Biographie

Gentz, Friedrich von

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Österreichischer Schriftsteller, Staatsphilosoph, Diplomat und Politiker
* 2. Mai 1764 in Breslau
† 9. Juni 1832 in Weinhaus/Wien

Der Staatsmann Friedrich von Gentz, einer der bedeutendsten Publizisten Deutschlands, studierte in Königsberg Rechtswissenschaften und Philosophie, trat 1786 als Sekretär beim Generaldirektorium in den preußischen Staatsdienst und wurde zum Kriegsrat ernannt. Er war Gegner Napoleons, der sich in der „Neuen deutschen Monatsschrift“ (1795-1798) und im „Historischen Journal“ (1799-1800) Organe schuf, in denen er seine politischen Anschauungen darlegte. Da sich ihm jedoch eine Laufbahn im preußischen Staatsdienst nicht zu bieten schien, folgte er einem Ruf nach Wien, wo er im Jahre 1802 als kaiserlicher Rat in den österreichischen Staatsdienst trat. Hier setzte die Periode seiner publizistischen Tätigkeit ein, die für die deutschen Nationalkämpfe gegen Napoleons Übermacht von Bedeutung wurde. Als die Franzosen sich 1805 Wien näherten, ging er nach Dresden, dann ins preußische Hauptquartier, wo er das Manifest gegen Frankreich entwarf. Im Jahre 1806 kehrte er nach Wien zurück, 1809 und 1813 verfaßte er die Manifeste Österreichs gegen Frankreich. Seit 1810 wurde er, als Verfechter der Restaurationstendenzen, Gehilfe und Werkzeug der Kabinettspolitik des Fürsten Metternich, wobei aus dem Gegner Napoleons ein Feind der Revolution, des Liberalismus, jeder freien politischen und geistigen Regung wurde. Auf dem Wiener Kongreß, bei den Ministerkonferenzen in Paris und auf den nachfolgenden Kongressen führte er als Generalsekretär das Protokoll. Im Jahre 1818 gründete er die „Wiener Jahrbücher der Literatur“.

Gentz zählt zu den Klassikern der Politik; er war ein Meister des politischen Stils, und seine Darlegungen und Briefe galten als Perlen des Geistes und stilistischer Vollendung. Zu seinen größeren Schriften gehören „Maria, Königin von Schottland“ (1799), „Über den politischen Zustand Europas vor und nach der französischen Revolution“ (1801-1802), „Betrachtungen über den Ursprung und Charakter des Krieges gegen die französische Revolution“. Nach seinem Tode erschienen „Ausgewählte Schriften“ (5 Bände, 1836-1838) und seine kleineren Schriften (5 Bände, 1838-1840), sowie Tagebücher und Briefe.

Lit.: Der Große Brockhaus, Bd. 4 (mit Bild); F. M. Kircheisen: Die Schriften von und über G., bibliogr. Übersicht, in: Mitt. des Inst. f. österr. Geschichtsforsch. 27 (1906); A. Haesler: Die Vertragslehre bei F. v. G., in: Schweiz. Betr. zur allg. Gesch. l (Aarau 1943).; Harro Zimmermann: Friedrich Gentz. Die Erfindung der Realpolitik, Paderborn 2012.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Gentz