Biographie

Galinski, Heinz

Herkunft: Westpreußen
Beruf: Vorsitzender zahlreicher jüdischer Institutionen in der Bundesrepublik
* 28. November 1912 in Marienburg/Westpr.
† 19. Juli 1992 in Berlin

Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in seiner Heimatstadt erlernte Heinz Galinski den Beruf des Textilkaufmanns, den er in den folgenden Jahren ausübte.

Im Jahre 1938, also bereits unter den Zeichen der sich vorbereitenden Katastrophe, heiratete er zum ersten Mal. Zum Zeitpunkt de Eheschließung, die im Dezember stattfand, lag das November-Pogrom, die sog. „Reichskristallnacht“, schon einen Monat zurück. Aber noch konnte man nicht mit den vollen Ausmaßen der Katastrophe rechnen. Diese aber brach schon bald in das Leben des jungen Paares ein: Galinski wurde zur Zwangsarbeit in Berlin eingesetzt; er arbeitete bei der Firma Siemens und im Tiefbau. Im Februar 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert; seine Ehefrau und seine Mutter wurden dort ermordet. Der Vater war unmittelbar vor der Deportation in der im Jüdischen Krankenhaus Berlin eingerichteten Polizeistation gestorben. Im Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz mußte Galinski wiederum Zwangsaibeit leisten, und zwar in der Buna-Erzeugung. Er wurde später ins Konzentrationslager Dora-Nordhausen verlegt, dann ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Im April 1945 wurde er dort von britischen Truppen befreit. Er erwies sich als der einzige Überlebende seiner Familie.

Im Sommer 1945 kehrte Galinski nach Berlin zurück. Dort wurde er stellvertretender Leiter der Abteilung „Nürnberger Prozesse“ im Hauptausschuß „Opfer des Faschismus“ beim Magistrat von Groß-Berlin.

Im Jahre 1947 heiratete Galinski zum zweiten Male. Seit 1. April 1949 ist Heinz Galinski Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Er ist außerdem Vorsitzender der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Vorsitzender des Komitees der Kinder- und Jugend-Alijah in der Bundesrepublik, Mitglied des Direktoriums der Zionistischen Organisation in Deutschland, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung „Deutsches Hilfswerk“, Mitglied des Rundfunkrates der Deutschen Welle.

Neben diesen vielen Verpflichtungen gibt Heinz Galinski einen eigenen Informationsdienst der Jüdischen Gemeinde Berlin heraus. Eine seiner wesentlichsten Aufgaben sieht er aber darin, ein wachsames Auge auf die Vorgänge der Zeitgeschichte gerichtet zu halten, insbesondere auf solche Phänomene, in denen Antisemitismus, neuer Faschismus und Antidemokratisches sich ausdrücken. Galinski weiß, daß es der Wachsamkeit bedarf, um die noch junge und nicht historisch gewachsene, sondern nach 1945 eingeführte Demokratie zu schützen und stärker werden zu lassen. Manche nehmen ihm sein unerschrockenes Auftreten, seine Ermahnungen, seine Kritik übel. Man sollte allerdings verstehen, daß er – indem er von seiner Warte aus, also als ehemals Verfolgter des nationalsozialistischen Staates, die zeitgenössischen Vorgänge kritisch betrachtet und wägt – für Grundsätze von Demokratie und Pluralismus eintritt, die allen eine freie Existenz ohne menschenverachtende Knechtschaft gewährleisten sollen.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Galinski

 Michael J. Wieseler