Biographie

Gassner, Karl Robert

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Pfarrlehrer, Pädagoge
* 25. April 1910 in Groß-Schogen/Siebenbürgen
† 15. September 1990

Robert Gassner entstammt einer Familie evangelischer Pfarrer und Lehrer. Aus finanziellen Gründen muß er auf eine akademische Ausbildung verzichten und besucht das Evang. Theolog.-Pädag. Seminar zu Hermannstadt. Ab 1928 bewährt er sich in Petersdorf bei Bistritz, um 1932 die einklassige Volksschule in Deutsch-Budak zu übernehmen. Nachdem er 1935 die theologische Prüfung abgelegt hat, wählt ihn diese Gemeinde gleichzeitig zu ihrem Pfarrer. Nordsiebenbürgen wird am 30. August 1940 durch den 2. Wiener Schiedsspruch der Achsenmächte Ungarn zugesprochen, während Südsiebenbürgen bei Rumänien verbleibt. Der junge, aktive und begabte Pfarrlehrer wird zunehmend mit übergemeindlichen Aufgaben betraut und bald zum Gebietsleiter für Nordsiebenbürgen im „Volksbund der Deutschen in Ungarn“ ernannt. Um seinen Aufgaben besser nachkommen zu können, übernimmt er 1941 die Lehrerstelle für allgemeinbildende Fächer an der deutschen Ackerbauschule im Vorort Bistritz.

Im Frühjahr 1944 erreichen die Wagentrecks der Deutschen aus Transnistrien Nordsiebenbürgen. Die Ostfront nähert sich den Karpaten. Robert Gassner erkennt die sich abzeichnende Gefahr eines Durchbruchs der Sowjets durch den Karpatenwall und bespricht in einem engen Kreis die erforderlichen Maßnahmen. Gegen den Willen der Budapester Volksgruppenführung, die solche Gedanken als Defaitismus ansieht, läßt er genaue Evakuierungspläne ausarbeiten. Wenige Monate später tritt als Folge des Frontwechsels Rumäniens nach dem 23. August 1944 der befürchtete Fall ein. General Arthur Phleps, ein Siebenbürger Sachse, ordnet am 8. September 1944 als kommandierender General die Evakuierung der Deutschen Nordsiebenbürgens an. Die für jede Gemeinde ausgearbeiteten Evakuierungsrichtlinien und Marschrouten bringen jetzt wertvollen Zeitgewinn und verhindern eine Panik.

Am 9.-19. September 1944 brechen die Pferdetrecks der einzelnen Gemeinden nach Westen auf. Sie erreichen Mitte November bei Schneetreiben ihre Bestimmungsorte in Nieder-und Oberösterreich. Als die Front auch in Ungarn zusammenbricht, versucht Gassner mit seinen Mitarbeitern, die Trecks aus den nun erneut bedrohten Räumen weiter nach Westen zu führen. Es gelingt nur teilweise.

Gassner erlebt mit Frau und fünf Kindern den Zusammenbruch in Oberösterreich und schlägt sich nach der Übersiedelung an den Niederrhein als Landarbeiter durch. Erst im Frühjahr 1950 wird er wieder eingestellt und übernimmt die Leitung der Volksschule in der von vertriebenen Landwirten begründeten Reichswaldsiedlung Nierswalde. Dieser mehrfach vergrößerten Schule werden auch die ersten Förderklassen für Aussiedlerkinder angegliedert. Es ist dem Einsatz Robert Gassners zu verdanken, daß die Nordrhein-Westfälische Landesregierung im Jahre 1963 den Start für die Errichtung einer Siedlung von Siebenbürger Sachsen in Drabenderhöhe (Bergisches Land) gibt. Er übernimmt zwei Jahre später die Leitung der Volksschule in Drabenderhöhe. 1972 beantragt er die vorzeitige Pensionierung, um seinen vielen außerberuflichen Verpflichtungen besser nachkommen zu können. Er gilt zu Recht als der „Vater von Drabenderhöhe“. Robert Gassner hat sich den auf ihn zukommenden Aufgaben und Pflichten nie entzogen. Er war als Vertriebenenvertreter jahrelang Mitglied der Landessynode der Rheinischen ev. Kirche. Seit 1967 ist er direkt gewähltes Mitglied des Oberbergischen Kreistages. Er nahm mehrere Führungspositionen innerhalb der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, deren Ehrenmitglied er seit 1980 ist, aber auch in vielen anderen Gremien wahr. Mit Erreichung des 70. Lebensjahres gab er fast alle Ämter an Jüngere ab bis auf das des Vorsitzenden des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates.

Lit.: Gassner, 10 Jahre Siebenbürger-Sachsen-Siedlung Drabenderhöhe, in: Im Wandel der Zeiten, Köln-Wien 1976, S. 235-279. Heinrich Zillich, in Südostdeutsche Vierteljahresblätter 19 (1970), S. 183; Arnold Weingärtner, in Siebenbürgische Zeitung 30. Jg. Folge 7 vom 30. 4. 80, S. 2.

Ernst Wagner