglieder zu vertiefen, ihre Sitten und Gebräuche zu erforschen. Verdienstvoll war sein Wirken auch im Rahmen mehrerer wissenschaftlicher und wirtschaftlich ausgerichteter Vereine Siebenbürgens.

Franz Friedrich Fronius wurde am 9.1.1829 als Sohn des Pfarrers Johann Georg Fronius in Nadesch geboren. Seine schulische Ausbildung begann er in der Volksschule seines Geburtsortes und besuchte von 1838-1847 das Schäßburger Gymnasium. Danach bezog er im Herbst 1847 die Universität Leipzig, wo er sich durch seine theologischen, philologischen und naturwissenschaftlichen Studien auf seinen künftigen Beruf als Lehrer und Pfarrer vorbereite Im November 1849 kehrte er in seine Heimat zurück, war zunächst als Hauslehrer in Hermannstadt tätig, wurde aber schon sechs Monaten als Lehrer an das Schäßburger Gymnasium berufen. Hier hat er im Zuge der Neuorganisierung des Gymnasiums über acht Jahre vor allem Naturwissenschaften unterrichtet. In seiner Freizeit widmete er sich vorrangig botanischen Studien und unternahm – zur Erweiterung seiner pflanzlichen Kenntnisse Bereicherung seiner Pflanzensammlung – wiederholte Male Exkursionen mit M. Fuss,E. A. Bielz und L. Reissenberger in die Ost- und Südkarpaten Siebenbürgens.

Den Aufruf des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften in Hermannstadt folgend, begann auch Fronius naturwissenschaftliche Beobachtungen in Schäßburg und seiner Umgebung durchzuführen. Diesbezügliche Ergebnisse hat er in seiner Arbeit „Beobachtungen während des Jahres 1855 über periodische Erscheinungen im Tier- und Pflanzenreiche aus der Umgebung von Schäßburg“ in den Verhandlungen und Mitteilungen des oben genannten Vereins 1857 mitgeteilt. Diese Beobachtungen hat er 1857 und 1858 fortgesetzt. Ebenfalls in den Verhandlungen und Mitteilungen, aber auch im Archiv für Siebenbürgische Landeskunde hat Fronius ausführlicher über seine botanischen Exkursionen in verschiedene Teile Siebenbürgens berichtet. Als Synthese seiner botanischen Untersuchungen erschien 1858 im Schäßburger Gymnasialprogramm sein botanisches Hauptwerk, die „Flora von Schäßburg. Ein Beitrag zur Flora von Siebenbürgen“, in dem er nicht nur die wildwachsenden Pflanzenarten dieses Gebietes, sondern auch die Kulturpflanzen aufzählt und kurz beschreibt. Auch Angaben über die Lage, die geologischen und klimatischen Verhältnisse von Schäßburg sind hier enthalten. Wertvoll sind für uns heute auch zahlreichen siebenbürgisch-sächsischen Pflanzennamen, die Fronius hier anführt.l

In einer weiteren Arbeit, die 1873 im Archiv für Siebenbürgische Landeskunde  erschienen ist, würdigt er die ungewöhnliche Leistung des Schäßburger Arztes und Botanikers Johann Christian Baumgarten (1765-1843), des Verfassers der 1816 in erschienenen ersten Flora von Siebenbürgen. Einen guten Überblick über die Flora dieses Landes vermittelt schließlich sein Beitrag „Zur Charakteristik der siebenbürgischen Karpathenflora“, erschienen 1881 im 1. Jahrbuch des Siebenbürgischen Karpatenvereins.

In Arkeden, wo Fronius seit dem Frühjahr 1859 als Pfarrer wirkte, erhielt er tieferen Einblick in das Leben der Landbevölkerung dieses Ortes sowie in deren Sitten und Bräuche. Seine diesbezüglichen Erkenntnisse und Erfahrungen zu Themen wie „Das sächsische Bauernhaus und seine Bewohner“, „Kinderlust und Kinderleben unter sächsischen Bauern“, „Die Bruderschaft“, „Die Nachbarschaft“, „Eine sächsische Bauernhochzeit im Haferland“, „Sächsisches Bauernleben daheim und im Feld“, „Tod und Begräbnis bei sächsischen Bauern“ u.a. veröffentlichte er zunächst im Kalender „Sächsischer Hausfreund“. Später erschienen sie geschlossen in dem Band „Bilder aus dem sächsischen Bauernleben in Siebenbürgen, ein Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte“ (Wien 1879, 294 S.). In Arkeden verfaßte er auch seine „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der evangelisch-sächsischen Gemeinde Arkeden“ (1866).

1868 wurde Fronius als Pfarrer nach Agnetheln gewählt und setzte nun hier seine fruchtbare Tätigkeit fort. Zunächst führte er den von G. D. Teutsch begonnenen Schulbau zu Ende, rüstete die Schule mit besten Lehrmitteln aus und erwirkte, daß eine der von der sächsischen Nationsuniversität errichteten Gewerbeschulen nach Agnetheln verlegt wurde. Schließlich legte Fronius hier den damals schönsten Schulgarten Siebenbürgens an, wobei ihm seine botanischen und gartenbaulichen Kenntnisse und Erfahrungen wertvolle Dienste leisteten. Seine außergewöhnlichen Verdienste für die Agnethler Schule würdigend, setzten ihm die Bürger dieser Stadt, auf Anregung des Lehrerkollegiums, einen Gedenkstein in diesen Schulgarten.

Fronius war Mitglied des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften, Ausschußmitglied des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde und des siebenbürgisch-sächsischen Landwirtschaftsvereins und unterhielt rege Beziehungen zu der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien sowie zu mehreren in- und ausländischen Botanikern. – Er war längere Zeit Dechant des Schenker Kapitels, wiederholte Male Abgeordneter der Landeskirchenversammlung, Vertreter des Schenker Stuhls im Konflux ( = Ordentliche Sitzung) der sächsischen Nationsuniversität (1874) und im gleichen Jahr Abgeordneter des siebenbürgischen Gustav-Adolf-Vereins bei der Hauptversammlung in Stuttgart.

Fronius starb am 14.2.1886 im Alter von 57 Jahren an einem schweren Nierenleiden. – Wenn auch ein Teil seiner Verdienste heute in Vergessenheit geraten ist, so halten doch seine botanischen und volkskundlichen Arbeiten sein Andenken an ihn in uns wach.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Friedrich_Fronius

Hans Heltmann